Chinesischer Immobilienriese Evergrande beantragt Gläubigerschutz in den USA
Um sich vor Forderungen von Gläubigern zu schützen, hat Evergrande in den USA Gläubigerschutz beantragt. Der chinesische Immobilienkonzern gilt als das am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen der Welt.
Der hochverschuldete chinesische Immobilienentwickler China Evergrande hat einen Antrag auf Gläubigerschutz in den USA gestellt. Das geht aus Dokumenten des Konkursgerichts in Manhattan hervor. Damit wolle sich der Konzern vor Forderungen von Gläubigern in den Vereinigten Staaten schützen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg und andere US-Medien berichteten.
Nach Kapitel 15 des US-Insolvenzrechts können ausländische Unternehmen vor Klagen von amerikanischen Gläubigern geschützt werden, während sie in einem anderen Land umstrukturieren. Der chinesische Immobilienriese steckt in einer tiefen Krise und kündigte im Januar 2022 einen Restrukturierungsplan an.
Am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen der Welt
Evergrande hat nach eigenen Bilanzdaten in den vergangenen zwei Jahren umgerechnet einen Verlust in Höhe von 72 Milliarden Euro gemacht. Insgesamt belaufen sich die Schulden des ehemals größten Bauunternehmens Chinas damit auf 2,4 Billionen Yuan (umgerechnet 300 Milliarden Euro) - einen höheren Schuldenberg hat keine andere Immobilienfirma weltweit vorzuweisen.
Der einstige Star am chinesischen Wohnungsmarkt war in Schieflage geraten, nachdem die Immobilienblase geplatzt war, konnte einen ungeordneten Zusammenbruch aber vermeiden. Im März hatte das Unternehmen den Gläubigern im In- und Ausland eine Umschuldung vorgeschlagen.
Teil davon war das Angebot, ihnen Anteile an den Tochtergesellschaften zu überlassen, etwa die Elektroautotochter Evergrande NEV. Die Aktien von China Evergrande sind seit mehr als einem Jahr vom Handel in Hongkong ausgesetzt, auch weil zahlreiche Untersuchungen laufen.
Sorgen um Country Garden und Ausweitung der Krise
Der chinesische Immobiliensektor befindet sich seit geraumer Zeit in einer schweren Krise, für die Evergrande zum Symbol wurde. Der Bausektor in China hatte seit Ende der 1990er-Jahre einen Boom verzeichnet, doch viele Unternehmer verschuldeten sich immer mehr. 2020 erließen die Behörden Maßnahmen, um die Überschuldung zu stoppen. Seitdem schaffen es große Bauträger immer wieder nicht, Projekte fertigzustellen.
Die Folge waren zahlreiche Bauruinen und Insolvenzen. Zuletzt wuchs die Sorge um einen weiteren großen chinesischen Immobilienentwickler. So stürzte das Unternehmen Country Garden an der Börse ab, nachdem es zwei Kuponzahlungen für US-Dollar-Anleihen verpasst hatte. Zwar handelt es sich nur um Zinszahlungen in Höhe von 22,5 Millionen US-Dollar. Dennoch wurden sofort Erinnerungen an Evergrande wach, wo die Probleme ähnlich begonnen hatten.
Zudem wirkt sich die Immobilienkrise mittlerweile auch auf andere Wirtschaftssektoren aus - etwa auf die Finanzbranche. Zhongrong International Trust, einer der führenden Anbieter der in China weit verbreiteten Treuhandfonds, räumte jüngst Insidern zufolge gegenüber Investoren "kurzfristige Liquiditätsschwierigkeiten" ein. Auf das Geld aus den Treuhandfonds hatten viele Immobilienentwickler bei ihrer fast ungezügelten Expansion in den vergangenen Jahren gebaut.