Thomas Gottschild, Geschäftsführer von MBDA

Rüstungsindustrie "Taurus"-Hersteller fordert kontinuierliche Aufträge

Stand: 30.03.2024 10:05 Uhr

Derzeit werden keine "Taurus"-Flugkörper gebaut - denn ohne Aufträge dürfen Rüstungskonzerne keine Waffen bauen. MBDA-Deutschland-Chef Gottschild fordert deshalb eine "Grundlast", um Lieferketten und Mitarbeiter zu bewahren.

Der Rüstungskonzern MBDA hat von der Bundesregierung schnellere Entscheidungen über Aufträge an die Industrie gefordert. "Hier können wir in Deutschland wesentlich besser und schneller werden", sagte der Chef der deutschen Konzerntochter, Thomas Gottschild, der Augsburger Allgemeinen.

Trotz Verbesserungen gebe es noch viel Potenzial, Rüstungsgüter schneller zu beschaffen. Das Gemeinschaftsunternehmen von Airbus, BAE Systems und Leonardo ist unter anderem Produzent der "Taurus"-Marschflugkörper und von "Patriot"-Flugabwehrraketen.

"Die Rüstungsindustrie braucht in der Produktion eine Grundlast", sagte Gottschild. "Es reicht aus, dass es sich lohnt, Lieferketten aufrechtzuerhalten, Testgeräte auf modernstem Stand zu halten und die Kompetenz der Beschäftigten zu bewahren."

Als positives Beispiel nannte er einen Auftrag mehrerer Staaten über bis zu 1000 "Patriot"-Raketen, die MBDA in Zusammenarbeit mit seinem US-Partner Raytheon in Schrobenhausen in Oberbayern produzieren werde. "Innerhalb von drei Jahren werden wir die ersten 'Patriot'-Flugkörper liefern."

Ausstellungsstück eines "Taurus"-Marschfluggkörpers im Showroom des Rüstungsunternehmens MBDA im bayerischen Schrobenhausen.

Derzeit stellt MBDA keine "Taurus"-Flugkörper her. Dafür bräuchte es offizielle Aufträge.

Engpässe bei Grundstoffen für Sprengstoffe

Dagegen würden derzeit keine "Taurus"-Flugkörper mehr hergestellt, da die Rüstungsbranche nicht ohne Aufträge auf Vorrat produzieren dürfe, so Gottschild. Es sei eine "Herausforderung" für die Branche, wenn die Produktion unterbrochen werde. "Denn unsere Zulieferer, die häufig kleine und mittelständische Unternehmen sind, haben in solchen Fällen ihre Produktion eingestellt."

Bei Neuaufträgen müssten sich Zulieferer erst neu aufstellen und beispielsweise Rohstoffe sichern. Engpässe bestünden angesichts weltweit hoher Nachfrage vor allem bei Grundstoffen für Sprengstoffe.

Ob Deutschland "Taurus" an die Ukraine liefere, sei eine politische Entscheidung. Der Lenkflugkörper habe mit einer Reichweite von rund 500 Kilometern "eine große Abstandswirkung". So etwas werde von der Ukraine zur Bekämpfung von Logistikketten und strategischen Zielen benötigt. Bundeskanzler Olaf Scholz lehnt "Taurus"-Lieferungen an die Ukraine ab.

"Wir kriegen die Arbeitskräfte, die wir brauchen"

Über Fachkräfte macht sich MBDA in Deutschland keine Sorgen. "Wir kriegen die Arbeitskräfte, die wir brauchen", sagte Gottschild. "Im vergangenen Jahr verzeichneten wir im Monatsdurchschnitt rund 400 Bewerbungen, Anfang dieses Jahres ist die Zahl auf monatlich 800 hochgeschnellt."

In Schrobenhausen arbeiteten derzeit knapp 1000 der etwa 1200 MBDA-Beschäftigten in Deutschland. Die Stellenzahl solle bis Ende kommenden Jahres um ungefähr 300 steigen.

In einer früheren Version dieses Textes wurde Thomas Gottschild als MBDA-Chef bezeichnet. Er ist jedoch Chef der deutschen Konzerntochter. Wir haben die Passage entsprechend korrigiert.

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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. März 2024 um 12:16 Uhr.