Der Trump Tower in New York.

Ende der Kautionsfrist Liefert Trump die halbe Milliarde?

Stand: 25.03.2024 08:52 Uhr

Rund 464 Millionen Dollar soll Donald Trump als Kaution in einem Betrugsverfahren hinterlegen - und will die Summe nach anfänglichen Schwierigkeiten tatsächlich beschafft haben. Woher das Geld kommt, ist unklar.

Jeden Tag habe sie bereits Donald Trumps Turm im Visier, droht New Yorks Generalstaatsanwältin. "40 Wallstreet" heißt das historische Hochhaus, schräg gegenüber der Börse, nicht weit von ihrem Büro. Letitia James sagt, sie habe alles vorbereitet, um gleich nach Ablauf der Frist diese und andere Immobilien aus dem Besitz der Trump-Organisation zu beschlagnahmen.

"Wir werden alle Instrumente einsetzen, um den Richterspruch durchzusetzen", sagte James im Sender ABC. "Wir werden den Richter auffordern, den Besitz zu pfänden." Die New Yorker Justiz könnte sofort loslegen, sollte der wegen Betrugs verurteilte Ex-Präsident nicht doch noch rechtzeitig rund eine halbe Milliarde Dollar flüssig machen. So hoch ist nämlich die Kaution für seine Geldstrafe, plus Zinsen.

Der New Yorker Richter Arthur Engoron hatte Trump und zwei seiner Söhne im Februar zu dieser Strafe verurteilt. Dafür, dass sie das Vermögen ihrer Familienholding in Finanzberichten aufgebläht hatten, um Banken und Versicherer zu täuschen. Die Trumps legten dagegen Berufung ein. Doch bis zur Entscheidung muss die Kaution in voller Strafhöhe auf den Tisch - in bar oder mit Sicherheiten.

 

"Niemand hat soviel Cash frei verfügbar"

Das sei "unmöglich", sagen Trumps Anwälte. Sie erklärten vergangene Woche, dass ihr Klient das Geld nicht flüssig habe. Das wundere niemanden, meint der ehemalige stellvertretende Bezirksstaatsanwalt für Manhattan, Adam Kaufmann. "Niemand hat soviel Cash ad hoc frei verfügbar", sagte er dem ARD-Studio New York. "Nicht einmal Amerikas größte Multimilliardäre."

Trump habe auf der Suche nach dem Geld nach Auskunft seiner Anwälte auch von 30 Kautionsgesellschaften eine Absage erhalten. "Trumps Vermögen ist größtenteils an Immobilien gebunden. Und die Kautionsgesellschaften akzeptieren das nicht als Sicherheit", so Kaufmann.

Wie viel Geld hat Trump?

Was der Geschäftsmann Trump tatsächlich an Vermögen hat, bleibt ein Mysterium. Das US-Magazin "Forbes" schätzt es aktuell auf rund 2,6 Milliarden US-Dollar. Das hat er allerdings nicht in bar oder Aktien zur Verfügung. Das meiste besteht in Form von Immobilien. Doch fraglich ist auch, was Trump tatsächlich an diesen Gebäuden und Anwesen gehört. Viele sind mit hohen Schulden belegt oder längst verkauft und tragen nur noch seinen Namen.

So heißt der Turm in der Wallstreet Nummer 40 zwar auch "Trump Building". Doch formal sind eine deutsche Reederfamilie und ihre Geschäftspartner Eigentümer des Grundstücks und des Gebäudes von 1930. Trump ist laut Gerichtsdokumenten lediglich Pächter. Und auch seine erklärten Pachteinnahmen von über 660 Millionen Dollar sind im Betrugsverfahren als aufgebläht entlarvt worden.

Kein leichter Fall ist auch sein Wahrzeichen, der schwarze Trump Tower auf der Fifth Avenue. Es ist unklar, wie viel den Trumps davon überhaupt noch gehört. Experten stimmen überein: Das Urteil sei das eine. Es werde trotzdem nicht einfach, Trumps Besitz in großem Stil zu pfänden. Zumal die Geschäfte der Trump-Organisation auch über viele Unterfirmen liefen.

