Jahresbilanz des Konzerns Siemens glaubt an den Standort Deutschland
Trotz vieler Krisen hat Siemens mit seinem globalen Geschäft zuletzt so gut verdient wie noch nie. Einen Niedergang der Industrie im Heimatmarkt sieht Konzernchef Busch nicht. Hier plant er hohe Investitionen.
Steht Deutschland vor einer Deindustrialisierung und einem allmählichen wirtschaftlichen Niedergang? Auf diese Frage antwortete Siemens-Chef Roland Busch bei der heutigen Jahrespressekonferenz des Konzerns in München mit einem klaren Nein. Natürlich gebe es eine grundlegende Transformation der Industrie, hin zu mehr Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Automatisierung. Dies sei eine Herausforderung, aber eben auch eine Chance, so Busch.
Busch verwies auf seinen eigenen Konzern. So hat Siemens in den vergangenen Monaten für seine deutschen Standorte eine Milliarde Euro an Investitionen angekündigt. 500 Millionen davon gehen nach Erlangen.
Dort will Siemens eine Fabrik für das sogenannte industrielle Metaverse aufbauen, also das Zusammenwachsen von Maschinen und virtueller Welt. Und das eben nicht irgendwo in Asien oder im Silicon Valley, sondern in der fränkischen Provinz: "Wir tun das deswegen, weil wir an die Innovationskraft unserer Kolleginnen und Kollegen hier glauben. Mit den Technologien, die wir hier entwickeln können wir uns auch international differenzieren."
Transformation als Chance
Der Siemens-Chef betonte dabei auch das "starke Portfolio" und das wichtige Geschäft Deutschland: "Deswegen sind wir zuversichtlich, dass man mit Innovation auch in Deutschland weiterkommen kann." Hierzulande gebe es eine weltweit einmalige Innovationslandschaft. Konzerne und Mittelständler sowie Universitäten und andere Forschungseinrichtungen arbeiteten so vernetzt zusammen wie kaum irgendwo sonst.
Die Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung begreife er deswegen vor allem als Chance für den Standort, so Siemens-Chef Busch. Die Ausgangslage für sein eigenes Unternehmen sei gut. Siemens hat im vergangenen Jahr trotz wackeliger Konjunktur und internationaler Krisen bei Auftragseingang, Umsatz, Gewinn und Cash Flow deutlich zugelegt.
Digitale Lösungen gefragt
Ein Grund ist laut Busch die Neuaufstellung der Vorjahre. Damals habe man den Münchener Konzern strategisch klug umgebaut: "Wir setzen auf die großen Trends: Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Automatisierung. Und das schlägt sich in den Zahlen nieder."
Stark nachgefragt sei neben Automatisierungstechnik und digitalen Lösungen für die Industrie oder Gebäude auch Technologie für die Schiene. Die Eisenbahnsparte Mobility zählt inzwischen zu den wichtigsten Umsatzbringern von Siemens. Gerade in den USA erwartet der Konzern hier ein rasantes Wachstum.
Steigende Dividende angekündigt
Angesichts des massiv gestiegenen Gewinnes soll die Dividende von zuletzt 4,25 auf 4,70 Euro je Aktie steigen. Zudem kündigte Siemens ein sechs Milliarden Euro schweres Programm zum Rückkauf eigener Aktien an.
Das lange mit der Bundesregierung verhandelte Stützungspaket für Siemens Energy war ebenfalls Thema in München. Siemens kauft der ehemaligen Tochter für rund zwei Milliarden Euro Anteile am bisherigen Gemeinschaftsunternehmen Siemens India ab. Damit erhalte Siemens Energy zusätzliche Liquidität und könne sein Rating stabilisieren. Gleichzeitig aber sagte Konzernchef Busch auch, man wolle die Beteiligung an Siemens Energy von heute rund 25 Prozent sukzessive weiter verkleinern.