Arbeitsniederlegungen am Montag Welche Bundesländer der Warnstreik trifft
Heute findet ein bundesweiter Warnstreik statt, von dem weite Teile des öffentlichen Nahverkehrs, Flughäfen und Schiffsverkehr betroffen sind. Wo Pendler und Reisende mit massiven Einschränkungen rechnen müssen.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und die Gewerkschaft ver.di haben einen gemeinsamen Warnstreik angekündigt. Die Arbeitsniederlegungen sollen den Verkehr in mehreren Bundesländern fast vollständig zum Erliegen bringen. Der 24-stündige Warnstreik soll am Montag um 0 Uhr beginnen und sich über den gesamten Tag hinziehen. Er trifft auch den Schiffsverkehr und Autobahnen sowie den öffentlichen Personennahverkehr in mehreren Bundesländern. Ein Überblick.
Autobahn
Zu den Beteiligten des bevorstehenden Warnstreiks gehört auch die Autobahngesellschaft des Bundes. Diese ist für rund 13.000 Kilometer Autobahnnetz in Deutschland zuständig. Tunnelsperrungen sollen nach eigenen Angaben vermieden werden. "Insbesondere der Betriebsdienst auf den Bundesfernstraßen ist aufrechtzuerhalten. Hierzu werden Notdienstvereinbarungen geschlossen, um zum Beispiel Tunnelschließungen zu vermeiden", teilte ein Sprecher mit.
Der Betriebsdienst kümmert sich etwa um das Beseitigen von Schäden auf den Straßen nach Unfällen oder Unwettern, um Grünstreifen, Verkehrszeichen, Fahrbahnmarkierungen und den Winterdienst.
Der Elbtunnel bleibt entgegen vorheriger Meldung offen. Das Landesarbeitsgericht Hamburg habe am Sonntag entschieden, dass ver.di eine Notdienstvereinbarung vorlegen müsse, nach der ein normaler Betrieb des Tunnels möglich sei, sagte der für die Autobahn GmbH zuständige Gewerkschaftsvertreter Domenico Perron. Die vorherige Instanz, das Arbeitsgericht Hamburg, hatte die von der Autobahn GmbH des Bundes verlangte einstweilige Verfügung am Samstag noch abgelehnt.
Fernverkehr
Die Deutsche Bahn (DB) stellt nach eigenen Angaben den gesamten Fernverkehr ein. Auch im Regionalverkehr werde "größtenteils kein Zug fahren", teilte der Konzern mit. Ob am Montagnachmittag im Regionalverkehr einzelne Verbindungen aufgenommen werden könnten, hänge vom Streikverlauf ab. Der Güterverkehr werde weitgehend zurückgehalten, "um nach dem Streik ein rasches Anfahren des Zugbetriebs zu ermöglichen." Reisende müssten ab Sonntagabend mit Beeinträchtigungen rechnen. Der Warnstreik wird sich vermutlich auch noch am Dienstag auf den Bahnverkehr auswirken.
Reisende, die für Montag oder Dienstag eine Bahnfahrt gebucht haben, könnten ihr Ticket bis einschließlich zum 4. April flexibel nutzen, teilte die Bahn mit. Sitzplatzreservierungen könnten kostenlos storniert werden.
Beim privaten Anbieter Flixtrain fahren vermutlich ebenfalls nicht alle Züge. "Es besteht das Risiko, dass Fahrten mit Flixtrain am Montag teilweise ausfallen", erklärte das Unternehmen.
Baden-Württemberg
Bestreikt wird der öffentliche Nahverkehr in Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim, Freiburg, Ulm, Friedrichshafen, Heilbronn, Esslingen und Baden-Baden, wie die EVG und ver.di mitteilten. Der Nahverkehr in Konstanz ist laut ver.di nicht betroffen. Reisende müssen auch mit Einschränkungen im Regional- und S-Bahn-Verkehr rechnen.
