Erneute Zinserhöhung Russischer Leitzins steigt auf 16 Prozent
Die russische Zentralbank hat abermals den Leitzins erhöht - zum fünften Mal seit Sommer. Seit Monaten versuchen die Währungshüter, gegen die hohe Inflation anzukommen und einen weiteren Rubel-Absturz zu verhindern.
Russlands Notenbank hat den Leitzins vor der Jahreswende nochmals erhöht und steht laut eigenen Aussagen kurz vor dem Ende der Straffungsphase. "Der aktuelle Inflationsdruck bleibt hoch", erklärte die Zentralbank heute. Daher habe sie den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen vollen Prozentpunkt auf 16,0 Prozent angehoben. Von Reuters befragte Experten hatten mit der fünften Erhöhung in Serie gerechnet.
Teuerung bei 7,5 Prozent
Ausgehend von einem Basis-Szenario stehe man kurz vor dem Ende des Zinserhöhungszyklus, sagte Notenbankchefin Elwira Nabiullina. "Aber in vielerlei Hinsicht wird alles von der Situation abhängen." Zugleich signalisierten die Banker, dass angesichts der anhaltenden Inflationsgefahren noch für lange Zeit eine straffe geldpolitische Linie angezeigt sei.
"Die Inflationsrisiken bleiben mittelfristig erheblich", warnte die Zentralbank. Es werde erwartet, dass "die jährliche Inflation im Jahr 2023 nahe der oberen Grenze des Prognosebereichs von 7,0 bis 7,5 Prozent" liegen wird.
Seit Juli hatten die Währungshüter den Leitzins um 8,5 Prozentpunkte angehoben. Damit soll die starke Teuerung bekämpft werden. Die Inflationsrate kletterte im November auf 7,5 Prozent - bei einem Zielwert von vier Prozent.
"Inflationsdruck nimmt weiter zu"
Experten sind sich derweil uneins darüber, wie es in Russland geldpolitisch weitergeht. "Wir gehen immer noch davon aus, dass es zu einer weiteren Straffung kommen wird, da der Inflationsdruck weiter zunimmt", sagte Ökonom Liam Peach vom Beratungshaus Capital Economics. Er erwarte im nächsten Jahr einen weiteren Anstieg des Leitzinses auf 17 Prozent.
Anatoliy Shal von JP Morgan hält die Straffungsphase dagegen für bereits abgeschlossen. Die aktuell betriebene Geldpolitik sei ausreichend, wenn nicht sogar übermäßig restriktiv. Der Experte geht davon aus, dass der Schlüsselsatz bis Ende 2024 auf etwa zehn Prozent gesenkt wird.
Die Moskauer Währungshüter hatten mit einer flexiblen Zinspolitik versucht, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der westlichen Sanktionen gegen Russland zu mildern. Die Talfahrt des Rubel hatte die Notenbank im August in einer Krisensitzung zu einer drastischen Zinserhöhung gezwungen.
Hohe Wehrausgaben könnten Inflation weiter befeuern
Russlands Präsident Wladimir Putin, der vor kurzem seine erneute Kandidatur für die Wahl im März 2024 bekanntgegeben hat, hatte bei seiner jährlichen Pressekonferenz gestern die wirtschaftliche Entwicklung seines Landes gelobt. Tatsächlich weisen die Indikatoren aber auf eine große Unausgewogenheit innerhalb der russischen Wirtschaft hin.
Branchen wie Produktion, Bau- und Landwirtschaft leiden unter Arbeitskräftemangel - eine Auswirkung der Mobilisierung Hunderttausender Reservisten für den Kampf in der Ukraine. Zudem sind viele Fachkräfte ins Ausland gegangen, um eine Einberufung in die Armee zu vermeiden. Durch diesen Mangel sind die Unternehmen gezwungen, im Werben um Arbeitskräfte höhere Löhne anzubieten.
Die russische Regierung hatte zuletzt angekündigt, die Wehrausgaben 2024 um 70 Prozent zu steigern. Auch das könnte zu einem weiteren Preisanstieg beitragen.