Menschen laufen durch einen zerstörten Straßenzug im Flüchtlingsviertel Nuseirat im Gazastreifen.

Kämpfe in Flüchtlingslager Palästinenser beklagen zahlreiche Tote

Stand: 09.06.2024 13:13 Uhr

Während in Israel die Geiselbefreiung gefeiert wird, meldet die islamistische Hamas zahlreiche Tote im Gazastreifen. Mindestens 210 Menschen seien ums Leben gekommen. Palästinenserpräsident Abbas fordert eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats.

Mutmaßlich im Zusammenhang mit der israelischen Aktion zur Befreiung von Geiseln im Gazastreifen sind nach Angaben einer Behörde der islamistischen Hamas mehr als 270 Palästinenser getötet worden. Bei dem Militäreinsatz im Flüchtlingslager Nuseirat im Zentrum des Küstengebiets seien zudem rund 700 Menschen verletzt worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen hatte zuvor 55 Tote gemeldet - ohne zwischen Terroristen und Zivilisten zu unterscheiden. Israels Armeesprecher Daniel Hagari wiederum sprach am Abend von weniger als 100 Todesopfern. "Ich weiß nicht, wie viele davon Terroristen sind", sagte er.

Abbas fordert Sitzung des UN-Sicherheitsrats

Das Medienbüro der Hamas sprach von "einem beispiellosen, brutalen Angriff auf das Flüchtlingslager Nuseirat". Das Al-Aksa-Krankenhaus befinde sich in einer katastrophalen Lage. Berichten zufolge gab es heftige Luftangriffe und Artilleriebeschuss in der Gegend. Auf Aufnahmen, die Szenen aus dem behandelnden Krankenhaus zeigen sollen, sind blutüberströmte Opfer, Tote und verletzte Kinder zu sehen.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte wegen der Ereignisse eine außerordentliche Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Es gehe darum, die Auswirkungen des "grausamen Massakers" der israelischen Armee zu besprechen, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf Abbas. Er forderte demnach ein internationales Eingreifen, um die humanitäre Katastrophe in den Palästinensergebieten zu beenden.

Zivilisten als Schutzschilde missbraucht?

Israels Armeesprecher Hagari sagte, bei der Befreiungsaktion hätten palästinensische Extremisten Zivilisten als Schutzschilde missbraucht. In den beiden Wohngebäuden, aus denen vier israelische Geiseln befreit worden seien, hätten Familien und bewaffnete Wächter die Geiseln festgehalten. Die Einsatzkräfte seien heftigem Beschuss ausgesetzt gewesen, sagte der Sprecher weiter. Palästinenser seien mit Panzerfäusten auf die Straßen gelaufen, um die Soldaten anzugreifen.

Die israelischen Einsatzkräfte feuerten Hagari zufolge aus der Nähe und aus der Luft zurück. Auch diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Israelischen Polizeiangaben zufolge wurde bei dem Einsatz ein hochrangiger Beamter getötet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 08. Juni 2024 um 20:00 Uhr.