Auch an den Flughäfen Stuttgart und Karlsruhe/Baden-Baden wird gestreikt. Beschäftigte des öffentlichen Dienstes, der Bodenverkehrsdienste und des Sicherheitspersonals sollen sich an den Arbeitsniederlegungen beteiligen. Bei den Verhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit geht es ver.di zufolge um die Erhöhung der Zeitzuschläge für Nacht-, Sonntags-, Feiertags- und Samstagarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Mehrarbeit.
Den Flughafen Friedrichshafen wird der Streik nicht betreffen. Wie der Flughafen mitteilt, sei aber damit zu rechnen, dass die von der Lufthansa durchgeführten Flüge von und nach Frankfurt wegen des Streiks am Frankfurter Flughafen nicht stattfinden können. Auch aus Stuttgart wird mit umgeleiteten Flügen gerechnet.
Bayern
Im Nahverkehr haben die EVG und ver.di Beschäftigte in fast allen größeren bayerischen Städten zum Arbeitskampf gerufen. Bestätigt wurden Streiks in München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Fürth, Würzburg, Erlangen, Ingolstadt, Bamberg, Bayreuth, Landshut, Passau und Schweinfurt.
Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks betrifft der Streikaufruf der EVG in Bayern auch die Bayerische Regiobahn, Agilis und die Länderbahn. Allerdings sei der Alex und Go Ahead nicht vom Streik betroffen. Es sei jedoch zu erwarten, dass es auch bei diesen beiden Betreibern zu Problemen kommen werde.
Der Flughafen München teilte mit, von Sonntag an für zwei Tage keinen regulären Flugbetrieb gewährleisten zu können. Auch der Flughafen Nürnberg wird bestreikt.
Berlin und Brandenburg
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und der Verkehrsbund Berlin-Brandenburg (VBB) haben mitgeteilt, dass der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) nicht bestreikt wird. Denn für den ÖPNV in Brandenburg gilt wie für die BVG in Berlin ein anderer Tarifvertrag.
Allerdings werden aufgrund des Warnstreiks massive Beeinträchtigungen bei den S-Bahnen und im Regionalverkehr erwartet. Von 4.00 Uhr bis 15.00 Uhr werden in der Stadt keine S-Bahnen fahren. Zudem sei noch nach Streikende mit Einschränkungen zu rechnen, erklärte die Berliner S-Bahn. Alternativ können Fahrgäste auf die U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse der BVG ausweichen. Ein Busnotverkehr sei nicht möglich.
Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg teilte mit, dass für Montag keine Warnstreiks am Flughafen BER geplant seien, denn hier gibt es bereits Einigungen in den Tarifverhandlungen. Trotzdem sollten Passagiere mit erheblichen Einschränkungen rechnen, da es aufgrund der Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr zu starken Behinderungen bei der An- und Abreise kommen könne. Im Flugbetrieb müsse insbesondere im innerdeutschen Flugverkehr mit Streichungen gerechnet werden.
Hamburg
Während der Elbtunnel in Hamburg geöffnet bleibt, müssen sich Fahrgäste auf den Ausfall aller S-Bahn-Linien einstellen. Die öffentlichen Verkehrsmittel des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) mit U-Bahnen, Bussen und HADAG-Fähren verkehren planmäßig.
Auch der Hamburger Flughafen ist von den Streiks betroffen. "Die Sicherheitskontrolle für die Passagiere muss geschlossen werden. Weil die Fluggäste die bestreikte Kontrollstelle nicht passieren können, werden alle geplanten 147 Abflüge gestrichen oder finden ohne Passagiere statt", teilte der Flughafen mit. Auch bei den Ankünften seien Flugstreichungen zu erwarten.
Der Containerschifffahrt im Hamburger Hafen droht ein erneuter Stillstand. "In bestimmten Bereichen wird es nicht weitergehen", sagte ver.di-Bundesvize Christine Behle. Große Schiffe können danach den Hafen erneut nicht anlaufen oder verlassen; auch beim Be- und Entladen der Schiffe sei mit Verzögerungen zu rechnen.
