Lebensmittel-Inflation Gesund essen - geht das auch mit wenig Geld?
Viele Lebensmittel sind teuer geworden. Doch auch mit kleinem Budget ist eine ausgewogene Ernährung möglich. Welche Tipps Experten für den Einkauf im Supermarkt geben.
Die Inflationsrate in Deutschland ist im Februar auf 2,5 Prozent gesunken. Die Preise steigen dennoch weiter - auch für Lebensmittel, ein Bereich, in dem es zuvor eine starke Teuerung gegeben hatte. Gerade für Menschen mit kleinem Geldbeutel wird damit gesunde und gleichzeitig günstige Ernährung immer mehr zur Herausforderung.
Laut Verbraucherzentrale Stuttgart ist die Vorbereitung auf den Einkauf entscheidend, um nicht nur Geld zu sparen, sondern auch gesunde Lebensmittel zu kaufen. Vorab sollte geprüft werden, was man überhaupt zu Hause hat: Reste sollten weiter genutzt und Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum kontrolliert werden, ob sie noch genießbar sind.
Basierend darauf kann man eine Einkaufsliste mit vorgeplanten Gerichten erstellen. Auch Andreas Winkler von Foodwatch bestätigt, wie wichtig frische und ausgewogene Ernährung ist. Er empfiehlt, auf die Lebensmittelkennzeichnung Nutri-Score bei verarbeiteten Lebensmitteln zu achten, auch wenn sie nicht auf allen Produkten zu finden ist.
Lebensmittelpyramide als Richtlinie
Die Lebensmittelpyramide der Deutschen Gesellschaft für Ernährung kann beim Einkauf einen Anhaltspunkt geben. Danach gehören Obst und Gemüse zu einer vollwertigen Ernährung dazu, da sie viele Vitamine und Ballaststoffe liefern. Ein Tipp der Verbraucherzentrale ist es, sich für Obst und Gemüse zu entscheiden, das saisonal und regional erhältlich ist, da diese oft kostengünstiger sind. In manchen Supermärkten ist dies auch gekennzeichnet.
Aber auch der direkte Kauf beim Ersterzeuger beziehungsweise Bauern ist eine Möglichkeit. Verbraucherschützer empfehlen außerdem, abends einkaufen zu gehen, da einige Lebensmittel dann im Angebot sind.
Tiefkühlobst und -gemüse als Alternative
Eine Alternative sind auch immer auf Tiefkühlgemüse und -obst. Tiefkühl-Lebensmittel sind durch den Einfrierprozess nährstoffreich. Am besten verzichtet man auf Soßen oder andere Formen der Verarbeitung - zumal die Produkte dadurch günstiger und gesünder sind, da sie kein Zucker, Salz oder Fett enthalten. Vor dem Verzehr sollten die Produkte allerdings gut erhitzt werden, so die Verbraucherzentrale.
Eine Debatte ist immer Bio versus konventionell. Bio-Obst und -Gemüse können teurer sein, manchen Studien zufolge aber auch mehr Vitamine enthalten. Doch auch konventionelle Produkte bieten eine gute Qualität. Mittlerweile gibt es allerdings auch gute Bio-Eigenprodukte von Discountern wie Aldi oder Netto.
Vollkornprodukte gibt es auch in günstig
Vollkornprodukte sind laut Lebensmittelpyramide essentiell für die Ernährung. Nicht nur liefern sie wichtige Nährstoffe wie Ballaststoffe, sondern sättigen auch länger als Weißmehlprodukte. Da Vollkornprodukte in der Regel mehr kosten, empfiehlt die Verbraucherzentrale, auch mal Brot vom Vortag zu kaufen oder mithilfe von Apps beziehungsweise in Verteilerkühlschränken nach älterem Brot zu schauen. Bei Nudeln wird auch dazu geraten, normale Nudeln mit der Vollkorn-Variante zu mischen. Dadurch könne man Geld sparen, aber auch gute Nährstoffe zu sich nehmen.
Mit tierischen Lebensmitteln sollte die Auswahl ergänzt werden. Milch und Milchprodukte liefern Proteine, B-Vitamine und Calcium und sind in der Regel auch kostengünstig.
Teurer Fisch
Im Gegensatz dazu wird empfohlen, weniger Fleisch und Wurst zu essen. Laut Verbraucherzentrale reicht schon eine geringe Menge an Fleisch für eine gesunde Ernährung: 300 Gramm bis 600 Gramm pro Woche für Erwachsene. Da Fleisch in der Regel teurer ist, kann dadurch Geld gespart werden. Zudem können für Hackfleisch Linsen oder andere Hülsenfrüchte als Ersatz dienen. Sie sind als Energie- und Proteinlieferanten günstiger.
Schwieriger zu ersetzen ist Fisch - laut Verbraucherzentrale fast unmöglich. Vor allem fettreicher Fisch wie Lachs oder Makrele sind von besonderer Bedeutung für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems. Allerdings ist guter Fisch teuer; vor allem, wenn die Nachhaltigkeit eine Rolle spielt. Die Verbraucherzentrale empfiehlt daher Fisch aus Konserven oder Nahrungsergänzungsmittel. Allerdings wird es auch damit schwierig, den Bedarf an den Nährstoffen abzudecken.
Es muss nicht immer Walnussöl sein
Ideal für die Ernährung wären Walnuss-, Lein- oder Olivenöl. Diese sind durch die Omega-3-Fettsäuren und den hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren sehr gut für den Körper - allerdings auch sehr teuer. So kostet Leinöl im Schnitt 2,30 Euro auf 250 ml. Rapsöl könnte eine Alternative sein, so die Verbraucherzentrale. Raffiniertes Rapsöl habe eine gute Fettsäure-Zusammensetzung und sei mit 3,30 Euro pro Liter deutlich günstiger.
Ordentliche Vorbereitung kann nicht nur den Geldbeutel schonen, sondern auch bei einer gesunden Ernährung hilfreich sein. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Praktiken viel Planung und Zeit erfordern, so Foodwatch-Experte Winkler. Besonders für Menschen mit mehreren Jobs oder alleinerziehende Elternteile gestaltet sich dieser Ansatz oft schwierig. Zudem lebt nicht jede Person neben einem Ersterzeuger, wodurch der Griff zu Fertigprodukten als zeitsparende Alternative verlockend wird.