Zahlreiche Flüge gestrichen Warnstreiks an vier Flughäfen
Die Gewerkschaft ver.di hat erneut Sicherheitspersonal und andere Beschäftigte zu Warnstreiks aufgerufen. In Hamburg, Hannover, Bremen und Berlin kommt es zu erheblichen Beeinträchtigungen des Flugverkehrs.
Fluggäste müssen sich den ganzen Tag auf erhebliche Verspätungen und Ausfälle an mehreren Flughäfen in Deutschland einstellen. An den Airports in Hamburg, Hannover und am Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg BER ist der Flugbetrieb aufgrund eines Warnstreiks teilweise oder komplett lahmgelegt. Die Gewerkschaft ver.di hatte rund 2000 Beschäftigte des Boden- und Sicherheitspersonals aufgerufen, die Arbeit niederzulegen.
Nach Angaben des Flughafenverbands ADV sind an den vier Flughäfen insgesamt 351 Abflüge gestrichen worden. Knapp 100.000 Passagiere sind demnach von ausfallenden Abflügen und Landungen betroffen. Die Warnstreiks dürften auch Auswirkungen auf andere Standorte haben. Reisende sollen sich bei ihrer Airline über den Flugstatus informieren.
Alle Abflüge in Berlin und Hamburg gestrichen
In Berlin wurden alle 200 für den Montag geplanten Flüge gestrichen. Nach Angaben des Flughafens sind davon etwa 27.000 Passagiere betroffen. Außerdem geht der Flughafen davon aus, dass etwa ein Drittel der rund 200 geplanten Landungen ausfallen wird. Die meisten Fluggäste seien von den Fluglinien vorab informiert worden, der Betrieb laufe "ruhig".
Der Hamburger Flughafen erklärte, es sei keiner der 123 Abflüge möglich und fast die Hälfte der 121 geplanten Ankünfte gestrichen. Wegen des Streiks sei die Sicherheitskontrolle geschlossen. In den Terminals herrsche eine "ruhige Lage", schrieb der Flughafenbetreiber auf Twitter.
Stillstand in Hannover und Bremen
In Hannover und Bremen ist ganztägig gar kein regulärer Flugbetrieb geplant. In Hannover hatten die Beschäftigen der Bodenverkehrsdienste ihre Arbeit bereits am Sonntagabend um 21 Uhr niedergelegt, gefolgt vom Warnstreik des Luftsicherheitspersonals um Mitternacht. "Die Beteiligung ist hoch, die Leute sind motiviert", sagte Gewerkschaftssekretär Lars Kalkbrenner der Nachrichtenagentur dpa. Der Streik soll genau 24 Stunden dauern.
Ursprünglich waren 35 Abflüge und 34 Ankünfte in Hannover geplant. Ver.di hatte angekündigt, dass voraussichtlich keiner der Flüge durchgeführt werden könne. Es sollen aber laut dem Flughafenbetreiber zumindest Notfall- und Rettungsflüge möglich sein.
Der Airline-Verband Barig, dem neben internationalen auch die meisten deutschen Anbieter angehören, kritisierte den Ausstand scharf. "Es ist nicht hinnehmbar, dass die laufenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst permanent zulasten Unbeteiligter ausgetragen werden. Jeder dieser Streiks hat massive Auswirkungen auf den Luftverkehr", teilte Barig-Chef Michael Hoppe mit. Er forderte die Verhandlungspartner auf, endlich der Situation angemessene Abschlüsse zu erzielen.
Mehr Geld für Beschäftigte im öffentlichen Dienst
Ver.di hatte unter anderem die Beschäftigten des Luftsicherheitsbereichs, die für die Kontrollen von Fluggästen, Waren und Flughafenpersonal zuständig sind, zum Streik aufgerufen. Grund sind laut Gewerkschaft die erfolglosen Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen. Dabei gehe es vor allem um Zuschläge für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit und über die tarifliche Überstundenvergütung.
Auch Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste sowie für Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen spielten eine Rolle. Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite bietet bislang fünf Prozent mehr Geld in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von 2500 Euro. Die dritte Verhandlungsrunde ist vom 27. bis 29. März in Potsdam verabredet.
Weitere Streiks in Aussicht
Für Reisende könnte es in den kommenden Wochen auch bei anderen Verkehrsmitteln zu Einschränkungen kommen. So zeichnen sich bereits potenzielle Tarifkonflikte in weiteren Bereichen des Verkehrssektors ab. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) befindet sich derzeit in Verhandlungen mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Bahnunternehmen über neue Tarifverträge. Die "Bild am Sonntag" hatte zuvor berichtet, dass die EVG und ver.di für den 27. März bereits einen gemeinsamen Warnstreik planten.