Hessen
Nach Angaben der EVG werden in Hessen voraussichtlich keine Züge fahren. Betroffen sind die S-Bahnen und Regionalzüge im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV), wie der Verbund auf seiner Website mitteilte. Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) rechnet ebenfalls mit Einschränkungen, jedoch sollen die Busse weiterhin fahren. Auch das Mainzer Bahn-Unternehmen vlexx ist von den Streiks betroffen.
In Frankfurt müssen sich die Pendler auf ausfallende Straßenbahnen, U-Bahnen und S-Bahnen und Regionalzüge einstellen, so die Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft traffiq und die Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF). Die städtischen Buslinien sollen verkehren. Am größten deutschen Airport in Frankfurt am Main wird der Passagierverkehr komplett eingestellt.
In Wiesbaden wird laut Landesbezirksleiter Jürgen Bothner auch der Busverkehr betroffen sein. In Kassel wird voraussichtlich weder der Busverkehr noch die Straßenbahnen oder Regiotrams der Verkehrsbetriebe KVG fahren. In der Schifffahrt werden einige Schleusen am Main bestreikt.
Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern wird der öffentliche Nahverkehr trotz des bundesweiten Warnstreiks nicht bestreikt. Straßenbahnen und Busse, wie die von der Rostocker Straßenbahn AG (RSAG), Rebus und UBB, sollen wie gewohnt fahren. Auch Fähren der Weißen Flotte und der Reederei Hiddensee werden den Betrieb aufrechterhalten. Die historische Dampflok Mollibahn, die zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn verkehrt, wird ebenfalls fahren.
Allerdings wird der Regionalverkehr betroffen sein. Die ODEG, eine private Eisenbahngesellschaft, wird aufgrund des Streiks alle Verbindungen streichen. Obwohl die ODEG selbst nicht direkt bestreikt wird, wirkt sich der Streik der Fahrdienstleiter der DB Netz AG auf den Betrieb aus. Es wird auch keinen Ersatzverkehr mit Bussen geben.
Niedersachsen und Bremen
In Niedersachsen wird der öffentliche Nahverkehr beeinträchtigt. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen Nordwestbahn erwartet aufgrund der Streiks im Fern- und Nahverkehr, dass es keine Fahrten anbieten kann. Der Betrieb selbst wird jedoch nicht bestreikt.
Zusätzlich wird auch bei der Bremer Straßenbahn (BSAG) der Betrieb von Bussen und Bahnen eingestellt. Betroffen sind unter anderem Transdev, die als Transdev Hannover in der Landeshauptstadt sowie im Osnabrücker Land als NordWestBahn tätig sind, das von der Eurobahn betriebene Netz, die Bahnen von erixx und Linien der Osthannoverschen Eisenbahnen.
Am Flughafen in Bremen werden keine Flugzeuge starten oder landen. Darüber hinaus beginnen offiziell die Osterferien, was traditionell mit einem deutlichen Anstieg des Reiseverkehrs verbunden ist.
Nordrhein-Westfalen
Ver.di ruft in Nordrhein-Westfalen zum Streik im öffentlichen Nahverkehr auf. Damit sind etwa die Rheinbahn in Düsseldorf, die KVB in Köln, die Unternehmen am Niederrhein und im Ruhrgebiet blockiert.
Auch in den Bereichen der kommunalen Häfen und Schleusen (Duisburg/Bezirk Duisburg, Minden/Bezirk OWL, Rheine/Bezirk Münsterland, Münster/Bezirk Münsterland) und an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Dortmund wird gestreikt. Für die Flughäfen Münster/Osnabrück und Paderborn/Lippstadt sei kein Streik angekündigt.
Für das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen wird erwartet, dass es aufgrund des Streiks zu starken Verzögerungen bis hin zum Erliegen der Verkehrsdienste in mehreren Bereichen kommt. Der ADAC befürchtet lange Staus, besonders im Ruhrgebiet und rund um Köln, vor allem auf der A40 zwischen Duisburg und Essen.
