Frist für Tiefseebergbau verstreicht Werden nun Manganknollen abgebaut?
Eine Frist zur Regulierung des Tiefseebergbau verstreicht heute - nun muss die Internationale Meeresbodenbehörde über Anträge zum Tiefseebergbau entscheiden. Das bedeutet aber nicht, dass der Abbau sofort startet.
Es tut sich etwas in Sachen Tiefseebergbau. Erst hat Norwegen angekündigt, große Flächen vor der norwegischen Küste für den Tiefseebergbau freigeben zu wollen. Und jetzt verstreicht auch in internationalen Gewässern eine wichtige Frist. Theoretisch könnte hier schon ab nächster Woche mit dem Tiefseebergbau begonnen werden.
Schatz in internationalen Gewässern
Denn besonders interessant für den Abbau ist das Gebiet der Clarion-Clipperton-Zone. Sie liegt im Pazifik, zwischen Mexiko und Hawaii. In Tausenden Metern Tiefe liegen hier viele sogenannte Manganknollen - Mineralaggregate, die hier besonders reich an wertvollen Metallen, wie Kupfer, Nickel und Kobalt sind. Metalle also, die bisher beim Bau von Batterien gebraucht werden.
Weil in diesen internationalen Gewässern kein einzelnes Land über den Abbau verfügen kann, wurde die Internationale Meeresbodenbehörde (englisch International Seabed Authority - ISA) etabliert. Sie soll den möglichen Abbau regulieren und ihn möglichst umweltverträglich und gerecht gestalten.
Bisher nur Erkundung erlaubt
Bisher hat die Behörde nur Lizenzen vergeben, um einen möglichen Abbau zu erkunden, also erste Versuche zu starten, wie ein Abbau möglich wäre. Vor zwei Jahren aber hat die Firma Nori, eine Tochterfirma der kanadischen "The Metals Company", einen Antrag auf Abbau bei der Behörde eingereicht und damit eine Frist ausgelöst. Nach dem 10. Juli muss die Behörde nun auch über den möglichen Abbau der Knollen entscheiden.
Unterstützt wurde das Vorhaben der Firma Nori vom Inselstaat Nauru. Denn um überhaupt einen Antrag bei der Internationalen Meeresbodenbehörde stellen zu können, brauchen Firmen die Unterstützung von Staaten Der winzige Pazifikstaat Nauru ist eines der ärmsten Länder der Erde; durch die Kooperation erhofft er sich neue Einnahmen.
Baldiger Abbau unwahrscheinlich
Das bedeute aber nicht, dass schon ab nächster Woche damit zu rechnen sei, dass die Firma Nori einen Antrag einreicht, um wirklich mit dem Abbau zu beginnen, sagt Carsten Rühlemann. Er ist Meeresgeologe bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, der Behörde also, die für Deutschland einen möglichen Abbau erkundet hat. Derzeit ist er auch bei den Verhandlungen auf Jamaika.
Käme jetzt direkt ein Antrag "wäre eine faustdicke Überraschung", sagt Rühlemann. Denn die für einen Antrag notwendigen Gutachten zur Umweltverträglichkeit der geplanten Arbeiten lägen noch gar nicht vor. Und auch Nauru habe laut Rühlemann schon angekündigt, dass es auf jeden Fall nicht bis Ende dieses Jahres einen Antrag unterstützen wollen, bis verbindliche Regularien vorliegen.
Bis diese vorliegen, kann es aber noch eine Weile dauern. Ab dem 10. Juli wird zwar in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston wieder verhandelt, was genau beim Tiefseebergbau erlaubt werden soll und was nicht. Empfehlungen aus den technischen Gremien werden aber erst zum Ende des Jahres erwartet. Bis sich der Rat dann auf verbindliche Regelungen geeinigt hat, kann auch noch mehr Zeit ins Land gehen.
Gefahren für Mensch und Umwelt
Ob es überhaupt zum Abbau kommen sollte, ist jedoch sehr umstritten. Er kann große Schäden für das Ökosystem der Tiefsee verursachen. Denn gerade die Artenvielfalt ist in der Tiefsee viel höher als ursprünglich angenommen.
Auch für die Menschen, die beim Abbau involviert sind, könnte der Umgang mit Manganknollen Gefahren bergen. Eine kürzlich erschienene Studie hat festgestellt, dass die Knollen zum Teil stark radioaktiv sind. Die Aktivität von Radium-226 in den Knollen ist teilweise Hundert- bis Tausendfach so hoch, wie sie laut der deutschen Strahlenschutzverordnung sein dürfen. Sollten die Knollen also tatsächlich in absehbarer Zeit abgebaut werden, müssten also entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen werden.
Walter Geibert vom Alfred-Wegner-Institut für Polar- und Meeresforschung war an der Studie beteiligt und sagt dazu: "Wir raten jetzt jedem, der damit hantiert, unbedingt eine Maske zu tragen, damit man diesen Staub nicht aufnimmt."
Manganknollen auf dem Meeresgrund - Felder, wie diese werden bisher nur erforscht.
Rohstoffe aus Tiefsee vielleicht nicht nötig
Dass es überhaupt ein so großes Interesse an den Knollen gibt, wird von Seiten der Unternehmen auch mit der Energiewende begründet. Zukünftig, so die Argumentation, wären die Rohstoffe aus der Tiefsee dafür nötig. Laut einer von der Umweltorganisation Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie vom Öko-Institut e.V. in Freiburg, können nur Mangan und Kobalt in nennenswerten Mengen aus den Knollen gewonnen werden.
Mangan aber wird schon heute nur in geringsten Mengen eingesetzt. Und auch Kobalt wird in neueren Batterien, gerade Autobatterien, gar nicht mehr verbaut. Für die Energiewende wären die Elemente aus der Tiefsee also nicht hilfreich. Vielleicht ist das auch einer der Gründe dafür, dass sich auch Autobauer, wie BMW, VW, Volvo und Renault verpflichtet haben, zunächst keine Rohstoffe aus der Tiefsee zu nutzen.
Eine Manganknolle - nur Mangan und Kobalt können in nennenswerten Mengen aus den Knollen gewonnen werden.
Deutschland setzt Beteiligung aus
Und auch Deutschland hat sich eine freiwillige Pause verordnet. Weil bisher noch sehr wenig über die Folgen des Abbaus bekannt sei, setzt die Bundesregierung eine Unterstützung von Projekten aus. Andere Staaten haben nachgezogen.