Kampfjet-Produktion in Bayern Wo die neueste Eurofighter-Generation entsteht
Bei Airbus im oberbayerischen Manching ist die Endfertigung der sogenannten "Quadriga"-Eurofighter angelaufen. Bis 2030 soll die Bundeswehr 38 neue Maschinen erhalten. Die Zukunft des europäischen Großprojekts ist unklar.
Die Endfertigung der neuen Eurofighter in Manching, etwa eine Autostunde von München entfernt, ist in vollem Gange. Insgesamt produziert das Unternehmen Airbus hier 38 Maschinen für die Bundeswehr. Bis 2030 sollen alle Kampfjets fertig ausgeliefert sein. Die Flugzeuge hat die damalige Bundesregierung 2020 in Auftrag gegeben - noch vor Beginn des Ukraine-Kriegs.
100 Kilometer Kabel pro Kampfjet
Unzählige Kabel hängen aus einem großen Bauteil heraus. Mit einer Taschenlampe leuchtet ein Mitarbeiter ins Innere. Dann steckt er das Kabel dort fest - es wird einmal im mittleren Teil des Eurofighter sein. Insgesamt verbauen er und seine Kollegen rund 100 Kilometer Kabel in jedem Kampfjet.
In der großen Produktionshalle sind verschiedene Stationen mit den jeweiligen Produktionsschritten aufgebaut. An einer werden die Kabel gesteckt, auf der anderen Seite sitzen zwei Mitarbeiter auf einer Hebebühne und drehen Schrauben am Heck des späteren Flugzeugs ein. Ab und zu hört man ein Piepen von einer Station, an der die Bauteile auf ihre Form überprüft werden. Derzeit arbeiten rund 50 Menschen in der Halle. Im Laufe der Produktion werden es deutlich mehr werden.
Eurofighter-Montage am Airbus-Standort Manching: Der Auftrag hat ein Volumen von fünf Milliarden Euro.
Seit 2004 bei der Luftwaffe im Einsatz
Es ist ein Großprojekt: Rund ein Drittel der 6000 Mitarbeitenden ist in das Eurofighter-Projekt eingebunden. Mitarbeiter aus den Bereichen Flugzeugmechanik und Flugzeugelektrik sowie verschiedene Systemprüfer arbeiten auf der Endmontagelinie. Auftragsvolumen: fünf Milliarden Euro.
Derzeit verfügt die Luftwaffe über 141 Flugzeuge vom Typ Eurofighter und über einen Gesamtbestand von 93 Kampfjets des Typs Tornado. Die ersten Eurofighter kamen 2004 in den Bestand der Bundeswehr. Die ersten Tornado-Flieger sind bereits seit Anfang der 1980er-Jahre Teil der Luftwaffe. "Eurofighter haben eine durchschnittliche 'Dienstzeit' von 11,8 Jahren, Tornados mittlerweile zirka 36 Jahre", teilt ein Sprecher auf Anfrage mit.
Auch Firmen aus Spanien, Italien und Großbritannien beteiligt
Bei den Eurofighter handelt es sich um ein europäisches Gemeinschaftsprojekt. An der Produktion beteiligt sind Firmen in Spanien, Italien und Großbritannien. Für Deutschland seien die Kampfflugzeuge von enormer Bedeutung, sagt Marco Gumbrecht, Head of Combat Air Systems Sales beim Airbus-Geschäftsbereich Defence and Space. Sie seien das Rückgrat der Luftwaffe. In Manching sei es das wichtigste Projekt für Airbus.
Die neuen Maschinen sollen die Eurofighter der ersten Generation ersetzen. Beispielsweise haben sie ein Radar der neuesten Generation verbaut.
Laut Airbus hängen am Eurofighter-Programm europaweit mehr als 110.000 höchstqualifizierte Arbeitsplätze, davon 25.000 in Deutschland.
Airbus hofft auf fünfte Tranche
Wie es in Manching weitergeht, wenn 2030 die letzten Eurofighter der Quadriga ausgeliefert werden, ist noch unklar. Airbus hofft auf einen Auftrag für eine fünfte Tranche und führt nach eigenen Angaben diesbezüglich schon Gespräche mit dem Bund.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums teilte auf Nachfrage mit, dass Eurofighter die Rolle des früheren Kampfjets Tornado übernehmen sollen. Allerdings sind dafür noch die Quadriga-Eurofighter geplant und keine weiteren Neuanschaffungen - anders als beim Tarnkappen-Kampfjet F-35 aus den USA.
Tarnkappen-Jets aus den USA
Airbus dringt auf eine Anschlussproduktion. Ohne eine fünfte Eurofighter-Generation würden wichtige Qualifikationen in der Produktion und Entwicklung verloren gehen, sagt Gumbrecht. Und das Projekt sichert viele Jobs: Laut Airbus sind am Eurofighter-Programm mehr als 400 Unternehmen beteiligt. Mehr als 110.000 höchstqualifizierte Arbeitsplätze in Europa, davon 25.000 in Deutschland, hängen am Eurofighter. Dazu kämen, so Airbus, mehr als 60 deutsche Zulieferer.
Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Eurofighter ist noch nicht gefallen: Klar sei aber, dass ab 2026 zunächst acht F-35 Maschinen zu Ausbildungszwecken für das fliegerische und technische Personal in den USA genutzt würden, so das Verteidigungsministerium. Ab 2027 will die Bundeswehr nach und nach weitere Maschinen anschaffen - insgesamt 35 Flugzeuge. Stationiert werden die Maschinen beim Taktischen Luftwaffengeschwader 33 in Büchel (Rheinland-Pfalz).
Die letzte Eurofighter-Produktion in Manching?
Die beiden Flugzeuge F-35 und Eurofighter sind laut Luftwaffe für unterschiedliche Einsatzszenarien konzipiert. Der Eurofighter ist vorrangig für die Luftverteidigung da. Die F-35A ist laut Luftwaffe aktuell das modernste Kampfflugzeug und "in allen zukünftigen Szenarien durchsetzungsfähig".
Im bayerischen Manching wird unterdessen jede Maschine unter dem Anspruch der höchsten Qualität angefertigt. "Qualität geht vor Schnelligkeit", sagt Wolfgang Kreitmeier, Teamleiter der Endmontagelinie. Alle Arbeitsschritte werden im Nachgang in verschiedenen Tests überprüft - bis hin zum Testflug, der ebenfalls am Flugplatz in Manching durchgeführt wird.
Für die Airbus-Mitarbeiter in Bayern könnten es die letzten 38 Eurofighter sein, die sie produzieren. Darauf reagierte der Betriebsrat besorgt und fordert nun von der Bundesregierung den Anschlussauftrag für die fünfte Eurofighter-Generation.