Ankündigung von Elon Musk Platzt der Twitter-Deal?
Elon Musk hat angeblich wegen Fake-Accounts seine Übernahme von Twitter auf Eis gelegt. Platzt der Deal jetzt? Analysten sind sich einig: Mit seinem Manöver will er in Wahrheit lediglich den Kaufpreis drücken.
Im Frühstücksradio des Wirtschaftsdienstes Bloomberg sind die Moderatoren nur noch genervt, wenn Elon Musk mit seinen Verlautbarungen wieder eine neue Kehrtwende bekannt gibt.
Ich kann nicht mehr über ihn reden. Er hat viel Lob verdient. Er ist immer noch der reichste Mensch der Welt. Das freut mich für ihn. Aber er nervt ungemein.
Brian Stelter, Medienjournalist bei CNN, glaubt, dass Musk sich in der Rolle als großer Verhandlungsmeister gefalle, über den die ganze Welt schreibe. Es scheine, so Stelter, als habe er mehr Spaß an den Verhandlungen als tatsächlich in den Besitz von Twitter zu kommen.
Twitters Aktienkurz stürzt ab
Eines hat der 50-jährige Multimilliardär geschafft. Der Aktienkurs des Kurznachrichtendienstes aus San Francisco ist gestern weiter gesunken. Als die New Yorker Börse am Abend schließt, hat Twitter zehn Prozent an Wert verloren und notiert bei knapp 41 Dollar. Vor einem Monat - als Musk sein Übernahmeangebot öffentlich machte, hatte er allen, die Twitter-Aktien besitzen, 54 Dollar und 20 Cent geboten.
Analysten und Tech-Community im Silicon Valley sind sich einig: Musk gehe es einzig darum, den Preis zu drücken. Je mehr sich dieser vom ursprünglichen Angebot entferne, umso leichter könne Musk Nachverhandlungen einfordern, glaubt Kara Swisher, Tech-Kolumnistin der "New York Times" gegenüber dem Wirtschaftssender CNBC.
Warum solltest du jetzt noch 54 Dollar und 20 Cent bezahlen? An der Wall Street liegt der Kurs bereits 10 Dollar unter diesem Wert. Er dürfte vermutlich noch weiter fallen, wenn man bedenkt, wie viel andere Aktien wert sind. Netflix hat 75 Prozent verloren. Großartige Unternehmen wie Airbnb sind um 30 Prozent gefallen. Sie haben hervorragende Gewinne erzielt. Er wird Twitter in die Zange nehmen und dann versuchen, wie ein Held auszusehen, indem er sie für 15 Milliarden Dollar kauft, anstatt für 44.
Alles Verhandlungstaktik?
Musk hatte den vorübergehenden Stopp der Übernahme mit der Zahl von sogenannten Fake-Konten bei Twitter, hinter denen keine echten Nutzer stecken, begründet. Er wolle erst Berechnungen abwarten, nach denen diese unter fünf Prozent der täglichen Nutzer liegen. Genau diese Zahl nennt Twitter seit seinem Börsengang 2013 - viermal pro Jahr in jedem Quartalsbericht.
Musk beschwert sich seit Jahren über die Fake-Accounts. Und: Laut Wall Street Journal hat Musk bei Abgabe seines Übernahmeangebots darauf verzichtet, die Bücher des Unternehmens prüfen zu wollen. Ergo: Alles Verhandlungstaktik, sagt Swisher.
Das ist alles allgemein bekannt. Vielleicht ist bei Elon Musk gerade der Groschen gefallen in punkto Bots. Vielleicht hat er mehr Informationen über das Problem bekommen. Aber nochmals: er will Preisverhandlungen. Darum geht es gerade. Ich bin sicher, dass er über Bots besorgt ist, aber hier geht es um einen niedrigeren Preis.
Tech-Unternehmen unter Druck
Inflationssorgen, Ukraine-Krieg und Zinserhöhungen der US-Notenbank haben in den vergangenen Wochen besonders die Aktien der Tech-Unternehmen fallen lassen. Musks Angebot über 54 Dollar und 20 Cent scheint da mittlerweile allzu großzügig.
Eine Milliarde Strafe, so haben beide Seiten vereinbart, muss derjenige zahlen, der den Deal platzen lässt. So weit wird es vermutlich aber nicht kommen. Mit der sich anbahnenden Rezession steht der Kurznachrichtendienst mit dem Rücken zur Wand. Viele Beobachter vermuten, Twitter wird einlenken und Musk im Kaufpreis am Ende entgegenkommen.