Gewinnsprung der Commerzbank Positive Trends, gemischte Reaktionen
Die Commerzbank verzeichnet dank erfolgreicher Zinsgeschäfte und dem Ende der Nullzins-Ära positive Gewinnzahlen. Trotzdem verzeichnet die Aktie Verluste. Und ein neuer Wettbewerber sorgt für Spannung.
Erfreuliche Zahlen bei der Commerzbank: Unter dem Strich verdiente das Frankfurter Geldhaus im zweiten Quartal 565 Millionen Euro und damit ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor, gab die Bank heute bekannt. Die Commerzbank erwartet 2023 ein Konzernergebnis deutlich über dem Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro. Allein im ersten Halbjahr hat die Bank knapp 1,15 Milliarden Euro verdient.
Kosten dämpfen Börsenstimmung
Aber es gibt ja auch noch andere Zahlen. Die Kosten zum Beispiel. Die dürften etwa bei 6,4 Milliarden Euro liegen und damit rund 100 Millionen höher als bisher angepeilt. Für mögliche Kreditausfälle legte die Commerzbank im zweiten Quartal über 200 Millionen Euro zurück, insgesamt fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. An der Börse kam das nicht gut an. Die Aktie ist heute der größte Verlierer im DAX mit in der Spitze Verlusten von über fünf Prozent.
Dabei hat die Commerzbank in Konkurrenz zur Deutschen Bank in den letzten Jahren besser gewirtschaftet, so Reinhard Schmidt, Professor für Internationales Bank- und Finanzwesen am House of Finance der Frankfurter Goethe-Universität: "Der Geldaufwand, um einen Dollar zu verdienen, ist bei der Commerzbank wesentlich günstiger und vor allem hat sich das positiver entwickelt, als bei der Deutschen Bank", erklärt Schmidt. Auch die Gewinnzahlen zeigten bei der Commerzbank viel mehr ein Aufwärts als bei der Deutschen Bank.
J.P. Morgan will ins deutsche Privatkundengeschäft
Das hat unter anderem dazu beigetragen, dass die Commerzbank-Aktie seit Jahresbeginn inklusive der heutigen Verluste um fast 20 Prozent zulegen konnte, Papiere der Deutschen Bank aber mit einem Minus von rund sieben Prozent dastehen. Es ist ein Zweikampf der beiden Geldhäuser um die Vormachtstellung in Deutschland. Aber bald wird es Konkurrenz für beide geben. Die größte Bank der Welt, der US- Riese J.P. Morgan möchte in Deutschland nun auch ins Privatkundengeschäft einsteigen, ein Online-Banking anbieten.
Schmidt sieht das erstens gelassen und zweitens positiv. "Es ist seit Jahren das erste Mal, dass eine große ausländische Bank zumindest ankündigt, in den deutschen Markt einzutreten, der früher nicht attraktiv war und das ist insofern ein ganz gutes Zeichen, dass J.P. Morgan sich da auf den Weg machen will".
Die Amerikaner treffen auf zwei etablierte Finanzinstitute, die es in Zukunft offenbar gemächlicher angehen lassen, folgt man Rheinhard Schmidt vom House of Finance. Denn zum Beispiel habe die Deutsche Bank das risikoreiche Investmentbanking stark zurückgefahren. "Das ist gut für die Deutsche Bank und damit wird die Deutsche Bank der Commerzbank ähnlicher und sie rücken alle so ein bisschen in die Nachbarschaft der großen Sparkassen".
Zinserhöhungen treiben Bankengewinn
Die Commerzbank hat ihre guten Zahlen, die sie heute präsentiert hat, vor allem den Zinsgeschäften zu verdanken. Die Nullzins-Zeiten sind vorbei, der Leitzins stieg von Null noch Mitte letzten Jahres auf heute 4,25 Prozent. Banken müssen Kreditausfälle befürchten, aber sie können auch gut verdienen. Wie geht es weiter mit den Zinsen?
Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Bank, ist sich sicher, die EZB macht erstmal eine Pause. Zurückrudern würde sie aber nicht. "Ich denke, die EZB macht es jetzt genau richtig, sie öffnet die Tür vielleicht für eine Pause. Man muss erstmal abwarten, wie sich jetzt die Zinserhöhungen der letzten 13 Monate auswirken". Wir könnten uns jetzt in Deutschland nicht darauf verlassen, wieder Negativzinsen und einen schwachen Euro zu bekommen. Denn die EZB habe momentan andere Sachen zu tun, als uns in Deutschland beim Wirtschaftswachstum zu helfen.
Die Aktien der beiden börsennotierten deutschen Banken entwickeln sich heute übrigens erneut nicht im Gleichschritt. Die Commerzbank verliert kräftig an Wert, während die Aktie der Deutschen Bank sogar klar im Plus liegt.