Asiatische Tiegermücke

Folge des Klimawandels WHO warnt vor Ausbreitung des Dengue-Fiebers

Stand: 21.07.2023 20:38 Uhr

Durch hohe Temperaturen und starke Niederschläge vermehrt sich die Aedes-Mücke, die das Dengue-Fieber überträgt. Die WHO warnt vor einer dramatischen Ausbreitung der Krankheit. Auch in Europa gebe es immer mehr Aedes-Mücken.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist besorgt wegen der Ausbreitung des Dengue-Virus - auch in Europa. Das Virus wird von Aedes-Stechmücken übertragen, die eigentlich in tropischen und subtropischen Klimazonen zuhause sind. Sie verbreiten sich aber weltweit.

Seit dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der jährlichen Fälle verachtfacht, auf geschätzt 4,2 Millionen im vergangenen Jahr, sagte Raman Velayudhan, Leiter der WHO-Abteilung für vernachlässigte Tropenkrankheiten, in Genf. Der Klimawandel mit hohen Temperaturen und starken Niederschlägen begünstige die Vermehrung der Aedes-Mücke.

Infektionen auch in Spanien und Frankreich

Velayudhan warnte: "Inzwischen ist die Hälfte der Weltbevölkerung einer Dengue-Gefahr ausgesetzt". In Europa habe sich die Aedes-Mücke bereits in über 24 Ländern ausgebreitet. Seit 2010 meldeten die Staaten regelmäßig Dengue-Fälle. So gab es schon lokale Ansteckungen in rund zwei Dutzend Ländern, darunter Spanien und Frankreich. In diesem Jahr wurden nach Angaben der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC aber noch keine lokalen Ansteckungen gemeldet.

Hitzewellen mit besonders hohen Temperaturen trockneten Brutstätten der Mücken eher aus und verringerten das Risiko, gestochen zu werden, sagte Velayudhan. Er rief aber alle Länder auf wachsam zu sein, wenn wieder Regen einsetzt. Die Mücken brüten in stehendem Wasser.

Krankheit kann lebensgefährlich sein

Insgesamt geht die WHO von bis zu 400 Millionen Infektionen weltweit aus. Die Schätzung ist schwer, weil 80 Prozent der Betroffenen bei einer ersten Infektion kaum oder nur milde Symptome haben und gar nicht zum Arzt gehen. Sie sind dann zwar gegen eines der vier Dengue-Viren immun. Bei einer zweiten Ansteckung mit einem der anderen drei Viren könne die Krankheit aber schwerer verlaufen und lebensgefährlich sein, sagte Velayudhan. Dengue-Fieber wurde früher Knochenbrecher-Fieber genannt, weil es starke Gliederschmerzen verursachen kann.

Nord-, Zentral- und Südamerika hätten in diesem Jahr bis Juli schon so viele Infektionen und Todesfälle gemeldet wie im ganzen vergangenen Jahr, sagte Velayudhan. 2022 waren es 2,8 Millionen Infektionen und 1280 Todesfälle.

Nur fiebersenkende Medikamente

Gegen Dengue gibt es keine Medikamente, außer solche, die das Fieber senken. Es ist ein Impfstoff auf dem Markt, der aber erst nach einer ersten Infektion Schutz bietet, und er ist - je nachdem, mit welchem anderen Virus man sich infiziert - mehr oder weniger effektiv. Das Beste sei, sich mit Mückenspray zu schützen und in der Hausumgebung stehendes Wasser zu vermeiden, weil die Mücken darin brüten, so Velayudhan. Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut verweist zudem auf einen weiteren Impfstoff namens Qdenga, der in Deutschland Menschen ab vier Jahren gespritzt werden darf - auch schon vor einer ersten Dengue-Infektion. Er wurde in der EU im Dezember 2022 zugelassen.

In einer ersten Fassung des Artikels schrieben wir, dass es nur einen zugelassenen Impfstoff gegen das Dengue-Fieber gibt. Tatsächlich sind es zwei. Wir haben den Artikel korrigiert.

Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 01.06.2023 um 12:52 Uhr.