Angriffe gegen Twitter-Juristin Musk nach Online-Attacken in der Kritik
Die Twitter-Chefjuristin sieht sich einer Welle beißender und rassistischer Kommentare im Netz ausgesetzt. Kritiker werfen Elon Musk vor, mit seinen Tweets dazu beigetragen zu haben. Kommt Gegenwind für seine Übernahmepläne?
Twitter-Chefjuristin Vijaya Gadde ist derzeit einer Welle von Online-Attacken und teils rassistischen Tweets ausgesetzt. Und dazu hat der Twitter-Eigner in spe, Elon Musk, nach Meinung von Kritikern maßgeblich beigetragen. Der Vorwurf wiegt schwer: Der Tech-Milliardär habe mit seinen eigenen Tweets den Hass im Netz gegen Gadde geschürt.
Vorwurf der Zensur
Zuvor hatte die US-Tageszeitung "Politico" berichtet, dass sich Gadde in einer internen Besprechung besorgt gezeigt habe über die "signifikanten Unsicherheiten" bezüglich Twitters Zukunft unter Musk. Dabei habe sie nicht die Tränen zurückhalten können.
Musks Reaktion folgte prompt - natürlich via Twitter. Der intensive Twitter-Nutzer mit über 80 Millionen Followern antwortete auf einen Tweet des konservativen Journalistin Saagar Enjeti, in dem dieser Gadde als Twitters "Top-Zensur-Anwältin" kritisiert. Enjeti wirft Gadde vor, sie habe "die Hunter-Biden-Laptop-Story zensiert".
Wahlkampf-Bericht sorgt erneut für Wirbel
Hintergrund ist ein alter Artikel aus dem Präsidentschaftswahlkampf 2020. Damals hatte die "New York Post" über Joe Bidens Sohn Hunter berichtet, der Geschäftspartnern Treffen mit seinem Vater angeboten haben soll. Als Quelle wurden Daten angegeben, die angeblich auf einem Notebook von Hunter Biden in einer Werkstatt entdeckt worden waren.
Twitter sperrte daraufhin den Account der Zeitung, da es auf der Plattform verboten sei, unrechtmäßig beschaffte Inhalte zu verbreiten. Twitter machte die Entscheidung später rückgängig, Gadde kündigte Änderungen in der Twitter-Vorgehensweise an, der damalige Firmenchef Jack Dorsey entschuldigte sich.
Musk kritisiert "Twitters linke Voreingenommenheit"
"Den Twitter-Account einer großen Nachrichtenorganisation zu sperren, weil sie eine wahre Geschichte veröffentlicht hat, war offensichtlich unglaublich unangemessen", antwortete Musk auf den Enjeti-Tweet. Am Nachmittag legte der Unternehmer dann nach und attackierte Gadde noch direkter: Er tweetete ein Meme über "Twitter's left-wing-bias" ("Twitters linke Voreingenommenheit") - mit einem Bild Gaddes.
Die Twitter-Chefjuristin sah sich daraufhin verstärkt heftigen Attacken in Tweets ausgesetzt. Viele verhöhnten sie dafür, dass sie bei dem Meeting geweint haben soll. Es gab aber auch zahlreiche rassistische Beschimpfungen; einige davon wurden mittlerweile entfernt. Der frühere Twitter-Chef Dick Costolo ging daraufhin mit Musk hart ins Gericht. "Mobbing ist nicht Führungsstärke", schrieb er bei Twitter.
Hat Sorgen wegen der Zukunft ihres Unternehmens: Twitter-Chefjuristin Vijaya Gadde
"Ich sage nur, dass Twitter politisch neutral sein muss", wehrte sich Musk. Der Tesla-Chef hatte bereits zuvor angedeutet, dass unter seiner Ägide Twitter weniger stark moderiert werden würde.
Twitter-Aktienkurs als Signal
Die Netz-Angriffe gegen Gadde werfen die Frage auf, welchen Gegenwind es noch für Musks Pläne zur Übernahme des Kurznachrichtendienstes geben könnte. Schließlich hatte sich der Tech-Milliardär in der Übernahme-Vereinbarung verpflichtet, den Online-Dienst oder dessen Vertreter nicht zu "verunglimpfen".
Die Investoren an der Börse sind vom Gelingen der Übernahmepläne offensichtlich noch nicht ganz überzeugt. Von dieser Skepsis zeugt der Twitter-Aktienkurs, der mit zuletzt 48,64 Dollar klar unter der Musk-Offerte von 54,20 Dollar lag. Musk hatte sich diese Woche mit Twitter auf die Übernahme des Online-Dienstes für rund 44 Milliarden Dollar geeinigt. Nun müssen allerdings noch genug Aktionäre bereit sein, ihm ihre Anteile zu dem angebotenen Preis abzutreten.