Ausgleich des Etatdefizits Russland greift Goldreserven an
Um sein hohes Haushaltsdefizit auszugleichen, hat Russland einen Teil seiner Goldreserven verkauft. Auch Devisen wurden veräußert, denn Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas gehen weiter zurück.
Ein Milliardenloch klafft in Russlands Staatshaushalt. Im Januar hat Russland deshalb zur Deckung von Lücken seine Gold- und auch seine Währungsreserven angegriffen.
Chinesische Yuan und Gold verkauft
So hat Russland laut der russischen Nachrichtenagentur Tass nach einer Mitteilung des russischen Finanzministeriums im Januar 2,27 Milliarden chinesische Yuan (umgerechnet rund 309 Millionen Euro) am Devisenmarkt verkauft. Dazu kamen 3,6 Tonnen Gold aus der staatlichen Reserve. Das entspricht rund 200 Millionen Euro. "Die dadurch erzielten Mittel wurden zur Deckung des Defizits auf das Konto des Staatshaushalts überwiesen", so die Mitteilung.
Laut staatlichen Angaben betrug das Haushaltsdefizit im Januar 1,76 Billionen Rubel (23 Milliarden Euro). Die Ausgaben waren im vergangenen Monat auf 3,1 Billionen Rubel (rund 40 Milliarden Euro) nach oben geschnellt. Damit lagen sie 59 Prozent über dem Vorjahr.
Kriegskosten und westliche Sanktionen
Zwar nannte das Ministerium keine Gründe für die Mehrausgaben, sie dürften aber wesentlich durch Ausgaben für den Krieg gegen die Ukraine begründet sein, der nun fast seit einem Jahr andauert. Durch die wirtschaftlichen und auch finanziellen Sanktionen gegen Russland hat die Regierung auf der Einnahmenseite weniger Mittel zur Verfügung. So sind laut dem Bericht die Einnahmen des Staatshaushalts aus dem Erdöl- und Erdgasgeschäft im Vorjahresvergleich um fast die Hälfte (46 Prozent) zurückgegangen.
Die Reserven an Devisen, aber auch Goldreserven könnten damit in den kommenden Monaten weiter genutzt werden. Russland verfügt nach Darstellung des Finanzministeriums derzeit über Reserven in Höhe von 10,4 Milliarden Euro, 307,4 Milliarden Yuan und 551,2 Tonnen Gold.
Vor hohem Defizit gewarnt
Bereits Ende vergangenen Jahres hatte die Regierung vor einem deutlich ausgeweiteten Defizit gewarnt. Der russische Haushalt 2023 werde einige finanzielle Herausforderungen mit sich bringen, hatte der Erste Stellvertretende Ministerpräsident Andrei Beloussow Ende Dezember in einem russischen TV-Sender erklärt. Russlands Finanzminister Anton Siluanow hatte gleichzeitig erklärt, dass das russische Haushaltsdefizit die prognostizierten zwei Prozent übersteigen könnte, berichtete Reuters.
Trotz der massiven westlichen Sanktionen wegen des Krieges gegen die Ukraine hat sich die russische Wirtschaft im vergangenen Jahr aber vergleichsweise gut behauptet: Der Herbstprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge dürfte das Bruttoinladsprodukt (BIP) 2022 lediglich um 3,4 Prozent zurückgegangen sein und könnte 2023 noch einmal um 2,3 Prozent sinken.