Ein Rotfuchs (Vulpes vulpes) schleicht durch einen Wald.

Infektionszahlen steigen Wer sich vor dem Fuchsbandwurm schützen sollte

Stand: 13.08.2024 15:41 Uhr

Dass man keine wilden Beeren essen soll, die zu nah am Boden wachsen - dieser Mythos hält sich hartnäckig. Der Grund: Die Sorge vor dem Fuchsbandwurm. Doch Fachleute geben teilweise Entwarnung.

Von Marlène Seibold, SWR

Der Fuchsbandwurm ist ein Parasit, der für den Menschen unbehandelt tödlich enden kann. Das kommt jedoch sehr selten vor. In Deutschland findet man den Fuchsbandwurm, so das Robert Koch-Institut (RKI), vor allem in den südlichen Bundesländern. Wie der Name bereits andeutet, befällt der Fuchsbandwurm vor allem Füchse, aber auch andere Säugetiere wie zum Beispiel den Marderhund.

Der Parasit Fuchsbandwurm

Bei befallenen Tieren oder Menschen nistet er sich im Dünndarm ein und wird bis zu vier Millimeter groß. Ist ein Fuchsbandwurm geschlechtsreif, legt er Eier, die dann über den Kot des Wirtes ausgeschieden werden und in die Umwelt gelangen. So können die Nachkommen weitere Wirte befallen - zum Beispiel den Menschen.

Larven oft Jahrzehnte unerkannt

Menschen infizieren sich in der Regel durch das versehentliche Verschlucken von Fuchsbandwurmeiern. Im Körper entwickeln sich die Eier dann zu Larven und nisten sich primär in der Leber ein. Über Jahre hinweg bilden sie dort tumorartige Wucherungen.

Die Diagnose einer Erkrankung wird meist erst nach Jahren oder sogar Jahrzehnten gestellt. Grund dafür sind Symptome, die zwar vorhanden, aber relativ unspezifisch sind, beispielsweise Müdigkeit oder Oberbauchschmerzen. Nach einer Diagnose ist eine Fuchsbandwurmerkrankung jedoch in der Regel gut behandelbar, etwa mit Wurmmitteln oder durch Operationen.

Berufskrankheit Fuchsbandwurm

Auffällig ist, dass überdurchschnittlich viele Erkrankte in der Landwirtschaft arbeiten, sagt Beate Grüner. Sie ist Leiterin der Sektion Klinische Infektiologie an der Uniklinik Ulm. Für sie ist eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm quasi eine Berufskrankheit.

Gartenbesitzer sollten aufpassen

Aber auch andere Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko, mit den Eiern des Fuchsbandwurms in Kontakt zu kommen. Dazu gehören zum Beispiel Menschen mit einem Küchen- oder Gemüsegarten. Denn nicht selten kann es passieren, "dass man am Ende die Eier, die an den Händen haften, nach der Arbeit im Garten verschluckt", so Beate Grüner.

Hundebesitzer Risikogruppe

Hunde, die gerne in der Erde wühlen oder Mäuse jagen, haben ein erhöhtes Risiko, selbst Wirte zu werden. So könnten auch Hundebesitzer verstärkt Kontakt mit Fuchsbandwurmeiern haben, erklärt die Infektiologin.

Bei Menschen, die in ihrer Freizeit gerne wilde Pilze und Beeren sammeln, gibt sie jedoch Entwarnung: Hier konnte kein häufigeres Auftreten von Fuchsbandwurmerkrankungen festgestellt werden.

Immunsystem bekämpft Eier

Tatsächlich kämen die meisten Menschen in ihrem Leben mit den Eiern des Fuchsbandwurm in Kontakt. Doch in 99 Prozent der Fälle würden die Eier vom Immunsystem bekämpft und erreichen nicht das Larvenstadium. Daher erkrankten nur ein Bruchteil der Infizierten, so Grüner. Besonders gefährdet seien jedoch immungeschwächte Personen.

Mehr Infektionen durch steigende Fuchspopulation

Die Anzahl der am Fuchsbandwurm erkrankten Menschen hat sich in Deutschland in den letzten 20 Jahren deutlich erhöht. Während im Jahr 2001 neun Fälle gemeldet wurden, stieg die Zahl laut RKI im Jahr 2022 auf 41 bestätigte Fälle an. Vom Blitz getroffen zu werden, ist somit wahrscheinlicher, als am Fuchsbandwurm zu erkranken.

Der Anstieg der Fallzahlen ist vor allem auf die wachsende Population der Hauptwirte, wie Füchse und Marderhunde, zurückzuführen, die durch die erfolgreiche Bekämpfung der Tollwut begünstigt wurde, erklärt das Robert Koch-Institut.

Ein weiterer Faktor sei das zunehmende Vordringen wildlebender Tiere in urbane Gebiete. Aufgrund des geringen Vorkommens von natürlichen Feinden und des reichhaltigen Nahrungsangebots in Wohngegenden sei die Wahrscheinlichkeit von Begegnungen zwischen Mensch und Fuchs gestiegen.

Ein Fuchs unter einer Rutsche

Ein trockenes Plätzchen hat dieser Fuchs unter einer Rutsche in Wilmersdorf, Berlin gefunden.

Infektionsrisiko weiterhin gering

Trotz dieser Entwicklungen bleibt das Infektionsrisiko weiterhin gering, betont die Infektiologin Grüner. Hygienemaßnahmen schützen vor einer Infektion. Da eine Infektion mit dem Bandwurm jedoch unangenehme Folgen haben kann, sei es sinnvoll, das Restrisiko mit einfachen Hygienemaßnahmen einzudämmen.

Vorsichtsmaßnahmen

Alles, was potenziell infizieren könnte, sollte gewaschen werden, rät Grüner - auch bodennah gepflückte Beeren. Ebenso wichtig sei das Händewaschen nach Kontakt mit Erde oder nach Gartenarbeit, nach dem Streicheln von Hunden und nach landwirtschaftlicher Arbeit. Außerdem sollten Haustierbesitzer an das regelmäßige Entwurmen ihrer Hunde und Katzen denken, erklärt die Expertin.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Fernsehen in Visite am 07. Februar 2023 um 20:15 Uhr.