Starker Reisesommer Lufthansa erzielt Rekordumsatz und Gewinnsprung
Die Rückkehr der Reiselust und teure Tickets haben der Lufthansa im Sommer das zweitbeste Quartal ihrer Geschichte beschert. Die Airline schaffte Rekorderlöse und verdiente so viel wie seit sechs Jahren nicht mehr.
Ein starker Reisesommer hat der Lufthansa einen Rekordumsatz und einen Gewinnsprung im dritten Quartal beschert. Von Juli bis September schnellte das bereinigte Betriebsergebnis um 31 Prozent nach oben auf 1,5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen heute mitteilte. Das war fast ein Drittel mehr als im Jahr zuvor.
Damit erzielte die Airline ihr zweitbestes Ergebnis der Firmengeschichte nach dem Sommerquartal 2017, als die Air-Berlin-Pleite und ein darauf folgender Nachfrageschub die Kasse der Lufthansa füllte. Das Nettoergebnis stieg noch stärker um 47 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Die Rendite verbesserte sich konzernweit um zweieinhalb Prozentpunkte auf 14,3 Prozent.
Teure Tickets schrecken nicht ab
Damit war der Sommer insgesamt, einschließlich des zweiten Quartals, der profitabelste für den MDAX-Konzern jemals, hieß es. Der Umsatz steigerte sich im Jahresvergleich um acht Prozent und erreichte mit 10,3 Milliarden Euro ein Rekordhoch. "Wir haben uns zudem bei der operativen Stabilität und Verlässlichkeit trotz weiterhin widriger Umstände deutlich verbessert", erklärte Vorstandschef Carsten Spohr. Die Lufthansa wolle ihrem Qualitätsanspruch künftig noch stärker gerecht werden.
Bei hoher Nachfrage, größerem Angebot und gestiegenen Ticketpreisen flogen die Passagier-Airlines fast den gesamten Gewinn ein. Der Grund: Trotz hoher Inflation und trüber Wirtschaftslage lassen sich vor allem die Privatreisenden nicht von teuren Tickets in ihrer Reiselust abschrecken. Die Durchschnittserlöse, ein Gradmesser für die Preise, waren im dritten Quartal zwei Prozent höher als im Vorjahreszeitraum und lagen 25 Prozent über dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der für die Luftfahrt desaströsen Corona-Pandemie.
Von Juli bis September wurden zudem 38 Millionen Passagiere befördert - fünf Millionen mehr als im vergangenen Jahr. "Die Lufthansa Group erwartet auch in den kommenden Monaten eine starke Nachfrage nach Flugtickets", hieß es vom Luftfahrtkonzern. Häufiger als in der Vergangenheit gönnten sich Urlauber zudem Buchungen in den teureren Premiumklassen. Auch die Lufthansa-Rivalen in Europa hatten zuletzt Rekordgewinne und hohe Margen gemeldet.
Flugangebot noch immer unter Vorkrisenniveau
Unterdessen fällt das Flugangebot des Konzerns jedoch immer noch merklich kleiner aus als vor der Pandemie: Im dritten Quartal betrug die angebotene Sitzplatzkapazität 88 Prozent des Niveaus von 2019. Denn Engpässe bei Personal und Flugzeugen machen den Airlines seit dem Abklingen der Krise deutlich zu schaffen. Immer wieder klemmt es im System. Während es an Flughäfen oft an genügend Mitarbeitern für die Bodenabfertigung fehlt, kommen die großen Flugzeughersteller Airbus und Boeing mit der Auslieferung neuer Jets wegen knapper Bauteile und Problemen von Zulieferern kaum hinterher.
Im Schlussquartal soll das Lufthansa-Angebot 91 Prozent des Vorkrisenniveaus erreichen. Für das Gesamtjahr peilt der Vorstand wie bisher 85 Prozent an. Auch das Gewinnziel für das Gesamtjahr von mehr als 2,6 Milliarden Euro bekräftigte die Airline, obwohl nach neun Monaten davon schon 2,2 Milliarden Euro erreicht sind.
Grund zur Vorsicht ist der Anstieg des Ölpreises, der die Treibstoffrechnung in diesem Jahr auf acht Milliarden Euro steigern wird. Das sind etwa eine halbe Milliarde Euro mehr als im August geschätzt und als 2022. Preistreiber ist zurzeit neben den Förderkürzungen der Krieg im Nahen Osten. Wegen des Konflikts hatte die Lufthansa zuletzt Flüge nach Tel Aviv und Beirut eingestellt.
Lufthansa-Aktie an MDAX-Spitze
"Auch wenn die geopolitische Lage herausfordernd bleibt, stimmt uns unser Buchungsausblick positiv - nicht nur für ein sehr gutes Konzernergebnis in diesem Jahr, sondern auch darüber hinaus", erklärte Spohr. Im kommenden Jahr will der Konzern, der die Rückkehr in die oberste Börsenliga anpeilt, eine Rendite von acht Prozent schaffen - ein Niveau, das im vergangenen Jahrzehnt nur 2017/18 erreicht wurde. Dabei soll das Angebot mit 95 Prozent von 2019 fast wieder die alte Stärke erreichen, während die Stückkosten sinken sollen.
Im aktuellen Quartal schnitt die Lufthansa sowohl im Tagesgeschäft als auch insgesamt besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet. An der Börse kamen die Neuigkeiten dementsprechend gut an. Die Aktie legte zuletzt um gut sieben Prozent auf 7,036 Euro zu und war damit Spitzenreiter im MDAX. Dennoch wurde das Papier noch rund zehn Prozent billiger gehandelt als zum Jahreswechsel.
Die Frachtsparte Lufthansa Cargo hielt sich derweil nach ihren Rekordjahren während der Pandemie mit einer Million Euro nur knapp in den schwarzen Zahlen. Ein Jahr zuvor hatte sie noch einen operativen Gewinn von 331 Millionen Euro erzielt. Bei der Wartungstochter Lufthansa Technik ging der operative Gewinn zwar um gut ein Zehntel auf 168 Millionen Euro zurück. Dank einer starken Nachfrage nach Wartungsdienstleistungen steuert die Sparte für 2023 aber weiterhin auf ein Rekordergebnis zu.