Ein mit Lithium durchsetztes Stück Erz
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Rohöl, Kupfer, Lithium Warum die Rohstoffpreise so stark schwanken

Stand: 01.03.2024 12:17 Uhr

An den Rohstoffmärkten sind schwankende Preise normal, doch in den vergangenen Jahren waren die Ausschläge besonders stark. So gab es beim Lithium einen starken Preisverfall. Was steckt dahinter?

Von Bianca von der Au, ARD-Finanzredaktion

Der Ölpreis hat im vergangenen Jahr ordentlich geschwankt. Zur Jahresmitte lag der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent bei fast 100 Dollar, zwischenzeitlich aber auch mal unter 70 Dollar. Auch bei den Industriemetallen wie Kupfer und besonders Lithium gab es heftige Kursbewegungen.

Der wichtigste Unterschied zwischen dem Rohstoffmarkt und dem Aktienmarkt ist aus Sicht des Rohstoffanalysten Thomas Benedix von Union Investment die physische Komponente. Rohstoffe könne man nicht einfach so herzaubern. Man müsse sie immer fördern oder produzieren und dieser Förderprozess sei relativ langwierig.

Angebot und Nachfrage klaffen auseinander

Anders am Aktienmarkt: Hier könne ein Unternehmen eine Kapitalerhöhung machen und "quasi aus dem Nichts neue Aktien emittieren. Das ist bei Rohstoffen nicht möglich." Aus Sicht des Experten ist das ein Grund, warum die Kurse an den Rohstoffmärkten schwankungsanfälliger sind.

"Das resultiert zumeist daraus, dass Angebot und Nachfrage bei einem Rohstoff zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht gleich sind", sagt Benedix. "Manchmal sind die Vorlaufzeiten, gerade um eine neues Rohstoffangebot auf den Markt zu bringen, sehr lang. Und dann kann es sein, dass die Nachfrage zyklisch stark schwankt aus konjunkturellen oder technologischen Gründen. Dann ergeben sich sehr große Preisschwankungen."

Starker Preisverfall beim Lithium

So kann es auch zu einem starken Preisverfall kommen - wie jüngst bei Lithium. Das Leichtmetall zählt zu den nicht-nachwachsenden Rohstoffen und wurde in der Vergangenheit von Tesla-Chef Elon Musk als "das neue Öl" bezeichnet. Der Rohstoff ist wichtig für die Produktion von E-Autos und Batterien. Allerdings ist der Kurs im vergangenen Jahr deutlich eingebrochen, die Preise sind gut 80 Prozent vom Allzeithoch 2022 entfernt. Gründe waren zuletzt ein Überangebot bei gleichzeitig sinkender Nachfrage nach Elektroautos.

Rohstoffexperte Benedix erläutert: "In den letzten Jahren waren Industriemetalle gefragt, die sehr stark im Bereich der Energiewende eingesetzt werden oder auch von der Batterietechnologie. Zum Beispiel Kobald oder Lithium, aber auch Nickel." So habe sich der Lithiumpreis zwischen 2021 und 2022 fast verfünffacht. Im Zuge der konjunkturellen Abschwächung sei der Preis nun wieder auf das Ausgangsniveau gefallen. "Das ist natürlich eine sehr, sehr große Achterbahnfahrt."

Ölpreis stark von Weltpolitik beeinflusst

Ein Sonderfall ist der Ölpreis. Der ist Benedix zufolge besonders stark von geopolitischen Entwicklungen bestimmt - "sei es durch militärische Auseinandersetzungen, aber auch durch Organisationen, die versuchen, den Ölpreis zu beeinflussen wie die OPEC". Das Kartell erdölproduzierender Länder habe einen sehr großen Marktanteil gerade im Export und versuche durch Produktionskürzungen, den Ölpreis auf einem Niveau zu halten, der für sie opportun sei.

Für dieses Jahr erwarten die Analysten von Union Investment einen ruhigeren Kursverlauf beim Ölpreis. In den vergangenen Jahren hatten das knappe Aufeinanderfolgen von unvorhersehbaren Extrem-Ereignissen wie den weltweiten Corona-Lockdowns, gefolgt vom rasanten Wieder-Hochfahren der Weltwirtschaft bis zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine für heftig schwankende Ölpreise gesorgt.

Bianca von der Au, ARD-Finanzredaktion, tagesschau, 01.03.2024 11:02 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 01. März 2024 um 12:41 Uhr in der Wirtschaft.