Fälle in Deutschland Was über die Affenpocken bekannt ist
In Deutschland gibt es immer mehr Infektionen mit dem Affenpockenvirus. Wie gefährlich ist das Virus? Was sind die Symptome der Erkrankung? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie ist die aktuelle Situation in Europa?
In der zweiten Maiwoche waren es zunächst sechs Fälle in Großbritannien, die die Gesundheitsbehörden aufhorchen ließen. Doch mittlerweile ist klar: Infektionen mit dem Affenpockenvirus gibt es auch in anderen europäischen Ländern. In Spanien, Portugal, Frankreich und Italien wurden Betroffene gemeldet, ebenso in Nordamerika, Lateinamerika und Australien. Inzwischen wurden auch mehrere Fälle in Deutschland nachgewiesen.
Experten versuchen nun, Infektionsketten und mögliche weitere Betroffene ausfindig zu machen. Medizinisches Personal soll sensibilisiert werden, damit sie eine Infektion mit Affenpocken als solche erkennen. Menschen mit ungewöhnlichen Hautausschlägen sollen sich untersuchen lassen.
Auch das Robert Koch-Institut hat eine offizielle Mitteilung mit einer ersten Einschätzung zu den Fällen aus Großbritannien veröffentlicht.
Es ist nicht das erste Mal, dass Fälle von Affenpocken in Europa oder den USA auftauchen. Auch in Israel gab es 2018 einen dokumentierten Fall. Jedoch konnten all diese Infektionen mit einer Reise nach West- oder Zentralafrika oder mit dem Kontakt zu von dort importierten Tieren in Verbindung gebracht werden. In West- und Zentralafrika ist das Affenpockenvirus zum Teil endemisch, es gab in der Vergangenheit immer wieder Ausbrüche.
Die genauen Ausmaße des aktuellen Ausbruchs der Affenpocken in Europa sind noch unklar. Ein Grund zu Panik ist die aktuelle Situation laut Jimmy Withworth aber nicht. Er ist Professor für internationale öffentliche Gesundheit an der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Die aktuelle Ausbreitung sei höchst ungewöhnlich, aber: "Das wird keine landesweite Epidemie auslösen, wie es bei Covid der Fall war. Aber es handelt sich um den ernsten Ausbruch einer ernsten Krankheit." Und deshalb müsse man jetzt entsprechend handeln.
Woher kommen Affenpocken?
Affenpocken werden durch ein vergleichsweise großes Virus ausgelöst, das nah verwandt mit dem Variola-Virus ist. Das war der Erreger der echten Pocken, die seit 1980 als ausgerottet gelten.
Im Vergleich zu den echten Pocken können die Affenpocken viele Tierarten befallen, darunter auch verschiedene Säugetierarten, zum Beispiel Nagetiere oder Affen. Die meisten Fälle von Affenpocken-Infektionen beim Menschen sind sogenannte Zoonosen. Das heißt: Die Viren werden von Tieren auf den Menschen übertragen. Am häufigsten treten diese Übertragungen des Virus in bewaldeten Gebieten in Zentral- und Westafrika auf.
Die Affenpocken zählen laut RKI zu den "re-emerging diseases". Das heißt, dass die Krankheit sich wieder ausbreitet, nachdem sie bereits auf dem Rückzug war. In den letzten Jahrzehnten konnte man eine Zunahme an Ausbrüchen erkennen, vor allem in West- und Zentralafrika. Laut der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union habe es während der Corona-Pandemie mehrere Ausbrüche von Affenpocken-Infektionen gegeben. Die hätten während der Pandemie aber kaum für Aufsehen gesorgt und seien zudem unter Kontrolle.
Was sind die Symptome?
Nicht nur die Erreger sind nah verwandt, auch die Symptome der echten Pocken und der Affenpocken ähneln sich: Etwa ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung haben viele Betroffene Fieber. Außerdem sind ihre Lymphknoten geschwollen, dazu kommen Kopf-, Rücken- und Muskelschmerzen und eine allgemeine Erschöpfung.
Der typische bläschenartige Ausschlag erscheint meist wenige Tage nach dem Einsetzen des Fiebers - bei den Affenpocken meist im Gesicht, oft auch an Händen, Füßen und an den Mundschleimhäuten. Diese Pusteln können stark jucken oder schmerzhaft sein.
