Nach Corona-Pandemie Es fehlen 7200 Flughafenbeschäftigte
Während der Corona-Pandemie wurde sehr wenig geflogen, viele Beschäftigte suchten sich neue Jobs. Deshalb fehlen nun die Fachkräfte: An deutschen Flughäfen sind es rund 7200 Mitarbeiter.
Es häufen sich die Flugausfälle, die Reisenden müssen mit Verspätungen und Warteschlangen rechnen. An deutschen Flughäfen fehlen einer Studie zufolge derzeit rund 7200 Fachkräfte. Zugleich gebe es "keine Reserven mehr am Arbeitsmarkt", um diese Lücken beim Luft- und Bodenpersonal zu füllen, heißt es in einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Sie nimmt die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Sektor unter die Lupe, der stark unter den Einschränkungen gelitten hatte. Ab Ende 2019 wurde der Flugverkehr wegen der Pandemie zunehmend eingeschränkt, zeitweise kam der Personenverkehr fast vollständig zum Erliegen. Personal musste abgebaut werden, viele Beschäftigte orientierten sich neu und kehren nun nicht wieder in den Beruf zurück, betonten die Autoren.
Servicekräfte und Flugbegleiter fehlen
Nun, da Fliegen wieder möglich ist, treffe wenig Personal auf eine hohe Nachfrage und es gebe "deutlich mehr offene Stellen als Arbeitslose", erklärte das IW. Demnach schrumpfte die Zahl der Beschäftigten in der Luftfahrt zwischen 2019 und 2021 um rund vier Prozent.
Besonders betroffen ist den Angaben zufolge der Bereich der Servicefachkräfte im Luftverkehr, also unter anderem der Flugbegleiterinnen und -begleiter. Hier sei die Zahl der Beschäftigten vom Vorkrisenzeitraum 2018/2019 zu den Jahren 2020/2021 trotz Kurzarbeit um 15 Prozent gesunken. Bei den sogenannten Fachkräften im technischen Luftverkehrsbetrieb, unter die etwa Flugzeugabfertigerinnen und -abfertiger fallen, ging die Zahl im gleichen Zeitrum um 12,9 Prozent zurück.
Viele Fachkräfte fanden neue Jobs
Besser sieht es bei den Pilotinnen und Piloten aus, hier sank die Zahl der Beschäftigten lediglich um 1,5 Prozent. Laut der Studie sind deren Kenntnisse kaum auf andere Arbeitsfelder zu übertragen. Fachkräfte in Kundenservice und Logistik hätten dagegen vergleichsweise gute Chancen gehabt, etwa im Zugverkehr oder im pandemiebedingt boomenden Online-Handel einen neuen Job zu finden.
Die entstandenen Lücken sind nicht leicht zu füllen, wie die Studie zeigt: So gab es im April 2022 etwa deutschlandweit 888 offene Stellen für Servicefachkräfte im Luftverkehr, aber nur 846 passend qualfizierte Arbeitslose - daraus ergibt sich eine sogenannte Fachkräftelücke von 42 Personen. Im technischen Luftverkehrsbetrieb ist diese Lücke mit 633 sogar noch deutlich größer.
Und der Fachkräftemangel dürfte sich noch verschärfen, denn noch immer heben laut Studie nicht so viele Flugzeuge ab wie vor der Corona-Krise. Zudem mussten mehrere Airlines zuletzt für den Sommer geplante Flüge wegen Personalmangels streichen, darunter auch die Lufthansa. "Der reibungslose Start in den Sommerurlaub dürfte für viele eine unrealistische Hoffnung bleiben", warnte IW-Ökonom Alexander Burstedde. "Mittelfristig muss die Branche daran arbeiten, als Arbeitgeber wieder attraktiver zu werden."
Ver.di: Arbeitslast hat zugenommen
Durch diesen Mangel hat laut der Gewerkschaft ver.di die Arbeitslast der verbliebenen Beschäftigten extrem zugenommen. Die Gewerkschaft fordert deshalb mehr Lohn für das Lufthansa-Bodenpersonal. Damit könnte die Suche nach dringend notwendigem zusätzlichen Personal erleichtert werden. Die Situation des Lufthansa-Bodenpersonals bezeichnete Behle als prekär. Mehr als ein Drittel der Arbeitsplätze seien in der Corona-Krise abgebaut worden. Diese Arbeit müsste jetzt, wo der Flugbetrieb schnell hochgefahren wird, von den verbliebenen Beschäftigten übernommen werden.
Die Lufthansa habe mit ihrem drastischen Personalabbau selbst dafür gesorgt, dass das Hochfahren nicht ordentlich gelinge. "Die Zeche dafür zahlen die Passagiere, vor allen Dingen aber die Beschäftigten, die täglich dem Ärger der Passagiere ausgesetzt sind."
Forderung: 9,5 Prozent mehr Gehalt
Ver.di fordert für die rund 20.000 Beschäftigten der Lufthansa am Boden eine Gehaltserhöhung von 9,5 Prozent. Es müsse mindestens eine Erhöhung des Monatsgehalts um 350 Euro geben bei einem Jahr Laufzeit des Tarifvertrages, wie die Gewerkschaft mitteilte. "Nach drei Jahren Lohnverzicht sind die Beschäftigten besonders hart von der hohen Inflationsrate getroffen. Deshalb gilt es jetzt, mit deutlichen Lohnsteigerungen die Beschäftigten bei der Lufthansa zu halten und neue Beschäftigte mit attraktiven Gehältern zu gewinnen," erklärte die stellvertretende ver.di-Chefin und Vizevorsitzende des Lufthansa-Aufsichtsrats, Christine Behle. Die erste Verhandlungsrunde ist für den 30. Juni geplant.
Lufthansa: Schulden, hohe Kerosinpreise, Ukraine-Krieg
Die Lufthansa erklärte, sie sei verhandlungsbereit, doch die Höhe und Laufzeit der Forderung sei angesichts der aktuellen Lage des Unternehmens schwer nachvollziehbar. "Die Herausforderungen des Konzerns finden keine Berücksichtigung", hieß es in einer Stellungnahme. Die in der Corona-Krise gestiegenen Schulden müssten abgetragen werden. Zudem bedeuteten die hohen Kerosinpreise und der Krieg in der Ukraine wirtschaftliche Risiken.