Erderwärmung Klimawandel bedroht Elefanten in Kenia
Drei Gletscher gibt es auf dem afrikanischen Kontinent. Sie alle könnten in den nächsten 15 Jahren verschwinden, befürchten Forschende aus Deutschland - mit Folgen für die einzigartige Tierwelt.
Es ist wohl das Fotomotiv, was jeder und jede sofort mit dem afrikanischen Kontinent in Verbindung bringt: Eine Elefantenherde streift vor dem schneebedeckten Kilimandscharo, dem höchsten Berg Afrikas, durch die Landschaft. Ein Motiv, das schon bald nicht mehr existieren könnte, denn auch hier im Osten Afrikas schmelzen die Gletscher aufgrund der fortschreitenden Klimakrise. Auch für die Tierwelt sind die Klimaveränderungen dramatisch.
Thomas Mölg ist Klimatologe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er hat Satellitenaufnahmen des Kilimandscharos ausgewertet und Erschreckendes festgestellt: "In den 2040er-Jahren wird der Gletscher verschwunden sein." Neben dem Kilimandscharo in Tansania gibt es mit dem Mount Kenya sowie dem Ruwenzori-Gebirge im Grenzgebiet der Demokratischen Republik Kongo und Uganda zwei weitere Gletscher auf dem afrikanischen Kontinent. Sie alle sind deutlich geschrumpft. Beim Kilimandscharo gab es um 1900 noch mehr als elf Quadratkilometer Eis, jetzt sind es weniger als ein Quadratkilometer.
Kein Schnee, kein Regen
Anders als beim Abschmelzen der Gletscher in den Alpen ist in Ostafrika aber nicht nur die globale Erwärmung verantwortlich, erklärt Klimatologe Mölg: "In diesen tropischen Gebieten, vor allem Ostafrika, hat der fehlende feste Niederschlag eine größere Bedeutung, es fehlt Schnee. Und deswegen kann man sagen, hungern diese Gletscher langsam aus." So fielen zwischen 2020 und 2023 gleich fünf Regenzeiten infolge aus - mit weitreichenden Folgen für die Tierwelt.
Allein in sechs Monaten 2022 starben auf der kenianischen Seite des Kilimandscharo über 6.000 Wildtiere, darunter Hunderte Elefanten. Denn fällt kein Schnee auf dem Kilimandscharo, regnet es auch nicht in der Umgebung.
Viele der Tiere waren damals verdurstet: Lange lag über der Landschaft der süßliche Verwesungsduft, heute sind die Gerippe stumme Zeugen. Klimatologe Mölg lenkt den Blick vor allem auf den Regen: "Diese erste Regenzeit im Jahr in den äquatorialen Gebieten Ostafrikas ist zwischen März und Mai, wo die Mengen in den letzten 30 Jahren beständig abgenommen haben, und in der zweiten Regenzeit ist die Variabilität wahnsinnig hoch. Also manchmal fällt die komplett aus."
Futter für die Wildtiere
Immer öfter müssen Rangerinnen und Ranger in den Nationalparks Futter für die Wildtiere verteilen, in der Natur gibt es nicht mehr genug, weiß Ökologin Irene Amoke vom Kenya Wildlife Trust: "Gerade im Naturschutz sind wir besorgt, weil das Wetter so unberechenbar geworden ist. Ganz Kenia ist auf fruchtbare Weiden angewiesen. Und natürlich leiden nicht nur die Wildtiere, sondern auch die Nutztiere und damit die Menschen. Also sind Dürren eine wirklich große Sorge von uns."
Selbst Wetterphänomene wie El Niño, die Ostafrika in den vergangenen Monaten regelrecht überschwemmt haben, können die Gletscher nicht mehr retten. Auch Mölg hält das für ausgeschlossen: "Wenn wir den jetzigen Pfad weitergehen und auch die klimapolitischen Maßnahmen für die Zukunft denken, die hoffentlich zumindest teilweise gut umgesetzt werden, dann ist das unwahrscheinlich, dass dieser Hebel umgelegt wird."
Und trotzdem hat Ökologin Amoke noch Hoffnung, denn die weiße Spitze des Kilimandscharo könne man entbehren, einzig die Tierwelt ist unverzichtbar: "Ich habe Hoffnung und bin wirklich zuversichtlich. Wir bemühen uns wirklich, aber wir müssen uns noch mehr bemühen, dann wird es auch in Zukunft ein Kenia mit Tieren geben." Dafür ist sie auch auf die Unterstützung weltweit angewiesen, denn Kenia selbst verursacht nur wenige Emissionen.