Zypern-Krise Mit Kirche und Putin gegen die Pleite
Nach dem Nein des zyprischen Parlaments zu der Sonderabgabe sucht Zypern nach Wegen aus der drohenden Staatspleite. Nun könnte die orthodoxe Kirche des Landes in die Bresche springen. Sie hat angeboten, dem Staat ihr gesamtes Vermögen zur Verfügung zu stellen. Zudem ruhen die Hoffnungen auf Moskau.
Nach dem Scheitern des EU-Rettungsplans für Zypern hat die orthodoxe Kirche des Landes der Regierung Hilfe angeboten. Die Kirche stelle ihr Vermögen dem Staat zur Verfügung, erklärte Erzbischof Chrysostomos II. nach einem Gespräch mit Präsident Nikos Anastasiades.
Zugleich versucht die Führung in Nikosia, Russland bei einem Ausweg aus der drohenden zyprischen Staatspleite einzubinden.
Finanzminister Michael Sarris hält sich derzeit zu Gesprächen in Moskau auf, bei denen es um eine Verlängerung eines existierenden Kredits im Volumen von 2,5 Milliarden Euro um fünf Jahre sowie um einen Zinsnachlass geht. Er hoffe, dass noch im Laufe des Tages eine Vereinbarung über einen Kredit aus Russland getroffen werden könne, sagte Sarris. Nach einem ersten Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Anton Siluanow sagte er, es gebe noch keine Entscheidung, die Gespräche gingen weiter. "Wir hatten eine sehr ehrliche Diskussion, wir haben unterstrichen, wie schwierig die Lage ist", sagte er. Es habe noch keine Angebote gegeben, er sei aber "zufrieden mit einem guten Auftakt".
Gestern hatte Staatspräsident Nikos Anastasiades nur wenige Minuten nach der gescheiterten Abstimmung mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin telefoniert. Das Gespräch habe etwa 30 Minuten gedauert und die Finanzbeziehungen beider Staaten betroffen.
Das Staatsfernsehen (RIK) berichtete, beide hätten sich auf ein Treffen geeinigt. Ein Termin wurde aber nicht genannt. Russische Unternehmen haben aus Steuergründen Milliardensummen nach Zypern transferiert.
Keine einzige Stimme für das Rettungspaket
Anastasiades will die schwierige Lage heute mit den Vorsitzenden aller Parteien beraten. Das Rettungspaket für sein Land samt der umstrittenen Zwangsabgabe auf Bankguthaben war im Parlament auf ganzer Linie durchgefallen. 36 von 56 Abgeordneten stimmten gestern nach einer hitzigen Debatte dagegen. 19 enthielten sich der Stimme. Eine Abgeordnete war nicht anwesend.
Mit dem Votum entfällt die Voraussetzung für die Zusage der Eurogruppe vom Wochenende, Zypern mit einem Kredit im Umfang von bis zu zehn Milliarden Euro zu unterstützen. Die Zwangsabgabe hätte zusätzlich bis zu 5,8 Milliarden Euro einbringen sollen und war eine der Bedingungen der Europartner für den Kredit. Das Geld in der zyprischen Staatskasse reicht nach früheren Regierungsangaben noch bis Mai.
Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen der Regierung und der Zentralbank Zyperns erfuhr, bleiben die zyprischen Banken voraussichtlich bis kommenden Dienstag geschlossen. Zudem solle es für unbestimmte Zeit Einschränkungen für Überweisungen ins Ausland geben.