Preis steigt deutlich Russland kürzt Ölproduktion
Russland hat angekündigt, wegen der vom Westen beschlossenen Preisobergrenze von März an weniger Rohöl zu fördern. Grund ist der Preisdeckel für russisches Öl. Am Markt steigen die Preise daraufhin deutlich.
Die Ölpreise haben heute mit einem kräftigen Plus auf eine angekündigte Förderkürzung Russlands reagiert. "Wie vorher erklärt, werden wir denjenigen, die direkt oder indirekt das Prinzip des Preisdeckels nutzen, kein Öl verkaufen. Darum wird Russland ab März freiwillig seine Förderung um 500.000 Barrel pro Tag senken", sagte Vizeregierungschef Alexander Nowak der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Eine weitere Kürzung sei nicht ausgeschlossen.
Anfang Dezember hatten die EU, die G7 und Australien einen Preisdeckel von 60 Dollar für russisches Rohöl verhängt. Durchgesetzt wird das Limit, indem westlichen Reedern und Versicherern der Transport und die Versicherung der russischen Produkte nur erlaubt wird, wenn beim Kauf die Obergrenzen respektiert wurden. Vor einigen Tagen hatten sich die EU, G7 und Australien zudem auch auf einen Preisdeckel für russische Ölprodukte geeinigt.
Verkäufe mit Preisabschlägen
Anders als von einigen Fachleuten prognostiziert, ging die russische Ölförderung im vergangenen Jahr nicht zurück, sondern stieg um zwei Prozent auf 535 Millionen Tonnen (10,7 Millionen Barrel pro Tag). "Russland hatte bis zuletzt den Wegfall der Öllieferungen in den Westen durch höhere Verkäufe nach Asien, insbesondere nach China und Indien, ausgeglichen", schreibt Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank.
Allerdings hätten die Preisdeckel dazu geführt, dass Russland sein Öl nur mit deutlichen Abschlägen gegenüber den internationalen Ölpreisen verkaufen konnte. Das führte laut Fritsch zu einem kräftigen Rückgang der Exporteinnahmen. Analyst Giovanni Staunovo von der Bank UBS sagte, Russland sei zu der Entscheidung "gezwungen" gewesen. Das Land finde kaum noch Käufer für sein Öl.
Verknappung des Ölangebots droht
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, wollen die in der OPEC+ organisierten Förderstaaten ihre Fördermengen nicht erhöhen, um den Wegfall der russischen Produktionsmenge auszugleichen. Die Agentur berief sich auf einen namentlich nicht genannten Delegierten des von Saudi-Arabien dominierten Ölverbunds.
Experten rechnen mit einer Verknappung des Angebots, was wiederum Auswirkungen auf die Notierungen haben dürfte. Die Senkung der Produktion und die gleichzeitig erwartete höhere Nachfrage aus China könnten den Ölpreis "dauerhaft" nach oben treiben, meint Staunovo.
Während das Schlagwort für weite Teile der Weltwirtschaft in diesem Jahr "Widerstandsfähigkeit" lautet, stellt sich bei China eher die Frage, wie stark es sich erholen wird, kommentiert Craig Erlam, Marktanalyst bei Oanda.
Wird Öl wieder zum Inflationstreiber?
Insgesamt ging es auch auf Wochensicht mit den Ölpreisen kräftig nach oben, sie machten damit die Verluste der vergangenen Woche wieder wett. Laut Salah Eddine Bouhmidi, Marktbeobachter beim Broker IG, herrsche am Markt aber eine gewisse Unsicherheit, was man an den stark schwankenden Preisen ablesen könne. Der Experte weist darauf hin, dass weiter steigende Preise die Hoffnung auf eine sinkende Inflation dämpfen könnten.