Vor allem bei Volksbanken Noch immer wenig Zinsen fürs Tagesgeld
Von den gestiegenen Leitzinsen merken viele Tagesgeld-Sparer nicht viel. Jede fünfte Bank zahlt entweder Null- oder allenfalls Niedrigzinsen. Vor allem Volksbanken und Sparkassen sind zurückhaltend.
Seit September vergangenen Jahres liegt der Einlagenzins der Europäischen Zentralbank (EZB) bei 4,0 Prozent. Doch davon können Tagesgeld-Sparer in Deutschland nur bedingt profitieren. Einer aktuellen Zinsanalyse des Vergleichsportals Verivox zufolge zahlen 21 Prozent der Banken und Sparkassen in Deutschland entweder gar keine oder allenfalls Niedrigzinsen von 0,01 bis 0,25 Prozent aufs Tagesgeld. 1,0 Prozent oder mehr erhalten Sparerinnen und Sparer bei gerade einmal 30 Prozent aller Banken.
Für den Vergleich wurden die Konditionen von 758 Banken und Sparkassen in Deutschland ausgewertet.
Null- und Niedrigzinsen vor allem bei Volksbanken
Dabei zeigte sich auch: Vor allem bei regionalen Genossenschaftsbanken bekommen Kunden nach wie vor häufig lediglich Null- oder Niedrigzinsen aufs Tagesgeld. Dazu zählen die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken. Von insgesamt 353 ausgewerteten Banken dieses Segments zahlen rund 25 Prozent lediglich Zinsen zwischen null und 0,25 Prozent. Etwas niedriger ist der Anteil bei den Sparkassen mit 21 Prozent.
"Natürlich können regionale Kreditinstitute mit einem teuren Filialnetz nicht die höchsten Zinsen im gesamten Markt anbieten", ordnete der Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, Oliver Maier, ein. "Doch dass in der aktuellen historischen Hochzinsphase bei der großen Mehrheit der Volksbanken und Sparkassen nicht einmal ein Prozent drin sind, ist aus Sicht der Sparer nur noch schwer verständlich." Im Schnitt zahlen Sparkassen und Volksbanken aktuell durchschnittlich 0,62 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld.
Tagesgeldzinsen steigen nur noch wenig an
Der Schnitt über alle bundesweit aktiven Banken hinweg liegt deutlich höher: Aktuell bekommen Sparer, die 10.000 Euro aufs Tagesgeldkonto legen, den Verivox-Berechnungen zufolge dafür durchschnittlich 1,75 Prozent Zinsen. Das ist ein voller Prozentpunkt mehr als im März 2023; die Tagesgeldzinsen waren in den vergangenen Monaten immer weiter gestiegen.
Die Zeit der ganz großen Anstiege scheint aber vorbei, die Kurve flacht sich ab: Seit vergangenem Dezember (1,71 Prozent) bewegten sich die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen nur noch im Bereich zwei Stellen hinterm Komma aufwärts.
Deutlich weniger Zinsen aufs Festgeld
Dagegen sind beim Festgeld die Durchschnittszinsen in den vergangenen drei Monaten bereits spürbar gesunken. Bundesweit verfügbare Festgeldanlagen mit zwei Jahren Laufzeit bringen der Verivox-Auswertung im Schnitt aktuell 2,91 Prozent. Zum Vergleich: Anfang Dezember waren es noch 3,36 Prozent gewesen. Noch stärker gesunken sind die Zinsen für fünfjähriges Festgeld - von 3,17 Prozent im Dezember auf aktuell 2,63 Prozent.
Festgeldanbieter haben damit die Aussicht auf sinkende Zinsen in ihren Angeboten schon klar eingepreist. Zwar dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer heutigen Sitzung keine Änderungen bei den Leitzinsen beschließen. Marktbeobachter rechnen aber für die Juni-Sitzung einen ersten Zinsschritt nach unten.
Märkte preisen weniger Zinssenkungen bis Jahresende ein
Während für die Medien der Hauptrefinanzierungssatz im Fokus steht, ist für Sparerinnen und Sparer besonders der Einlagenzins von Interesse, der seit September 2023 bei 4,0 Prozent liegt. Das ist der Zinssatz, zu dem die Banken bis zum nächsten Geschäftstag überschüssige Liquidität bei der EZB "parken" können. Er ist damit gewissermaßen die "Benchmark" für Tagesgeldzinsen.
Insgesamt preisen die Terminmärkte aktuell drei Zinssenkungen bis Jahresende um jeweils 25 Basispunkte ein. Der Einlagensatz würde damit von 4,0 auf 3,25 Prozent fallen. Dabei hatten sich die Zinssenkungserwartungen zuletzt wieder etwas relativiert: Zu Jahresbeginn waren die Märkte noch von sechs Zinssenkungen auf 2,75 Prozent bis Ende 2024 ausgegangen.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.