Klimaschutz Wie die Sahara grüner werden könnte
Im Wüstensand der Sahara sollen künftig Bäume und andere Pflanzen wachsen - so zumindest das Ziel eines Wissenschaftlers aus Deutschland. Wie realistisch ist die Idee?
Gerade erst war Peter Heck vom Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier mit seinem Team in Mauretanien. Der Hochschulprofessor plant, an der Küste des afrikanischen Landes Entsalzungsanlagen zu bauen, die mit Solar- und Windenergie betrieben werden. So will er das Salz aus dem Meerwasser herausfiltern.
Sein Ziel: "Mit diesem entsalzten Wasser bewässern wir die Wüste großflächig und pflanzen dort Bäume. Die wachsen und nehmen dann CO2 aus der Luft auf. Wir wollen die Atmosphäre entlasten - entgiften von CO2."
Erste Schritte sind gemacht
"Sahara Renaissance Project", kurz SAREP, nennt Heck das Vorhaben. Über ein Bewässerungssystem soll das Wasser von der Küste auch ins Innere der Wüste gelangen. "Wir werden dafür Pipelines bauen und das Wasser mit solarbetriebenen Pumpen weiterleiten, damit wir es auch im Landesinneren nutzen können." Die Machbarkeit eines solchen Systems habe er mit einem großen Pumpenhersteller aus Deutschland besprochen, sagt Heck.
Ein erster Schritt ist gemacht. Vor wenigen Tagen hat der Wissenschaftler in Mauretanien Landrechte erworben und vor Ort Vereinbarungen mit Politikern getroffen. Dadurch hat Heck für sein Projekt nun Zugriff auf zwei Millionen Hektar Land in Mauretanien. Später einmal, so zumindest die Vision, könnte sich das Projekt durch die gesamte Sahara erstrecken.
Hoher Kapitalbedarf
"Wenn wir diese zwei Millionen Hektar in der Wüste Mauretaniens bepflanzen, könnten wir so beispielsweise ein Viertel der deutschen jährlichen Emissionen gewissermaßen im Sand der Sahara binden", erläutert Heck den Beitrag seines Aufforstungsprojekts zum Klimaschutz. Denn für das Klima spielt es keine Rolle, wo auf der Welt Treibhausgase ausgestoßen, vermieden und ausgeglichen werden.
Der Kapitalbedarf für aufwendige Meerwasserentsalzung und Bewässerungssysteme sei hoch, sagt Heck. "Wir brauchen dafür noch Investoren, die langfristig Geld anlegen wollen in Afrika." Gespräche mit möglichen Geldgebern würden bereits geführt, Namen will der Wissenschaftler noch keine nennen. Finanzieren soll sich das Projekt über den Handel mit CO2-Zertifikaten.
Kleinere Bäume in einem Testgarten. Im kommenden Jahr sollen in der mauretanischen Wüste die ersten Pflanzen gesetzt werden.
Experten: Es braucht Unterstützung der Bevölkerung
Experten halten Hecks Pläne, die Sahara zu bewässern und zu begrünen, durchaus für umsetzbar. "Ich freue mich, wenn das jemand versucht", sagt Thomas Hickler vom Klimaforschungszentrum Senckenberg in Frankfurt am Main. Die Idee sei gar nicht so neu und inzwischen gebe es auch Finanzierungsmöglichkeiten, insbesondere über Märkte für den Handel mit Treibhausgasemissionen.
Natürlich brauche es technisches Know-how und Geldquellen, aber die größte Herausforderung sieht Hickler im sozialen und politischen Bereich. "Weil man die Sahara oder Teile davon natürlich nur dann erheblich grüner machen kann, wenn die Menschen dort das auch möchten. Es kann ja nicht sein, dass das nur gemacht wird, damit reiche Länder wie Deutschland ihre Treibhausgasemissionen kompensieren." Es brauche vor allem die Unterstützung der Bevölkerung und Politik vor Ort, sagt Hickler.
Zur Umsetzung seines Projekts steht Wissenschaftler Heck vom Umwelt-Campus Birkenfeld im Austausch mit Verantwortlichen in Mauretanien und Mali. Heck und sein Team sind überzeugt, dass ihr Aufforstungsprojekt in der Sahara den beteiligten Ländern in Afrika Arbeitsplätze und Nahrungsmittelsicherheit bringen wird. Heck betont: "Es geht uns um internationalen Klimaschutz und bessere Lebensbedingungen in Afrika."
Erste Pflanzen im kommenden Jahr
Im kommenden Jahr sollen in der mauretanischen Wüste die ersten Pflanzen gesetzt werden, die mit den klimatischen Bedingungen dort gut zurechtkommen, unter anderem Akazien, Mimosen und Jatropha-Arten. "Wenn sie gezielt gewässert werden, wachsen die auch im Sand sehr schnell und können dann auch Kohlendioxid binden", betont Heck.
Als erste Entsalzungsanlage ist eine Containerlösung geplant, die schnell gebaut werden kann. Für diesen ersten Schritt sollen 16 Millionen Euro investiert werden. Ende des kommenden Jahres werden in der Wüste Mauretaniens erste grüne Pflanzen-Erfolge erkennbar sein, davon geht der Wissenschaftler aus.