Weltall Diese Raumfahrtmissionen starten 2024
2024 plant die NASA einen wichtigen bemannten Testflug zum Mond. Die ESA möchte mit ihrer neuen Rakete Ariane 6 wieder unabhängiger werden. Ein Überblick über die Raumfahrt-Highlights in 2024.
Im Sommer 2024 soll die neue Schwerlastrakete Ariane 6 endlich starten - vier Jahre später als geplant. Der Druck ist groß: Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hat derzeit keine eigenen Schwerlastraketen mehr. Im Juli 2023 hob die letzte Rakete der Generation Ariane 5 ab. Vor allem SpaceX hat die Europäer inzwischen mit deutlich günstigeren Technologien überholt.
Mit der neuen Ariane 6 will sich Europa auch in der Zukunft den direkten Zugang ins All sichern. Die komplette Oberstufe des neuen Raketentyps wurde in Bremen gebaut. Das Haupttriebwerk und das Triebwerk der Oberstufe hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt im baden-württembergischen Lampoldshausen getestet. Wegen der Corona-Pandemie und technischer Schwierigkeiten musste der Jungfernflug ins All immer wieder verschoben werden. Aktuell ist er für den Sommer 2024 angesetzt.
Marsmond-Mission soll Gestein zur Erde schicken
Die japanische Raumfahrtagentur JAXA wird im September 2024 eine Sonde zum Marsmond Phobos schicken. Nach drei Jahren Flugzeit soll die Sonde einen Rover aus einer Höhe von etwa 100 Metern auf Phobos absetzen. Vor allem die geringe Schwerkraft des kleinen Marsmondes ist eine Herausforderung. Der Rover muss sich sehr langsam und vorsichtig bewegen, um nicht plötzlich ins All abzuheben.
Die vom Rover gesammelten Gesteinsproben sollen später zur Erde zurückgeflogen werden. Gelänge das, wäre das eine Premiere und auch ein Test mit Blick auf den benachbarten Mars. Dort haben Roboter Marsgestein schon vor Ort analysiert, doch Proben davon konnten bisher noch nicht zurück zur Erde geschickt werden. Erste Pläne für solch eine Rückholaktion gibt es aber bereits: Bis 2033 planen ESA und NASA eine Mars Sample Return Mission. China möchte solch eine Rückkehrmission nach aktuellen Plänen noch früher starten.
Mission Hera soll Asteroiden-Abwehr untersuchen
Wie kann die Erde im Ernstfall vor einem Asteroiden geschützt werden? Die neue HERA-Mission der ESA soll diese Frage genauer untersuchen und fliegt deshalb im Jahr 2024 zum Asteroiden Didymos und dessen Mond Dimorphos. Im Jahr 2022 hatte die NASA eine Sonde auf den kleinen Trabanten Dimorphos stürzen lassen. Durch den Aufprall hat sich die Umlaufbahn von Dimorphos um Didymos verändert.
Nun soll die HERA-Sonde den beim Einschlag entstandenen Krater genauer untersuchen. Die Ergebnisse können helfen, in Zukunft im Ernstfall einen Asteroideneinschlag auf der Erde zu verhindern und weitere Missionen zum Testen von Abwehrtechniken zu entwickeln. Der Start der Raumsonde ist für Oktober 2024 geplant.
Wichtiger Test für eine spätere Mondlandung
In wenigen Jahren sollen wieder Menschen auf dem Mond landen. Die Vorbereitungen für die NASA-Mission Artemis III werden immer konkreter. Im November 2024 wird ein wichtiger Testflug stattfinden - die Mission Artemis II. Drei Astronauten und eine Astronautin werden mit dem Raumschiff Orion zum Mond fliegen. Eine Landung ist nicht geplant, die Crew soll den Mond umrunden.
Je nach Verlauf der Mission soll die Besatzung nach acht bis 21 Tagen zur Erde zurückkehren. Wenn alles klappt, könnten in den kommenden Jahren wieder Menschen auf dem Mond landen, mehr als 50 Jahre nach der ersten bemannten Mondlandung. Die Apollo-Crews sind damals an den Mond-Äquator geflogen, wo eine Landung vergleichsweise leicht ist. Am Südpol ist die Landschaft dagegen zerklüftet. Bislang hat die NASA 13 mögliche Landeregionen rund um den Südpol des Mondes ausgewählt.
Der erste bemannte Test im November 2024 gilt als wichtiger Meilenstein für die Rückkehr zum Mond. Vor der ersten Apollo-Landung auf dem Mond wurden fünf bemannte Testflüge absolviert. In der Reihe der Artemis-Missionen ist derzeit nur ein bemannter Testflug vor dem ersten Landeversuch fest geplant, weitere könnten aber folgen.
NASA-Mission sucht auf dem Mond nach Eis
Auch der Rover VIPER wird Ende 2024 in Richtung Mond geschickt. Er soll in der Nähe des Südpols des Erdtrabanten landen und den Nobile-Krater untersuchen. Dieser Mondkrater ist vermutlich durch die Kollision mit einem anderen Himmelskörper entstanden. In dieser sehr eisigen Gegend mit Temperaturen unter minus 200 Grad Celsius sucht die NASA nach gefrorenem Wasser und zwar nicht nur an der Mondoberfläche, sondern auch in den darunterliegenden Bodenschichten. Mit den gesammelten Daten soll eine Karte der verfügbaren Ressourcen auf dem Mond entstehen. Die Erkenntnisse könnten laut NASA in Zukunft dabei helfen, die Wasservorkommen auf dem Mond für längere bemannte Missionen und den Aufbau einer Mondbasis zu nutzen.
Zum Mond will auch die chinesische Mission Chang’e 6. Der Lander soll auf dem Mond zwei Kilogramm Bodenproben entnehmen und nach zwei Monaten zur Erde zurückbringen. Fachleute möchten durch Analysen des Gesteins die Entstehungsgeschichte des Mondes weiter enträtseln - und sie hoffen auf neue Antworten auf die Frage, wie das gesamte Sonnensystem entstanden ist.
Gibt es auf dem Jupitermond Europa Leben?
Die Raumsonde Europa Clipper fliegt Ende 2024 zum eisigen Jupitermond Europa. Die NASA-Sonde soll die dicke Eiskruste von Europa untersuchen und vor allem darunter verborgene Ozeane finden, in denen theoretisch auch Leben möglich ist. Die hohe Strahlendosis in Jupiternähe ist für die Sonde eine Herausforderung. Ihre empfindlichen Instrumente werden deshalb extra abgeschirmt. Die Sonde wird 45-mal dicht am Jupitermond Europa vorbeifliegen, um fast den gesamten Mond zu scannen. Danach ist der Treibstoff verbraucht oder die Strahlendosis wird die Sonde zuvor bereits zerstört haben.
Für 2024 ist auch ein Start in Richtung Venus geplant. Shukrayaan-1 von der indischen Weltraumorganisation soll die Atmosphäre der Venus und die vulkanischen Aktivitäten an deren Oberfläche genau analysieren.
Neben den feststehenden Planungen sind beim Blick ins All aber auch 2024 noch Überraschungen möglich. Nicht zuletzt durch das James-Webb-Weltraumteleskop, das laufend neue Daten liefert und neue Forschungsergebnisse hervorbringt.