Bankenkrise in Zypern Warten auf "Plan B"
Die Eurogruppe macht Druck, die Zyprer gehen auf die Straße. Doch das Parlament lässt sich bei seiner Entscheidung Zeit: Heute will Zypern nun über den Rettungsplan abstimmen. Mit einem Solidaritätsfonds will das Parlament die von der EU geforderten 5,8 Milliarden Euro einsammeln, um doch noch die neuen EU-Kredite zu erhalten.
Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul, zzt. Nikosia
Das zyprische Parlament entschied am Abend doch nicht mehr über den neuen Rettungsplan. Statt dessen marschierten Bankangestellte vor dem Parlament auf.
Pläne wurden bekannt, die Laiki-Bank, eine der großen zyprischen Bankhäuser, solle aufgelöst werden. Der gesunde Zweig solle der Cyprus Bank zugeschlagen werden. Der Zweig mit faulen Krediten soll in eine "Bad Bank" umgewandelt werden, um sie abzuwickeln. Die Wut der Laiki-Angestellten richtete sich vor allem auf die EU, auf Deutschland, das das zyprische Bankensystem zerschlagen wolle.
"Wir verlieren alles. Nicht nur zehn Prozent, 100 Prozent, alles. Unsere Löhne, unsere Ersparnisse", sagt ein Zyprer. "Wir sind auch hier, um unsere Selbstachtung zu verteidigen", sagt ein anderer. Dann rufen beide Männer durcheinander: "Wir sind hier, um uns gegen die Erniedrigung zu wehren."
Unsichere Zukunft
Verzweiflung, Angst vor dem, was kommt. Die Regierung will die Gemüter beruhigen. Deswegen soll das Parlament nun endgültig die "Nationale Solidaritätskasse" beschließen. So der Name für den Rettungsfonds, in den 5,8 Milliarden Euro fließen sollen. Mit dem Geld sollen Staatsschulden getilgt und Banken mit frischem Kapital ausgestattet werden.
Noch immer keine Details
Die 5,8 Milliarden Euro sollen von der Kirche kommen, von den Rentenkassen auf Zypern und möglicherweise auch von Bürgern, die ihr Land unterstützen wollen. Genauere Details sind immer noch nicht bekannt. Erzbischof Chrysostomos hatte bereits vorgestern angeboten: Die zyprische Kirche sei bereit, ihr Vermögen zu verpfänden und das Geld dem Staat zu leihen.
In anderen Euro-Ländern wird die Frage laut: Kann man das Vermögen der Rentenkasse als Sicherheit für den zyprischen Schulden-Haushalt einplanen?
Aber Dimitris Silouris, Chef der Europäischen Partei Zypern, steht geradezu trotzig zu diesem Rettungsfonds: "Wir werden mit diesem Schritt aus unseren eigenen Mitteln Geld beschaffen. Das ist auch ein Test für die Eurogruppe und die Troika, ob die hier sind, um uns zu helfen oder um unsere Wirtschaft zu zerstören." Das ist noch einmal ein Seitenhieb auf den ursprünglichen Vorschlag, auf alle Bank-Guthaben eine Abgabe zu erheben.
"Irgendjemand muss bezahlen"
Die Arbeitnehmer auf Zypern sehen es ganz gelassen, dass sie mit ihren eingezahlten Beiträgen jetzt für die immensen Schulden Zyperns bürgen. "Irgendjemand muss bezahlen. Lass es eben das Geld aus der Rentenkasse sein. Es ist eine Lösung - ihr könnt es nehmen", sagt ein Angestellter in Richtung Parlament und riskiert, später als Rentner nichts zu bekommen.
Aber die Zyprer sind und bleiben optimistisch. Sie glauben an einen reichen Geldsegen aus den Erdgasfeldern, die vor Zyperns Küste entdeckt wurden und in einigen Jahren ausgebeutet werden sollen. Mit den Milliarden aus dem Erdgas wollen sie dann alle Schulden zurückzahlen. Deshalb, so meinen sie, solle Europa jetzt nicht so kleinlich sein und die Hilfskredite gewähren.