Studie zu Energiehilfen Kaum Entlastung durch Preisbremsen-Verlängerung
Die Bundesregierung will die Energiepreisbremsen verlängern. Weil sie gleichzeitig die Mehrwertsteuer auf Gas wieder anheben will, dürften Verbraucher unterm Strich kaum entlastet werden.
Die Haushalte in Deutschland werden einer Untersuchung zufolge nicht von einer Verlängerung der Energiepreisbremsen profitieren, wenn gleichzeitig die Mehrwertsteuer auf Gas wieder angehoben wird. Unter dem Strich würde ein Modellhaushalt in diesem Fall 18 Euro mehr im Jahr für Gas ausgeben. Das hat das Vergleichsportal Verivox berechnet. Bei den Stromkosten könnten Haushalte dagegen geringe Einsparungen verzeichnen.
Die Bundesregierung hatte am Mittwoch angekündigt, die Preisbremsen für Strom, Gas und Fernwärme bis zum 31. März zu verlängern. Verschiedene Expertinnen und Experten hatten sich dafür ausgesprochen, darunter die Wirtschaftsweisen. Regulär wären die Preisbremsen Ende Dezember ausgelaufen. Die EU muss dafür aber noch ihre Zustimmung geben. Gleichzeitig will die Regierung die Mehrwertsteuersätze auf Gaslieferungen und Fernwärme zum neuen Jahr wieder auf 19 Prozent anheben.
Sechs Euro Entlastung beim Strom - im Jahr
Die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Normalniveau und verlängerte Energiepreisbremsen hebeln sich nach Ansicht von Verivox aber aus. Haushalte könnten durch die Preisbremse bei einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden zwar 38 Euro im Jahr sparen, durch die Anpassung der Mehrwertsteuer stehe am Ende aber eine Mehrausgabe von 18 Euro. Günstiger würde es lediglich für Haushalte, die noch in der teuren Gas-Grundversorgung seien.
Die durchschnittlichen Stromkosten würden den Angaben zufolge durch eine Verlängerung der Preisbremsen hingegen durchschnittlich leicht sinken - von 1.486 Euro auf 1.480 Euro pro Jahr, also ein Minus von sechs Euro.
Wer teure Tarife hat, profitiert am meisten
Besonders entlastet werden auch hier Haushalte, die in der teureren Grundversorgung stecken. Während neue Tarife bereits flächendeckend unter dem staatlichen Preisdeckel liegen und damit nicht von einer Verlängerung der Preisbremsen profitierten, fiele die Ersparnis in der örtlichen Grundversorgung dagegen leicht höher aus.
Für Gas liegt die Preisbremse derzeit bei zwölf Cent pro Kilowattstunde für Privathaushalte, bei Fernwärme bei 9,5 Cent und bei Strom bei 40 Cent. Die vergünstigten Preise gelten für 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs.
Monopolkommission kritisiert Preisbremse
Die Monopolkommission hatte sich zuletzt gegen die Verlängerung der Energiepreisbremsen ausgesprochen. Sie plädierte stattdessen bei Bedarf für zielgerichtete Hilfen für bedürftige Haushalte. Preiseingriffe verzerrten Knappheitssignale und seien zudem aus Verteilungssicht ungenau, da auch einkommensstarke Haushalte von ihnen profitierten.
Das Bundeskartellamt hatte Mitte des Jahres mitgeteilt, dass es in mehreren Fällen Missbrauchsverfahren gegen Energieversorger eingeleitet habe. Im Raum steht, dass Unternehmen die Einführung der Energiepreisbremsen ausgenutzt haben, um von ihren Kundinnen und Kunden erhöhte Preise abzurufen.