Nach Treffen der OPEC+ Warum die Ölpreise trotz Förderkürzungen fallen
Die OPEC+ hat eine weitere Drosselung der Ölproduktion angekündigt. Doch die Märkte nehmen dem Ölkartell seine Entschlossenheit zu Förderkürzungen nicht ab - die Ölpreise geben deutlich nach.
Das jüngste Treffen der OPEC+ hat den Mitgliedern des Ölkartells nicht die erhofften Ergebnisse gebracht. Die Ölpreise sind zum Wochenschluss weiter auf dem Rückzug. Am Morgen kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 80,68 Dollar. Das sind 18 Cent weniger als am Vortag. Gestern war der Preis für Rohöl aus der Nordsee noch deutlich stärker gefallen - um rund zwei Dollar je Barrel.
Dabei hatte sich der Ölverbund OPEC+ nach einem Online-Treffen gestern auf weitere Förderkürzungen geeinigt: Während die Ölgiganten Saudi-Arabien und Russland ihre bestehenden Einschränkungen von insgesamt 1,3 Millionen Fass pro Tag bis März beibehalten, wollen sechs weitere Mitglieder des Verbundes ihre täglichen Fördermengen im kommenden Quartal zusätzlich um fast 700.000 Fass reduzieren.
Zweifel an Einigkeit und Entschlossenheit der OPEC+
Förderkürzungen sorgen aber für eine Verknappung des Angebots und damit laut Lehrbuch ganz klar für steigende Preise. Nicht so in diesem Fall. Doch warum fallen die Ölpreise trotz Angebotsverknappung? Hintergrund dürfte sein, dass sich nicht alle 20 Länder der OPEC+ an der Angebotsreduktion beteiligen. Marktbeobachter mutmaßen, es fehle an Einigkeit.
Hinzu kommen Zweifel an der Entschlossenheit derjenigen OPEC+-Mitglieder, die Förderkürzungen zugesagt haben, diese auch wirklich umzusetzen. So warnt Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest, dass die Märkte Zusagen Russlands mit Vorsicht genießen dürften. Tatsächlich sieht der Beschluss lediglich eine freiwillige Beschränkung vor. Mit Angola hat das erste Mitgliedsland seine Quote bereits abgelehnt.
"Die Märkte zweifeln insgesamt an der Quotendisziplin der OPEC+ nach dem krisenhaften virtuellen Treffen gestern, an dem eine abschließende Pressekonferenz gleich ganz abgesagt wurde", betont Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. Der OPEC+ drohe ein weiterer Machtverlust.
US-Erdölproduktion steigt und steigt
Dabei zeigt schon ein Blick in den Rückspiegel, dass die Mitglieder der OPEC+ beschlossene Förderkürzungen offenbar keineswegs als verbindlich ansehen. Immer wieder wurden getroffene Absprachen zur Drosselung der Produktionsmenge von einzelnen Mitgliedsstaaten unterlaufen.
Auch sonst spricht derzeit nicht viel für steigende Ölpreise. So liegt die US-Erdölproduktion auf einem Allzeithoch von 13,2 Millionen Barrel pro Tag. Dank Fracking können die USA so viel Öl produzieren wie kein anderes Land der Welt. Experten rechnen damit, dass die US-Produktion sogar noch weiter steigen dürfte. Sie könnte damit zumindest einen Teil der OPEC+-Kürzungen wettmachen oder diese sogar überkompensieren.
Schwache Nachfrage lastet auf Ölpreis
Auf der anderen Seite dürfte sich die Nachfrage nach dem "schwarzen Gold" nicht deutlich verbessern. So rechnet die OECD für 2024 mit einer Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums auf 2,7 Prozent - es wäre das geringste Wachstum seit dem Pandemiejahr 2020. Das liegt in erster Linie an den eingetrübten Wachstumsperspektiven der beiden größten Volkswirtschaften - und Ölnachfragern - der Welt: den Vereinigten Staaten und China.
Die maue Nachfragesituation dürfte ihr Übriges tun, um die Ölpreise in Schach zu halten, sogar ein Überangebot scheint möglich. Nicht zuletzt lässt auch die Statistik eher stabile bis fallende Ölpreise erwarten: Üblicherweise markieren die Ölpreise im Februar ein saisonales Tief.