Strecke Hamburg-Hannover Bahnreisende müssen auf Sanierung warten
Sanierung oder Neubau: Seit vielen Jahren streiten der Bund und Niedersachsen darüber, wie die Bahnstrecke Hamburg-Hannover modernisiert werden soll. Nun gibt es einen Kompromissvorschlag.
Bahnreisende zwischen Hamburg und Hannover müssen voraussichtlich länger auf eine umfassende Sanierung der viel befahrenen Strecke warten. Der Bund und das Land Niedersachsen haben sich darauf verständigt, die für 2026 geplante Generalsanierung auf 2029 zu verschieben. Dies bestätigte der niedersächsische Verkehrsminister Olaf Lies.
Niedersachsen: Neubau "unrealistisch"
Sein Land habe dem Bund nun Vorschläge unterbreitet, wie man die Zeit bis zur Generalsanierung am sinnvollsten nutzen könne. Das Ziel sei es, "schnellstmöglich mehr Kapazität auf der Schiene" zu schaffen, sagte der SPD-Politiker. Einen Neubau der Strecke, den die Bahn favorisiert, halte er weiterhin für unrealistisch.
Seit Jahrzehnten gibt es Streit darüber, wie die Modernisierung der Strecke auf dieser wichtigen Nord-Süd-Achse umgesetzt werden soll. Im Kern geht es um die Frage, ob nur die Strecke über Lüneburg, Uelzen und Celle ausgebaut wird oder es parallel eine neue Trasse gibt. Die Deutsche Bahn hält eine Neubaustrecke durch die Lüneburger Heide für nötig, um ausreichend Kapazität für mehr Nah-, Fern- und Güterzüge zu schaffen.
Bund: Neubau für Deutschlandtakt nötig
Auch der Bund favorisiert einen solchen Neubau - und hält offenbar trotz des jetzt erzielten Kompromisses, die Generalsanierung zu verschieben, daran fest. Zwar brächte die Generalsanierung zusätzliche Kapazitäten, die kurzfristig Verbesserungen für die Fahrgäste mit sich bringen könnten, sagte ein Ministeriumssprecher. "Entscheidend ist aber die Frage der künftig nötigen Kapazität, um die ambitionierten Verlagerungs- und Klimaschutzziele zu erreichen."
Speziell der sogenannte Deutschlandtakt sei ohne Neubau nicht zu erreichen. Mit dem Deutschlandtakt ist eine dichtere regelmäßige Taktung von Bahnverbindungen gemeint: Die Züge sollen alle 30 Minuten die großen Ballungszentren und Städte anfahren. Antworten darauf, wie die nötigen Kapazitäten auf der Strecke erreicht werden könnten, sollten nun im Dialog mit Land, Kommunen und Bürgern erarbeitet werden, so der Ministeriumssprecher.
"Verzögerung Gift für wachsenden Güterverkehr"
Auch aus Sicht des Interessenverbands "Allianz pro Schiene" ist es nicht mit einer bloßen Sanierung der Bahnstrecke Hamburg-Hannover getan. "Der Ausbau der Bestandsstrecke kann die Kapazitätsengpässe nur mildern, aber nicht auflösen", sagte Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege. "Jede weitere Verzögerung beim Neubau der Strecke Hannover-Hamburg wäre also Gift nicht nur für den Deutschlandtakt, sondern auch für den wachsenden Güterverkehr zum Hamburger Hafen." Es gehe nicht um ein Entweder-oder. "Wir brauchen vielmehr beides: einen raschen Ausbau der Bestandsstrecke und schnell eine Neubau-Strecke", betonte Flege.