Klimaschutz in Kenia Vorreiter mit Schwächen
In Kenias Hauptstadt Nairobi beginnt heute der erste afrikanische Klimagipfel. Das Land selbst will beim Thema Klimaschutz vorangehen. Doch die Energiewende in Kenia läuft noch nicht reibungslos.
Der Flughafen in Nairobi liegt in Dunkelheit. Gepäckbänder stehen still. Sicherheitssysteme fallen aus. Das einzige Licht kommt von Mobiltelefonen, die herum irrende Passagiere als Taschenlampe benutzen.
Wenige Tage vor Beginn des Klimagipfels erlebt Kenias Hauptstadt genau wie andere Regionen im Land über Stunden einen totalen Stromausfall. Der regierungseigene Energiekonzern macht dafür Probleme in einem Windpark verantwortlich, durch die das Netz zusammengebrochen sei. Doch die Betreiber weisen die Vorwürfe zurück.
Den Kenianerinnen und Kenianern sind die Gründe auch fast schon egal. Sie sind die ständigen Ausfälle einfach nur leid. "Ich bin Geschäftsmann und von Elektrizität abhängig", sagt Shadrack Odukenya, Betreiber eines kleinen Ladens in Nairobi. "Ich habe einen Kühlschrank und Waren darin." Und die junge Mutter Mariana Muthini meint: "Das ist nur noch verrückt. Die Regierung sollte sich darum kümmern, aber sie kehrt alles unter den Teppich."
Lob für Kenias Vorreiterrolle
Kenias Präsident William Ruto, der seit rund einem Jahr im Amt ist, präsentiert sich als Vorreiter, wenn es um den Ausbau Erneuerbarer Energien geht. Tatsächlich gewinnt das ostafrikanische Land schon jetzt einen großen Teil seines Stroms aus Windkraft, Solarenergie und vor allem Geothermie.
Das lobte auch Bundeskanzler Olaf Scholz, als er Anfang Mai in Kenia zu Gast war. "Dass in Kenia bereits mehr als 90 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energieträgern produziert wird und bis 2030 hundert Prozent erreicht werden sollen, ist beeindruckend. Und auch ein Grund, weshalb Kenia in Afrika und darüber hinaus eine große Strahlkraft hat."
"Nairobi-Deklaration" Ziel der Konferenz
In dieser Vorreiterrolle scheint Kenia als Ausrichter des ersten afrikanischen Klimagipfels ideal. Es werden Staatschefs aus Afrika und mehrere Tausend Delegierte erwartet. Ziel ist eine "Nairobi-Deklaration" in Vorbereitung auf die große UN-Klimakonferenz Ende des Jahres.
Kenias Präsident unterstreicht, wie wichtig der Kontinent auf dem Weg zu mehr Klimafreundlichkeit ist. "Afrika hat die größten Reserven zum Ausbau grüner Energie", so Ruto. "Außerdem lagern hier 40 bis 45 Prozent der Mineralien, die für den grünen Wandel wichtig sind. Auf dem afrikanischen Klimagipfel wollen wir uns darüber austauschen, wie wir als Kontinent vorangehen wollen."
Entschädigungen für Klimaschäden
Thema wird sicherlich auch sein, wie die Industrieländer dazu gebracht werden können, ihre Zusagen für Zahlungen an ärmere Länder einzuhalten. Afrika soll dafür entschädigt werden, dass hier die Folgen des Klimawandels mit Dürren und Überschwemmungen noch mehr als anderswo zu spüren sind, obwohl der Kontinent bisher gerade mal vier Prozent der globalen Treibhausemissionen verursacht.
Gelder aus einem Ausgleichsfonds könnten beispielweise dazu eingesetzt werden, die Erneuerbaren Energien nicht nur auszubauen, sondern auch für alle nutzbar zu machen, meint der kenianische Energie- und Rechtsexperte Tedd Moya. "Kenia ist auf dem richtigen Weg, hat aber immer noch große Probleme", sagt Moya. "Es ist eine Sache, die Energieversorgung im Land voranzutreiben. Doch eine andere muss es sein, den Bürgern verlässlich Strom zu liefern."
Vor allem, wenn Kenia es mit der grünen Energie tatsächlich ernst meint. Denn bisher springen während der ständigen Stromausfälle vielerorts noch immer die Dieselgeneratoren an. Und die sind alles andere als emissionsfrei.