Humanitäre Lage im Gazastreifen Hilfsorganisationen fordern sichere Bedingungen
Die humanitäre Lage in Gaza ist laut Hilfsorganisationen katastrophal. Am Wochenende will das Deutsche Rote Kreuz weitere Hilfsgüter an die Grenze zu Gaza in Ägypten bringen. Doch die Übergabe ist ein aufwändiger Prozess.
Am Sonntag soll der nächste Flieger mit Hilfsgütern Richtung Ägypten starten. An Bord: dringend benötigte Hilfslieferungen für den Gazastreifen. Jetzt im nassen, kalten Winter brauchen die Menschen vor allem Unterschlupf. Der Großteil der Bevölkerung ist auf der Flucht vor den israelischen Angriffen, kann nicht in die zerbombten Häuser zurück.
Das Deutsche Rote Kreuz hat dringend benötigte Materialien gepackt, sagt der zuständige Bereichsleiter Christof Johnen: "Zelte, Zeltplanen, Unterkunftsmaterialien, Werkzeuge - das ist die Hauptlieferung. Dazu noch einiges logistisches Gerät. Und sogenannte Rettungsrucksäcke."
"Die meisten Krankenhäuser sind außer Betrieb"
Das Flugzeug mit Hilfslieferungen landet in Ägypten, am Rande der Wüste. Ein kleiner Flughafen bei al-Arish ist zu einer Art Drehkreuz geworden. Hier werden Hilfsgüter aus Europa oder den Golfstaaten entgegengenommen. Der Flughafen ist nur wenige Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Partnerorganisation für das Deutsche Rote Kreuz vor Ort ist der Rote Halbmond.
Mitarbeiter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten nehmen die Waren entgegen, helfen auch beim Aufbau von Feldlazaretten. "Die meisten Krankenhäuser sind außer Betrieb. Daher sind Lazarette vor Ort sehr wichtig für die Notversorgung. Das wird, so Gott will, sicherlich helfen", sagt Mohamed al-Kaabi.
Israel inspiziert Güter
Das Problem: Die Waren müssen erstmal den nahegelegenen Grenzübergang passieren. Und das sei schwierig, sagt Juliette Touma, Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks für die Palästinenser (UNRWA): "Auch die Hilfslieferungen, die über Ägypten kommen, müssen erst zur israelischen Inspektion, dann wieder zurück nach Ägypten. Das dauert. Diese Inspektion muss viel schneller passieren, damit es mehr Lkw nach Gaza schaffen."
"Die Menschen sind ausgehungert"
Wenn die Waren dann endlich auf dem Weg sind, gebe es neue Schwierigkeiten. Vor allem, wenn es etwas zu Essen sei. "Die Menschen kommen, nehmen sich Sachen und essen sie oft an Ort und Stelle. Diese Menschen sind ausgehungert", sagt Touma. Aber natürlich müssen die Waren geordnet an alle Bedürftigen verteilt werden. Genau deshalb sei es wichtig, sichere Korridore zu schaffen - und das gehe nur mit einer erneuten humanitären Feuerpause, so Tourna.
Auch Christof Johnen vom Deutschen Roten Kreuz sagt: "Es muss eine Deeskalation geben, es muss die sichere Verteilung von Hilfe gewährleistet werden, es muss der sichere Zugang von Hilfe sichergestellt werden und es muss auch die Sicherheit der Helfenden sichergestellt werden." Aber eine humanitäre Feuerpause scheint derzeit nicht in Sicht.