Tarifeinigung mit Abfertigern Bis zu 26 Prozent mehr Lohn für Bodenpersonal
Die Gewerkschaft ver.di hat sich mit Abfertigungsunternehmen an mehreren deutschen Flughäfen auf teils hohe Lohnerhöhungen geeinigt. Wie geht es im Tarifstreit bei der Lufthansa nun weiter?
Die Beschäftigten des Bodenpersonals an mehreren deutschen Flughäfen erhalten mehr Lohn. Die Gewerkschaft ver.di konnte für mehr als 6000 Beschäftigte kleinerer Unternehmen Tarifabschlüsse erzielen. "Aufgrund des Personalmangels und der hohen Belastungen gibt es bei vielen Arbeitgebern eine größere Bereitschaft zu deutlichen Einkommenssteigerungen. Das ist sehr erfreulich", teilte ver.di-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky mit.
Die Löhne steigen unter anderem beim Passagierabfertigungs-Unternehmen Aviation Handling Services, das beispielsweise an den Flughäfen Düsseldorf, Hannover und Köln/Bonn operiert. Die Mitarbeiter erhalten zwischen 17 und 26 Prozent mehr Lohn innerhalb der kommenden sechs Monate. Beim Bodenverkehrsdienstleister Aviapartner in Düsseldorf und Hannover werden die Gehälter ab sofort um 300 Euro erhöht.
Höhere Stundenlöhne als bei Lufthansa
Auch an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main erhalten die Beschäftigten der Fraground rückwirkend ab 1. Juli bis zu 14 Prozent mehr. Hinzu kommt eine Einmalzahlung von 700 Euro für die aktuelle Belastung im Luftverkehr. Lohnerhöhungen um bis zu 18 Prozent erzielte ver.di zuletzt für das Personal der Stuttgart Ground Services und beim Düsseldorfer Abfertigungsunternehmen Acciona.
Durch die Abschlüsse lägen die Stundenlöhne der kleineren Firmen künftig über denen bei der Lufthansa, rechnete Gewerkschaftssekretär Reschinsky vor. Demnach erhalten Check-In-Kräfte bei AHS in Köln und Düsseldorf, die bereits seit zwei Jahren in dem Unternehmen arbeiten, künftig einen Stundenlohn von 14,19 Euro. Bei Aviapartner in Düsseldorf oder Hannover steigt der Stundenlohn laut Reschinsky auf 14,45 Euro. Die Lufthansa zahle aktuell in dieser Tarifgruppe nur 13,26 Euro.
Neue Verhandlungen mit der Lufthansa
Angesichts der Bereitschaft kleinerer Unternehmen, die Löhne für Mitarbeiter zu erhöhen, sei es "umso erstaunlicher, wenn ein Konzern wie die Lufthansa deutliche Steigerungen ablehnt, die Beschäftigten enttäuscht und seinen Passagieren Streiks in den Ferien zumutet", so Reschinsky.
Mit der Lufthansa verhandelt die Gewerkschaft ab Mittwoch in der dritten Runde über mehr Geld für rund 20.000 Beschäftigte des Konzerns im Bodenpersonal. Für sie fordert ver.di 9,5 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Um den Druck zu erhöhen, hatten Mitarbeiter vergangene Woche über 26 Stunden gestreikt. Die Fluggesellschaft musste mehr als tausend Flüge streichen, mehr als 130.000 Passagiere waren betroffen.
Tausende Fachkräfte fehlen
Auch die Lufthansa-Piloten hatten nach festgefahrenen Tarifverhandlungen am Wochenende für Streik gestimmt. Den versucht der Konzern noch zu verhindern. "Die Gespräche werden fortgesetzt, damit wir zu einer Lösung am Verhandlungstisch kommen", sagte heute eine Lufthansa-Sprecherin.
Alle deutschen Flughäfen kämpfen derzeit mit Personalnot: Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft fehlen rund 7200 Fachkräfte. Für die Passagiere bedeutet das teilweise lange Wartezeiten. Gewerkschaften kritisieren neben der Bezahlung die Arbeitsbedingungen in der Branche und auch den Trend zur Ausgliederung von Dienstleistungen.