Allerdings kann der Verlauf einer Affenpockeninfektion auch so milde sein, dass er unentdeckt bleibt. Das erhöht das Risiko, dass die Viren auf weitere Menschen übertragen werden.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erkranken die von Affenpocken betroffenen Personen meist nicht so schwer wie es bei den echten Pocken der Fall war. Diese waren tödlicher und auch leichter übertragbar.
Wie gefährlich sind Affenpocken?
Eine Infektion mit dem Affenpockenvirus ist laut Experten eine ernstzunehmende Erkrankung, auch wenn sie bei den meisten Betroffenen von allein wieder abklingt und keine bleibenden Schäden hinterlässt.
Besonders gefährdet sind Kinder, ihre Sterblichkeitsrate bei einer Infektion ist deutlich höher als in älteren Gruppen. Auch Schwangere haben ein höheres Risiko, da das Virus auf das ungeborene Kind übertragen werden und so zu Schwangerschaftskomplikationen oder Fehlgeburten führen kann.
Eines der häufigsten Probleme sind bakterielle Infektionen, die zeitgleich mit dem Affenpockenvirus auftreten. Diese können zu Lungen- oder Hirnhautentzündung oder durch eine Infektion der Hornhaut zu Erblindung führen.
Wie gefährlich eine Ansteckung mit Affenpocken ist, hängt auch vom Typ des Virus ab: Es gibt zwei Typen des Virus: Den westafrikanischen Typ und den Typ des Kongobeckens. Obwohl die Infektion mit dem Westafrikanischen Typ bei einigen Personen zu schweren Erkrankungen führt, ist hier die Sterblichkeitsrate geringer: Sie liegt bei etwa einem Prozent - beim Kongobecken-Typ kann sie bis zu zehn Prozent betragen. Die kürzlich aufgetretenen Fälle in Großbritannien gehen nach bisherigen Informationen auf den weniger tödlichen westafrikanischen Virustyp zurück.
Wie steckt man sich an?
Die Übertragung der Affenpockenviren geschieht zum einen über große Tröpfchen in der Atemluft. Das ist vor allem riskant für Menschen, die mit Infizierten zusammenleben oder diese medizinisch versorgen.
Außerdem sind die infizierten Pusteln auf der Haut ansteckend. Wer damit in Kontakt kommt oder mit infiziertem Material, kann sich anstecken. Laut Robert Koch-Institut ist auch eine sexuelle Übertragung möglich.
Bisher ist man laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon ausgegangen, dass die Übertragung der Viren von Mensch zu Mensch begrenzt ist. Die längste, bisher dokumentierte Infektionskette lag bei sechs Fällen.
Wie kann man sich schützen?
Die wichtigste Maßnahme der Gesundheitsbehörden ist laut WHO die Suche nach den Kontaktpersonen der Infizierten, um die Übertragungsketten zu unterbrechen.
Es gibt auch eine wirksame Impfung, die nach Angaben der WHO Kontaktpersonen mit einem erhöhten Risiko angeboten wird. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des Vaccinia-Impfstoffs, der gegen die echten Pocken eingesetzt wurde. Da sich die Viren ähneln, soll er auch gegen Affenpocken eine Wirksamkeit von 85 Prozent aufweisen.
In Deutschland wurde die allgemeine Empfehlung zur Impfung gegen die echten Pocken im Jahr 1983 aufgehoben, da dieser Erreger ausgerottet wurde und der Impfstoff relativ häufig starke Nebenwirkungen ausgelöst hatte.
Mittlerweile gibt es auch einen neueren Pocken-Impfstoff der dritten Generation, der offenbar weniger Nebenwirkungen hervorruft. Dieser Impfstoff ist zugelassen, laut WHO aber noch nicht in der Breite verfügbar.
Große Teile der weltweiten Bevölkerung haben also keinen Impfschutz gegen Pocken. Aber auch bei den älteren Generationen hat der Impfschutz nach gut 40 Jahren vermutlich nachgelassen.
Jedoch scheint auch eine weit zurückliegende Impfung noch gegen eine aktuelle Infektion mit dem Affenpockenvirus zu helfen: Laut WHO haben Geimpfte eine höhere Wahrscheinlichkeit auf einen milderen Krankheitsverlauf.