Analyse der Verbraucherzentralen Neo- und Direktbanken schwächeln bei Erreichbarkeit
Fast 50 Prozent der Deutschen haben ein Konto bei einer Neo- oder Direktbank. Diese sind jedoch in brenzligen Situation nur sehr schwer zu erreichen, zeigt eine Auswertung der Verbraucherzentralen.
Wenn das eigene Konto gehackt wurde, das Smartphone mit integrierter Bank-App verloren geht oder die Kreditkarte gestohlen wird, müssen Kunden ihre Bank schnell kontaktieren können. Direktbanken oder Neobanken - einer Unterart der Direktbanken -, die teils nur über Apps und ohne eigenes Filialnetz funktionieren, zeigen allerdings Schwächen bei der Erreichbarkeit. Das teilte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) nach der Auswertung des Angebots von jeweils zehn Neobanken und Direktbanken mit.
Service-Zeiten der Hotlines mangelhaft
Kunden hätten immer wieder von Problemen berichtet, sodass die Verbraucherschützer im Mai die telefonische Erreichbarkeit testeten. Dabei ging es um dringende Fälle, wenn Eile geboten ist - etwa bei Sperrungen von Karten und Konten oder bei der Meldung unbefugter Buchungen. "Wenn Kriminelle ein Konto leer räumen, kommt es auf jede Minute an, um Schäden zumindest zu begrenzen", erklärte Heiko Fürst vom vzbv. "Die telefonische Erreichbarkeit einer Bank ist elementar."
Bei den untersuchten Geldhäuser habe es jedoch große Schwachstellen gegeben. So seien vor allem die Service-Zeiten der Telefonhotlines am Wochenende mangelhaft gewesen. Bei keiner Neobank konnten Verbraucherinnen und Verbraucher der Analyse zufolge am Wochenende jederzeit ihrer Meldepflicht nachkommen. Drei Neobanken hätten sogar gar keine Telefonnummer angeboten, hieß es von den Verbraucherschützern.
Bei den Direktbanken war die telefonische Erreichbarkeit danach nur bei drei von zehn Banken gegeben. Immerhin hätten aber alle eine Telefonnummer bereitgestellt - auch wenn diese nicht immer leicht zu finden gewesen sei.
Verbraucherschützer fordern ständige Erreichbarkeit
Banken müssten sicherstellen, dass sie jederzeit erreichbar seien, damit Verbraucherinnen und Verbraucher ihren Meldepflichten im Notfall nachkommen könnten, forderte der vzbv. E-Mail-Adressen oder ein Kontaktformular reichten dafür nicht aus. Auch Banking-Apps seien dafür nicht geeignet - wenn es etwa Empfangsprobleme gebe, wenn mobile Daten aufgebraucht seien oder das Handy gestohlen worden sei.
Mittlerweile besitzen laut vzbv fast 50 Prozent der Deutschen eine Bankverbindung bei einer Direktbank oder einer Neobank. Falls sie ihr Institut in brenzligen Situationen telefonisch nicht erreichen, können sie das bei dem Verbraucheraufruf der Verbraucherzentrale schildern. Der vzbv analysiere daraufhin die einzelnen Fälle und könne so früh strukturelle Probleme erkennen, heißt es auf der Website.