Ungewöhnliche Geldanlage Legosteine als Investment
Seit 72 Jahren gibt es die kleinen Bausteine in verschiedenen Farben, Formen und Größen. Auch in diesem Jahr lagen sie unter vielen Weihnachtsbäumen. Doch die LEGO-Sets sind längst nicht mehr nur Spielzeug.
Harry Potter, die Marvel-Superhelden oder die legendären Star Wars-Charaktere wie Luke Skywalker und Darth Vader - sie alle sind Leinwandhelden, deren Filme Milliarden in die Kassen der US-Medienkonzerne spülen. Doch nicht nur die Produktionsfirmen wie Disney und Warner Bros. profitieren vom Erfolg ihrer Charaktere. Auch ein dänisches Familienunternehmen macht Milliardengeschäfte mit den Helden der Leinwand: Mit kleinen Bausteinen, aus denen sich jeder zu Hause selbst eine Filmwelt bauen kann. Und dazu gibt es auch die passenden Figuren von Harry Potter oder Luke Skywalker - von LEGO.
LEGO ist einer der größten Spielwarenhersteller weltweit mit einem Jahresumsatz von zuletzt 5,9 Milliarden Euro. Angefangen hat alles mit Holzspielzeug, als 1932 der dänische Tischlermeister Ole Kirk Christiansen das Unternehmen gründete. Seitdem ist es im Besitz der Familie geblieben: Kjeld Kirk Kristiansen, der Enkel des Gründers, leitete bis vor kurzem die Firma. Mittlerweile ist Thomas Kirk Kristiansen an die Stelle seines Vaters gerückt und sitzt als Vertreter der vierten Generation im Vorstand.
Das teuerste Set kostet derzeit 2500 Euro
1949 wurden die ersten Steine hergestellt, die bereits gewisse Ähnlichkeiten mit den heute so berühmten LEGO-Steinen hatten. Die farbigen Kunststoff-Quader waren an den Oberseiten mit Noppen besetzt. Die Unterseite war jedoch völlig hohl, was dazu führte, dass sich die Steine nicht stabil übereinander stapeln ließen. Um das Problem zu lösen, integrierte man in die Unterseite der Steine Röhren. Das ermöglichte außerdem, dass die Steine auch seitlich versetzt aufeinander gesteckt werden konnten.
Der Name "LEGO" leitet sich aus den beiden dänischen Wörtern "leg godt" ab. Auf deutsch übersetzt bedeutet das "spiel gut".
Die LEGO-Steine, wie sie heute verkauft werden, wurden 1958 auf den Markt gebracht. Seitdem hat LEGO seine Produktpalette stetig erweitert, es gibt unzählige Figuren und Bauanleitungen. Einige der Sets, die eigentlich als Spielzeuge gedacht waren, sind heute wegen des großen Sammlerinteresses sogar mehrere tausend Euro wert.
Der "Millennium Falcon" etwa, ein fiktives Raumschiff aus der Star Wars-Reihe, kostet mehr als 2000 Euro. In den Handel kam das Raumschiff seinerzeit für 500 Euro. Ein weiteres Beispiel ist der Bausatz "Taj Mahal", der mit fast 6000 Bauteilen zu den größten gehört. Die indische Sehenswürdigkeit im Miniaturformat kostet derzeit etwa 2500 Euro. Als das Set 2008 auf den Markt kam, war es für 250 Euro zu haben.
Limitierte Editionen als Wertanlage
Diese Preissteigerungen lassen die Sets von LEGO auch als Investment attraktiv erscheinen - teilweise haben Sammlerstücke, die auf dem Sekundärmarkt gehandelt werden, eine jährliche Rendite von bis zu elf Prozent. Das haben Wissenschaftler der Hochschule für Wirtschaft (HSE) in Moskau herausgefunden. Sie haben die finanziellen Renditen von alternativen Anlagemöglichkeiten untersucht - mit dem überraschenden Ergebnis, dass die LEGO-Sets teilweise sogar höhere Renditen einbringen als herkömmliche Anlageformen wie Gold, Aktien oder Anleihen. Denn: "Lego-Sets stehen nicht im Zusammenhang mit den Finanzkrisen und können als ein attraktives Investment mit Diversifikationspotenzial erachtet werden", sagt die Studienautorin Victoria Dobrynskaya.
Für ihre Analyse haben die Forscher Preise von mehr als 2000 LEGO-Sets untersucht, die zwischen 1987 und 2015 produziert wurden. Eine Erkenntnis dabei war unter anderem, dass die Sekundärmarktpreise, also die Preise, die etwa bei Online-Auktionen erzielt wurden, in der Regel zwei oder drei Jahre nach dem Produktionsende eines Bausatzes zu steigen beginnen.
"Auf dem LEGO-Sekundärmarkt werden zehntausende Geschäfte abgeschlossen. Selbst wenn man die niedrigen Preise der meisten Sets berücksichtigt, ist dies ein riesiger Markt, der bei traditionellen Investoren nicht sehr bekannt ist", so Dobrynskaya. LEGO habe zahlreiche erwachsene Fans, die ihre Sets lieber behalten wollen, anstatt sie zu verkaufen. Und besonders die limitierten Editionen, die nur zu bestimmten Anlässen hergestellt werden, werden teuer gehandelt, berichten die Wissenschaftler: "Die Preise für Sets, die vor 20 bis 30 Jahren produziert wurden, gehen durch die Decke."
Spielen sollte man damit lieber nicht
Doch ganz risikofrei ist die spielerische Geldanlage nicht: Häufig werden Produkte nämlich nach einiger Zeit mit Änderungen nachproduziert, wodurch einer Verknappung vorgebeugt wird. Das kann die Preise für limitierte Editionen schnell einbrechen lassen. Passiert ist das schon, etwa beim "Millennium Falcon". Der kostete zeitweise über 4500 Euro. Als LEGO eine Neuauflage herausbrachte, stürzte der Wert auf 2000 Euro ab.
Übrigens: Spielen sollte man mit diesen LEGO-Steinen lieber nicht. Denn die LEGO-Sets können bei Auktionen nur dann Preise im fünfstelligen Bereich einfahren, wenn sie noch ungeöffnet sind. Als Weihnachtsgeschenk sind die limitierten Editionen also wohl nur für Sammler eine echte Freude.