Frist für Angebote endet Gibt es einen Käufer für Galeria Karstadt Kaufhof?
Bis heute können Kaufangebote für den insolventen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof abgegeben werden. Wie auch immer es ausgeht: Es ist mit Filialschließungen und Stellenabbau zu rechnen.
Zum Verkauf steht eine Warenhauskette mit 92 Filialen, meist in zentraler Lage, 15.500 Beschäftigten und Hauptverwaltung in Essen. Bis heute können beim Insolvenzverwalter Kaufangebote für Galeria Karstadt Kaufhof abgegeben werden.
Auch wenn es zuletzt drei Insolvenzen innerhalb von vier Jahren gegeben hat - laut Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus gibt es mögliche Käufer für die Warenhäuser. Denkhaus berichtete schon Mitte Januar von entsprechenden Anfragen.
Aus dem Umfeld des Unternehmens heißt es, eine niedrige zweistellige Zahl von zunächst unverbindlichen Angeboten sei eingegangen. Bestätigt ist das nicht.
Konkrete Namen, wer zum Kreis der interessierten Käufer zählt, wollte Denkhaus nicht nennen. Er ließ in Interviews aber durchblicken, dass es Angebote aus dem In- und Ausland gebe, von anderen Handelsfirmen, aber auch von Finanzinvestoren. "Darauf begründet mein Optimismus", so der Insolvenzverwalter. "Und wenn ich nicht per se Optimist wäre, hätte ich den falschen Beruf gewählt."
Spekulationen über Milliardärsfamilie aus Thailand
Ein Name, der immer wieder fiel, war der der thailändischen Milliardärsfamilie Chirathivat aus Bangkok. Ihr gehört die Central Group, ein Mischkonzern mit Hotels, Restaurants und rund 120 Kaufhäusern, darunter 16 Luxus-Kaufhäuser. Ex-Galeria-Karstadt-Kaufhof-Investor René Benko war ihr wichtigster Handelspartner in Europa.
Mit 50,1 Prozent ist die Central Group bereits Mehrheitseigner von Signa Premium und damit deutscher Luxus-Kaufhäuser wie dem KaDeWe in Berlin, dem Alsterhaus in Hamburg und dem Oberpollinger in München.
In einem internen Brief an die Mitarbeiter zeigte sich Denkhaus vor drei Wochen zufrieden mit den Angeboten. In der nächsten Phase gehe es nun um verbindliche Angebote. Mit einigen wenigen Bietern werde bereits intensiver verhandelt.
"Wir konzentrieren uns nun vollständig auf Gespräche mit Interessenten, die Galeria als ganzes und profitables Unternehmen erwerben wollen", versicherte Denkhaus den Angestellten. "Alle anderen Angebote von Investoren, die nur einzelne Häuser oder eine kleinere Zahl von Standorten übernehmen wollen, sind derzeit hintenangestellt."
Problem der überhöhten Mieten
Das ist die spannende Frage für die Tausenden Beschäftigten: Wenn ein neuer Investor und Eigentümer kommt - wie viele Standorte übernimmt er? In den vergangenen Jahren hatten insbesondere die großen Warenhäuser mit Kaufzurückhaltung und Konkurrenz aus dem Onlinehandel zu kämpfen. Laut Statistischem Bundesamt büßten die Kauf- und Warenhäuser in den vergangenen 20 Jahren ein Drittel ihres preisbereinigten Umsatzes ein. Im selben Zeitraum legten die Umsätze im Versand- und Onlinehandel real um 170,1 Prozent zu.
Bei Galeria Karstadt Kaufhof seien derzeit 60 der 92 Filialen profitabel, sagt Galeria-Chef Olivier van den Bossche. Weitere 16 könnten rentabel sein, wenn die Mieten nicht so hoch wären. Darauf hatte van den Bossche direkt zu Beginn der Insolvenz hingewiesen: "Wir haben viele, viele Filialen, die wirtschaftlich sehr gut laufen. Und wir wissen auch: wenn wir eine vernünftige Miete haben, hat das Warenhaus in Deutschland eine sehr gute Zukunft."
Eine Miethöhe von sieben bis zwölf Prozent vom Umsatz könne man stemmen, so Bossche. Vereinzelt habe man aber Mieten von bis zu 30 Prozent zahlen müssen. Das sei zu viel für die Kaufhäuser.
Deshalb liefen parallel zum Bieterprozess auch Verhandlungen mit den Vermietern: mit Betreibern von Einkaufszentren oder Immobilienfonds beispielsweise, um die Mietbelastung zu senken. Ob die Vermieter dazu erneut bereit sind, nach den schon erfolgten drei Insolvenzen inklusive Forderungsverzicht - auch davon wird am Ende abhängen, wie viele Kaufhäuser diesmal geschlossen werden. Zahlreiche Immobilien gehörten der insolventen Signa-Gruppe, die offensichtlich überhöhte Mieten verlangte.
Entscheidung bis Mitte April?
Seit Jahren gibt es bei den Warenhäusern Schließungen und Stellenabbau. Alleine seit 2020 wurden bereits um die 80 Häuser aufgegeben, mehrere Tausend Stellen gestrichen. Und auch trotz interessierten Käufern ist auch dieses Mal ein Stellenabbau wahrscheinlich.
In Denkhaus' Brief an die Belegschaft Ende Februar klang das bereits an: "Abhängig von den Verhandlungen mit den Vermietern müssen wir auch in diesem Insolvenzverfahren mit Filialschließungen rechnen. Des Weiteren wird es nach aktuellem Planungsstand im Service Center zu weitreichenden Restrukturierungs- und Personalabbaumaßnahmen kommen." Sprich: in der Essener Firmenzentrale.
Bis Ende März sollen die neuen Sozialplanverhandlungen abgeschlossen sein. Anfang, Mitte April, heißt es in Unternehmenskreisen, könnte dann der neue Eigentümer von Deutschlands letzter Kaufhauskette feststehen.
Mehrere Ermittlungsverfahren
Gleichzeitig laufen Ermittlungsverfahren rund um die Pleite der Signa-Gruppe von Benko, zu der auch Galeria Karstadt Kaufhof gehörte. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Geldwäscheverdachts. Benkos Signa-Gruppe soll etwa mit Hilfe überhöhter Angaben über künftige Mieteinnahmen Banken getäuscht haben, um so höhere Darlehen und bessere Konditionen zu erhalten.
Zudem ermittelt die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftskriminalität der Staatsanwaltschaft Bochum seit Ende Februar gegen Verantwortliche von Galeria Karstadt Kaufhof und zwei weitere Personen wegen des Verdachts der Untreue und weiterer Delikte. Nach WDR-Recherchen erhöhten sich die Mietzahlungen an Signa zwischen 2019 und 2022, trotz zweimaliger Insolvenz des Warenhauskonzerns von 15,8 Millionen Euro auf 19,5 Millionen Euro pro Jahr. Die Mietbelastungen lagen damit teils bei mehr als 30 Prozent des Umsatzes - marktüblich sind rund zehn Prozent.
Mit Informationen von Jörg Marksteiner, WDR, und Alina Leimbach, ARD-Finanzredaktion