Rheinland-Pfalz und Saarland
Ver.di hat angekündigt, dass der öffentliche Nahverkehr in Kaiserslautern, Pirmasens, Mainz und Ludwigshafen stillstehen wird. Auch Busse der KRN Kommunalverkehr Rhein-Nahe sollen nicht verkehren. Im Bereich des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) sollen keine S-Bahnen und Regionalzüge fahren. Im Regionalverkehr sind teilweise Busse der DB Regio Mitte betroffen.
Die Niederlassungen Ingelheim und Mainz, die normalerweise Strecken für die Mainzer Verkehrsgesellschaft übernehmen, sind betroffen. Im Schienenverkehr kann es bei der Mittelrheinbahn (RB26 Mainz-Köln) und dem National Express (RE5 Wesel-Koblenz) zu Beeinträchtigungen kommen, da es regionale Verknüpfungen zu anderen Bundesländern oder Streiks in Stellwerken gibt.
Auch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltungen Mosel-Saar-Lahn an den Standorten Trier und Koblenz sowie die Schifffahrtsverwaltung Oberrhein werden bestreikt. Mitarbeiter der Mosel-Schleuse in Koblenz und der Main-Schleuse in Mainz-Kostheim sind ebenfalls zum Ausstand aufgerufen. Allerdings sollen die Fähren der Bingen-Rüdesheimer Schifffahrtsgesellschaft fahren.
Sachsen
Auch in Sachsen soll der öffentliche Nahverkehr stillstehen. Ver.di hat die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe in Leipzig, Dresden, Chemnitz, Zwickau und Plauen zum Warnstreik aufgerufen. Fahrgäste in Döbeln und Umgebung, die auf das Verkehrsunternehmen Regiobus angewiesen sind, können die Busse wie gewohnt nutzen. "Alle Linien der Regiobus Mittelsachsen GmbH sind nicht von dem Streik betroffen", sagte Henning Schmidt, Fachbereichsleiter Verkehr.
Die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) wird nicht bestreikt. Jedoch aber die DB Netz AG, die Schienen und Infrastruktur stellt. Wie ein Sprecher der MRB sagte, könnte dies auch Fahrdienstleiter betreffen, die für die Bedienung und Überwachung der Sicherungsanlagen verantwortlich sind.
Außerdem werden die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden bestreikt. Entlang der Elbe soll es voraussichtlich im Norden Sachsen-Anhalts Einschränkungen bei der Wasser- und Schiffsverwaltung geben. Frachtschiffe könnten dann zu einem Stopp gezwungen sein.
Sachsen-Anhalt und Thüringen
Im öffentlichen Nahverkehr sind keine Einschränkungen zu erwarten. Im Regionalverkehr müssen Fahrgäste mit Ausfällen und Verspätungen rechnen. Ver.di hat für heute in Sachsen-Anhalt auch die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes in allen Landkreisen und Städten zum Warnstreik aufgerufen. Betroffen sind hierbei kommunale Kitas und Horte, Stadt- und Kreisverwaltungen sowie die Müllabfuhr.
Im Großraum Magdeburg soll es entlang der Elbe insbesondere Einschränkungen bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung geben.
Schleswig-Holstein
Ver.di Nord gab bekannt, dass die geplanten Warnstreiks in Schleswig-Holstein den Busverkehr nicht beeinträchtigen werden. Allerdings wird voraussichtlich der gesamte Regionalzugverkehr beeinträchtigt sein. Die EVG hat die Beschäftigten bei der DB Regio Schleswig-Holstein, der DB Netz AG Kiel, der Norddeutschen Eisenbahn Niebüll, der DB Fahrzeuginstandhaltung Neumünster und des DB Fernverkehr SyltShuttle zum Warnstreik aufgerufen.
Auch die Beschäftigten des Wasser- und Schifffahrtsamtes sind aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Dies wird sich insbesondere auf die Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) auswirken.