Stark steigende Aufträge Rüstungskonzerne wollen Zehntausende einstellen
Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erlebt die Rüstungsindustrie einen Boom - und braucht massenhaft Personal. Die Branche spricht von der größten Einstellungswelle seit Ende des Kalten Krieges.
Die globalen Rüstungskonzerne stellen derzeit so viel Personal ein wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wie die "Financial Times" recherchiert hat, planen die 20 betrachteten großen und mittleren Waffenhersteller allein in diesem Jahr mehrere Zehntausend Neueinstellungen.
So planten zehn der betrachteten Konzerne eine Aufstockung des Personals um fast zehn Prozent. In der Summe wären das 37.000 neue Jobs.
Auftragsbestände in Rekordhöhe
Nach Jahren der Flaute verzeichnet die Branche sprunghafte Orderanstiege und teilweise rekordhohe Auftragsbestände. Neben dem russischen Angriff auf die Ukraine haben noch weitere geopolitische Spannungsfelder wie der Nahostkonflikt die staatlichen Rüstungsprogramme beschleunigt.
"Seit Ende des Kalten Krieges ist dies die intensivste Periode für den Verteidigungssektor mit dem höchsten Anstieg des Ordervolumens in einer recht kurzen Zeitspanne", sagt Jan Pie, Generalsekretär des europäischen Branchenverbandes ASD, gegenüber der "FT".
Verschiedenste Berufe gefragt
Gesucht würden dabei Beschäftigte in allen möglichen Funktionen, von Ingenieuren über Software-Entwickler, Cyber-Security-Experten bis hin zu Mechanikern und Schweißern.
Den größten prozentualen Personalzuwachs unter den betrachteten Unternehmen plant der europäische Raketenbauer MBDA. Das Gemeinschaftsunternehmen von Airbus, BAE Systems und Leonardo will sein Personal um rund 17 Prozent auf 17.600 Beschäftigte aufstocken. MBDA produziert unter anderem den "Taurus"-Marschflugkörper und "Patriot"-Flugabwehrraketen.
Suche nach Personal im Ausland
Auch der größte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall plant einen weiteren Aufbau seines Personalstandes um mehr als zehn Prozent. Am Freitag hatte der DAX-Konzern gemeinsam mit Continental mitgeteilt, gezielt nicht mehr benötigte Mitarbeiter des Autozulieferers übernehmen zu wollen.
Wegen des anhaltenden Fachkräftemangels suchen auch deutsche Konzerne wie etwa der Antriebshersteller Renk laut "FT" zunehmend nach Beschäftigten im Ausland. Das wirft ein Schlaglicht auf eine weitere Herausforderung der Branche: Für viele Tätigkeiten sind qualifizierte Sicherheitsüberprüfungen der Bewerberinnen und Bewerber nötig, was Zeit und knappe Ressourcen in Anspruch nimmt.