21-Milliarden-Dollar-Gebot Investor will Toshiba übernehmen
Der Finanzinvestor CVC will den japanischen Toshiba-Konzern kaufen und von der Börse nehmen. Es könnte der Schlusspunkt nach einer jahrelangen Dauerkrise des Traditionsunternehmens werden.
Finanzinvestoren wollen den japanischen Technologiekonzern Toshiba übernehmen. Über die Offerte des in Luxemburg ansässigen Investors CVC Capital Partners werde auf einer Vorstandssitzung beraten werden, sagte Unternehmenschef Nobuaki Kurumatani in Tokio. In einer Mitteilung hieß es, Toshiba werde um weitere Informationen bitten und das Angebot sorgfältig prüfen.
Die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei" hatte zuvor berichtet, CVC wolle umgerechnet 21 Milliarden Dollar für den japanischen Traditionskonzern bieten. Toshiba-Aktien stiegen daraufhin um 18 Prozent, nachdem sie zeitweise vom Handel ausgesetzt waren.
Eine Frage der nationalen Sicherheit
So eindeutig die Börsenreaktion auch ausfällt: Noch ist ein Verkauf keineswegs in trockenen Tüchern. Schließlich geht es bei der Übernahmeofferte auch um Fragen der nationalen Sicherheit, die Regierung in Tokio muss das Geschäft genehmigen. Da Toshiba auch in strategischen Bereichen tätig ist, würde eine solche Transaktion sehr sorgfältig unter die Lupe genommen werden.
Zu diesen strategischen Bereichen zählt das Kernkraftgeschäft des japanischen Konzerns. 2006 hatte sich Toshiba für 5,4 Milliarden Dollar die Nuklear-Sparte von Westinghouse in den USA einverleibt und wurde damit auf einen Schlag Nuklear-Weltmarktführer.
Doch die Geschichte dieses Geschäfts von Toshiba reicht weitaus länger zurück: Im Dezember 1970 begann der Konzern mit dem Bau von Block 3 des Kernkraftwerks von Fukushima, in dem sich gut 40 Jahre später am 14. März 2011 nach einem Erdbeben und Tsunami ein schweres Reaktorunglück ereignete.
Aufgeblähte Bilanzen
Die Fukushima-Katastrophe ist aber nicht der einzige Tiefschlag, den das 1875 gegründete Unternehmen in seiner Geschichte verkraften musste. 2015 schockte Toshiba mit einem Bilanzskandal die Fach- und Börsenwelt. Laut einer Untersuchungskommission hatte der japanische Technologiekonzern über sieben Jahre hinweg seine Bilanzen aufgebläht und systematisch zu hohe Gewinne ausgewiesen.
2017 musste die Tochter Westinghouse nach großen Verlusten durch eine Firmenübernahme in den USA Insolvenz anmelden - weswegen Toshiba dringend Geld brauchte. Die Japaner sahen sich gezwungen, ihr Tafelsilber zu verkaufen: das äußerst profitable Geschäft mit Speicherchips. Die Transaktion brachte dem Unternehmen 18 Milliarden Dollar ein, Toshiba Memory firmiert seit 2019 unter dem Namen Kioxia. 2018 verkaufte Toshiba zudem seine PC- und Notebooksparte, Fernseher stellt die Firma auch nicht mehr her.
Der japanische Konzern befindet sich seit seinem Bilanzskandal 2015 in der Dauerkrise. Das Unternehmen wurde zudem zuletzt von schweren Auseinandersetzungen zwischen dem Management einerseits und aktivistischen Investoren andererseits gebeutelt.
Holt sich Toshiba-Chef Nobuaki Kurumatani seinen alten Arbeitgeber an Bord?
Toshiba-Chef Nobuaki Kurumatani könnte mit einem Verkauf seine Macht im Konzern wieder stärken. Denn Kurumatani ist mit CVC eng vernetzt: Vor seinem Einstieg bei Toshiba war er Japan-Chef bei dem Investor.