Pfändung - auch im Ausland?

Dennoch hat Generalstaatsanwältin James bereits die nötigen Papiere eingereicht. "Sie hat es zunächst auf den Besitz der Trump-Organisation im Staat New York abgesehen", sagt Jurist Kaufmann. "Doch sie kann das Urteil auch auf andere Bundesstaaten ausdehnen. Vielleicht sogar auf andere Länder."

Betroffen könnte dann auch Trumps Golf Resort in Schottland sein. Doch Spekulationen, der Gesetzesarm könnte nach Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida greifen, ließen sich nicht so leicht beantworten, sagt auch Kaufmann. Nach geltendem Recht in Florida darf der private Hauptwohnsitz von Bürgern nicht beschlagnahmt werden. Und Mar-a-Lago sei eine Mischung aus privatem und geschäftlichem Anwesen.

Das Urteil für den Wahlkampf nutzen

Doch ganz gleich, was nach Ablauf der Frist geschieht - es schlägt auf das Konto des republikanischen Präsidentschaftsanwärters. Der Sender CNN sah Trump bereits im "Panikmodus". Doch während seine Anwälte das Gericht zu einer Verringerung der Kaution bewegen wollen, nutzt Trump das Spektakel fleißig für seinen Wahlkampf. Der Republikaner, der gern das Image des erfolgreichen Geschäftsmanns vor sich herträgt, sieht wieder den Beweis, dass die Demokraten nach seinem Besitz trachteten und eine "Hexenjagd" gegen ihn führten.

Mit dem Aufruf "Lasst eure dreckigen Hände vom Trump Tower" bat sein Wahlkampfteam die Anhänger um Spenden. Beträge von 20 bis 3.300 US-Dollar, um die Kaution zusammenzubekommen. Am Freitag überraschte Trump dann mit einem Börsendeal: Seine Medienfirma fusioniert mit einer Unternehmenshülle und gelangt dadurch im Schnellgang aufs Parkett. Der Deal soll Trump ein Aktienpaket von gut drei Milliarden Dollar einbringen. Geld für die Kaution bringt es ihm aber nicht. Er dürfte die Aktien erst ein halbes Jahr nach dem Börsengang verkaufen.

Kredit aus unbekannter Quelle

Dennoch tönte Trump kurz vor Toresschluss, er habe die halbe Milliarde in Cash für die Kaution zusammen. Im Sender NBC wetterte er am Freitag: "Sie wollen mir nur das Geld wegnehmen, damit ich es nicht für den Wahlkampf nutzen kann." Das sei eine "korrupte Gruppe von Leuten", die in die Wahl eingreifen wollten. Woher die Geldspritze kommt, verriet Trump allerdings nicht. Und das müsste er auch nicht, sagen Experten.

Angesichts von Trumps Kreditgeschichte sollte zu der Geldspende wohl kaum ein gewöhnlicher US-Großspender oder Gläubiger bereit sein, sagt Jurist Kaufmann, der auf Betrug und Korruption spezialisiert ist: "Seine - freundlich gesagt - interessanten Geschäftspraktiken der Vergangenheit fallen Trump nun auf die Füße."

Es mehren sich Spekulationen, der klamme Ex-Präsident könnte Russland oder Saudi-Arabien um Finanzhilfe gebeten haben. Im Gespräch mit Fox News räumte Trumps Anwältin Alina Habba diesen Verdacht nicht aus. Auf die Frage der Moderatorin, ob es derartige Vorstöße von Trumps Team gebe, antwortete Habba: "Nun, es gibt Regeln und Vorschriften, die öffentlich sind." Sie könne nicht über die Strategie sprechen. "Das erfordert bestimmte Dinge, und wir müssen diese Regeln befolgen."

Antje Passenheim, ARD New York, tagesschau, 25.03.2024 04:50 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 25. März 2024 um 06:30 Uhr.