Fukushima Wohin mit dem verstrahlten Wasser?
Auch zehn Jahre nach der Katastrophe von Fukushima muss die Ruine gekühlt werden. Das stellt die Betreiber vor ein Problem: Der Platz für das kontaminierte Kühlwasser wird knapp. Kann es einfach ins Meer geleitet werden?
Unweit vom havarierten Atomkraftwerk befindet sich das Informationszentrum des Betreibers Tepco. Es soll Transparenz schaffen, kommt modern daher, mit vielen Grafiken und Videos. Wer es besichtigt, guckt zuerst, wie so oft in einem japanischen Informationszentrum, einen Film.
Tepco entschuldigt sich darin bei den Bürgern für das erlittene Leid und stellt die Ereignisse vom 11. März im Kontrollraum des Kraftwerks filmisch nach. Die Mitarbeiter wirken darin völlig unbeholfen. Sie seien überfordert gewesen, sagt Museumsleiter Jun Tsuruoka: "Sie waren in Panik, weil sie nie eine Situation simuliert hatten, in der komplett der Strom ausfällt." Das sei ein Fehler gewesen, das habe man inzwischen nachgeholt.
Wohin mit dem Wasser?
Eines der aktuell größten Probleme sind mehr als 1000 Tanks mit tritiumhaltigem Wasser auf dem Gelände des havarierten AKW. Sie müssen weg, weil Platz für den Müll vom Rückbau gebraucht wird. Die Regierung hat bereits ermittelt: Das Günstigste wäre ein Ablassen ins Meer.
Tepco-Mitarbeiter Tsuruoka erläutert, das sei "nach der wissenschaftlichen Untersuchung" die "realistischere Variante", die den Menschen "weniger schadet". Aber, räumt er ein, "natürlich geht es auch um den Ruf der Fischereiindustrie, die davon betroffen ist, und darüber wird ja noch weiter diskutiert."
Tanks mit kontaminisertem Wasser, soweit das Auge reicht: In Fukushima wird der Platz langsam knapp - es muss eine Lösung her.
Die Sorgen der Fischer
Zum Beispiel im nahegelegenen Hafen von Onahama. Um Punkt 11 Uhr wird in der Fischverarbeitungshalle die Glocke geläutet. Der wenige Fang ist in Windeseile verkauft. Toshihito Ono, der ein Unternehmen für Fischverarbeitung hat, sagt, die Situation für die Fischer sei immer noch schwierig, der Ruf Fukushimas durch die Katastrophe ruiniert.
Er hofft, dass es sich die Regierung überlegt, ob sie das Wasser ins Meer einleitet. Und wenn es sich nicht vermeiden lasse, sollte das Wasser von unabhängigen Experten nachgeprüft werden, zum Beispiel von den Vereinten Nationen, "denn weder wir Fischer noch die Bevölkerung haben ausreichend wissenschaftliche Kenntnisse, um die Qualität des Wassers zu beurteilen. Deshalb braucht es da eine Kontrollinstanz".
Bedingungen für Einleiten günstig
Das sagt auch Florian Gering vom Bundesamt für Strahlenschutz. Zur Not müsse das Wasser nachgereinigt werden - dann sehe er kein Problem für ein Einleiten des Wassers, auch weil die Küste vor Fukushima steil und tief abfalle.
Der Stoff Tritium würde schnell verdünnt, sagt er im Gespräch mit dem ARD-Hörfunk: "Er reichert sich nicht groß im menschlichen Körper an. Er hat keine großen Wirkungen und ist deswegen relativ ungefährlich." Allerdings sei Tritium "nicht gut herauszufiltern", das sehe man auch am Abwasser.
Ableitungen auch in Deutschland
Jedes Kernkraftwerk auf der Welt habe Tritiumableitungen, sagt Gering. Er verweist auf die routinemäßigen Einleitungen in Deutschland. So hätten die deutschen Kernkraftwerke 2016 "zusammen die Menge an Tritium abgegeben, die jetzt auch im Gespräch wäre von Fukushima pro Jahr abgegeben zu werden".
Würde Japan das Wasser über einen Zeitraum von zehn Jahren ins Meer ablassen, wäre die Belastung zu vernachlässigen.