Dänisches Steckspielzeug Das Phänomen Lego
Mehr als 500 Milliarden Bausteine hat Lego bisher produziert. Auch Nachahmer profitieren von diesem Erfolg. Lego selbst steht mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit vor der Frage: Woraus werden die Steine künftig gemacht?
Mit dem Miniboot am römischen Kolosseum, am indischen Taj Mahal oder am Sydney Opera House vorbei schippern - und zwar alle gebaut aus Lego: kein Problem im dänischen Legoland. In der Heimat der kleinen bunten Plastiksteine, im dänischen Billund, kann man anschließend im Lego-Hotel übernachten, um am nächsten Tag weiter abzutauchen in der Lego-Welt.
Es ist ein Eldorado für Lego-Fans, keineswegs nur für Kinder. Schließlich gibt es auch die AFOL, die "Adult Fans of Lego". Und alle geben gerne und viel Geld aus für die bunten Bausteine aus Kunststoff mit Noppen und Röhren, die auch versetzt präzise aufeinander gesteckt werden können. Aus sechs Bausteinen mit acht Punkten sollen sich 915 Millionen Kombinationen zusammenbauen lassen.
Aus "Leg" und "Godt" wird "Lego"
Den Namen setzte der Firmengründer Ole Kirk Kristiansen aus den dänischen Wörtern "Leg" und "godt" zusammen, das bedeutet so viel wie "spiel gut". Mit den Grundsteinen kann man bauen, was einem in den Sinn kommt: Duplo, die großen Steine extra für die ganz kleinen Bauer, und das klassische Lego für alle.
Das Grundprinzip "Ding + Phantasie = Spielzeug" funktioniert, so die Leiterin des Nürnberger Spielzeugmuseums Karin Falkenberg. Der Mensch sei ein spielendes Wesen, und da passt Lego immer. Deswegen hat auch ihr Museum Duplo-Bauten, in die die Besucher hineinklettern, aber eben auch den "Millenium Falcon" aus der "Star Wars"-Reihe, ein Nachbau jenes Raumschiffs, mit dem Harrison Ford, alias Han Solo, schon 1977 durch die Galaxie mehr rumpelte als flog.
Immer am Puls der Zeit
Viel Umsatz macht Lego über viele Jahre mit Themensets wie "Star Wars" und "Harry Potter". Es sind Bausätze mit vielen Spezialbausteinen, die auch aufgrund der hohen Lizenzgebühren viel kosten. Und sie sind längst eine Geldanlage. So kostete der Todesstern aus der "Star Wars"-Reihe anfangs 260 Euro; inzwischen wird er für 1400 Euro gehandelt. Bedingung ist allerdings, dass die Schachtel ungeöffnet ist. Spielen durfte der Verkaufende damit also vorher nicht - wie freudlos.
Einen großen Trend auch der vergangenen Spielzeugmesse will Lego nicht verschlafen: "Toys go green". Das Ziel ist eigentlich, möglichst bald vom erdölbasierten Plastik für die eigenen Steine wegzukommen. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen seit Beginn mindestens 500 Milliarden Plastik-Teile hergestellt hat. Der Lego-Chef hofft, bis 2030 ein organisches Material gefunden zu haben, das das Plastik ersetzt. Geforscht wird an Pflanzenfasern wie Bambus und Flachs. Biegbare Teile wie Spielzeug-Bäume werden jetzt schon aus Zuckerrohr produziert.
Es sei keine Frage, dass sich Lego umstellen müsse, meint Spiele-Expertin Falkenberg vom Nürnberger Spielzeugmuseum. Aber die Langlebigkeit des Spielzeugs müsse auch berücksichtigt werden. Oft werden die bunten Steine über mehrere Generationen weitervererbt.
Nachahmer-Produkte und Rechtsstreits
Auch in der Spielzeugbranche sind Nachahmerprodukte und Plagiate ein großes Problem. Lego kämpft ebenfalls damit. Da die Patente für die Steine abgelaufen sind, dürfen sie nachgeahmt werden. Die Konkurrenz achtet darauf, dass ihre Bausteine kompatibel mit dem Original sind. Ob das Design der kleinen gelben Lego-Figuren noch geschützt ist, darüber gibt es juristische Auseinandersetzungen. Denn auch Firmen wie Qman aus China stellen 15 Milliarden Teile im Jahr her und kommen damit auf fast ein Viertel der Produktion des dänischen Originals.