Johnsons Babypuder in einem Supermarkt in Pittsburgh.

Urteil gegen Johnson & Johnson Millionenstrafe wegen asbestverseuchtem Babypuder

Stand: 04.06.2024 09:27 Uhr

Ein Babypuder von Johnson & Johnson soll für Zehntausende Krebsfälle verantwortlich sein. Der Konzern hat bereits Milliarden Dollar an Entschädigungen gezahlt. In einem neuen Prozess gab es nun eine weitere Millionenstrafe.

Der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson (J&J) hat in der Klagewelle um mutmaßlich asbestverseuchtem Talkumpuder einen weiteren Rückschlag erlitten. Ein Geschworenengericht in Portland sprach der Klägerin und ihrem Ehemann gestern 60 Millionen Dollar Schadensersatz und eine Strafzahlung von 200 Millionen Dollar zu. Der Konzern kündigte Berufung an.

Bei der Klägerin Kyung Lee war im vergangenen Jahr im Alter von 48 Jahren Mesotheliom diagnostiziert worden. Lee argumentierte, dass die tödliche Krebserkrankung des Gewebes um ihr Herz darauf zurückzuführen sei, dass sie über Babypuder und Deodorants von J&J fast 30 Jahre lang Asbest ausgesetzt gewesen sei.

Ein Anwalt von J&J sagte während des Prozesses, dass ihre Krankheit wahrscheinlich durch Asbest verursacht wurde, der in einer Fabrik in der Nähe ihres Wohnortes verwendet wurde. Das Urteil sei "unvereinbar mit jahrzehntelangen unabhängigen wissenschaftlichen Bewertungen", die die Sicherheit des Babypuders bestätigt hätten: Er enthalte keinen Asbest und verursache keinen Krebs.

Vergleichszahlung im Rahmen eines Insolvenzverfahrens

Das Unternehmen sieht sich in den USA mit Klagen von mehr als 61.000 Klägern wegen seines Talkum-Puders konfrontiert. Die überwiegende Mehrheit der Kläger sind Frauen mit Eierstockkrebs, nur eine kleine Minderheit sind Mesotheliom-Patienten.

Johnson & Johnson hatte im Zuge der Klagewelle eine Eigenart der texanischen Gesetzgebung genutzt und das Tochterunternehmen LTL gegründet, um die Ansprüche auszulagern. Anschließend meldete LTL Insolvenz an. Johnson & Johnson versucht so, die Mehrheit der Talkum-Klagen mit einem einzigen Deal und einer Vergleichszahlung in Höhe von 6,48 Milliarden Dollar beizulegen.

J&J musste bereits Milliarden zahlen

Zwei frühere Versuche des Unternehmens, die Fälle im Rahmen eines Insolvenzverfahrens beizulegen, wurden von den Gerichten zurückgewiesen, da bei der Tochtergesellschaft die finanzielle Notlage nicht nachweisbar sei. Der Konzern benötigt die Unterstützung von 75 Prozent der verbleibenden Kläger, um die Zustimmung zu einem Konkursvergleich zu erhalten, das den Rechtsstreit beenden, zukünftige Fälle schließen und Menschen daran hindern würde, sich aus dem Deal zurückzuziehen.

Die Gerichtsverfahren in den Talk-Fällen waren bislang unterschiedlich erfolgreich. Zu den wichtigsten Erfolgen der Klägerinnen zählt ein Urteil aus dem Jahr 2021, in dem 22 Frauen mit Eierstockkrebs 2,1 Milliarden Dollar zugesprochen wurden. Im April gewann J&J einen Prozess im Zusammenhang mit Eierstockkrebs, wurde aber in einem Mesotheliom-Fall zur Zahlung von 45 Millionen Dollar verurteilt.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 04. Juni 2024 um 13:29 Uhr im Deutschlandfunk.