Geldpolitik als Waffe IWF warnt vor Währungskrieg
Der IWF hat davor gewarnt, Währungen als politische Waffe einzusetzen. Der Hintergrund: Die größten Volkswirtschaften versuchen derzeit, ihre Währung möglichst zu schwächen. Die USA wollen so ihre Staatsschulden loswerden, die Japaner ihre Konjunktur ankurbeln, die Chinesen den Export stimulieren.
Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat vor einem Währungskrieg gewarnt. Er befürchte weltweit einen Abwertungswettlauf, durch den sich einzelne Länder Handelsvorteile verschaffen wollten, sagte Dominique Strauss-Kahn der "Financial Times". "Ganz offensichtlich verbreitet sich die Idee, Währungen als politische Waffe einzusetzen." Ein solches Vorgehen würde eine ernste Bedrohung für die globale Konjunkturerholung darstellen, so der IWF-Chef. Auch langfristig seien große Schäden zu befürchten.
Immer mehr Staaten versuchen, Aufwertungen ihrer Währungen zu stoppen, wie letztens Brasilien oder Japan und seit längerem China. Der Volksrepublik wird vorgeworfen, mittels einer künstlich unterbewerteten Währung seine Ausfuhren zu verbilligen. Die Europäer, aber vor allem die USA, verlangen von China eine Aufwertung seiner Währung. So machten mehrere EU-Spitzenpolitiker, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, erst diese Woche am Rande des Europa-Asien-Gipfels in Brüssel deutlich, dass sich Peking bewegen müsse. Die USA brachten im Währungsstreit inzwischen schon Strafzölle gegen chinesische Produkte auf den Weg.
Währungsstreit könnte auch für Deutschland gefährlich werden
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnte angesichts der Wechselkursstreitigkeiten zwischen China und den USA vor Gefahren für die Weltwirtschaft. "Ein Handelskrieg zwischen beiden Ländern würde einen herben Rückschlag für die Konjunktur bedeuten", so das DIW. Auch Deutschland drohe wegen schnell steigender Importe eine Schuldenfalle im China-Handel.
In dem globalen Währungsstreit werden auch die USA von Experten kritisch gesehen. Ihre beispiellos expansive Geldpolitik zur Stützung der US-Konjunktur, der US-Finanzen und des Bankensystems birgt nach ihrer Auffassung große Gefahren. Sie schwäche anhaltend den US-Dollar und überflute die Märkte mit billigem Geld. Viele Währungen von Schwellenländern, aber auch der Exportnation Japan, verteuerten sich deshalb stark. Japan reagierte darauf mit in dieser Woche mit einer erneuten Absenkung seines Leitzinses.
"Liquiditätsflut" von EZB und Fed
Auch den Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz empört die laxe Geldpolitik. Er warf der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank vor, die Welt damit ins Chaos zu stürzen. Eine "Liquiditätsflut" von EZB und Fed destabilisiere die globalen Devisenmärkte, sagte Stiglitz am Rande einer Konferenz an der Columbia-Universität in New York. "Die Ironie ist, dass die Fed für all diese Liquidität sorgt, um die US-Wirtschaft zu beleben." Doch diese Hoffnung sei trügerisch, vielmehr sorge dieses Vorgehen für Chaos im Rest der Welt. "Es ist eine sehr seltsame Politik, die sie verfolgen", fügte Stiglitz hinzu.
Bundesbank nennt Währungsmanipulationen problematisch
Europäische Politiker hatten am Dienstag auf dem Gipfel Asien-Europa in Brüssel vergeblich versucht, eine Aufwertung des chinesischen Yuan zu erreichen. Das Thema wird auch bei der IWF-Jahrestagung, die am Freitag in Washington beginnt, eine Rolle spielen. Da der IWF von den USA dominiert wird, erwartet allerdings kaum jemand, dass bei der Jahrestagung etwas gegen den Abwertungswettlauf am Devisenmarkt unternommen wird. Das Thema steht aber bei den Beratungen von Regierungsvertretern und Notenbankern ganz oben auf der Tagesordnung. Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret, der gemeinsam mit Bundesbank-Präsident Axel Weber nach Washington reist, bezeichnete im Interview mit der "Zeit" Währungsmanipulationen als "problematisch".