Tarifverhandlungen starten Chemie-Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Lohn
Mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen: Die Tarifverhandlungen für die mehr als eine halbe Million Beschäftigten der Chemieindustrie beginnen. Die erste Verhandlungsrunde ist bis Mittwoch angesetzt.
Für die etwa 585.000 Beschäftigten in der Chemieindustrie geht es ab heute um mehr Geld und um bessere Arbeitsbedingungen. Denn heute beginnen im thüringischen Teistungen die Tarifverhandlungen zwischen der IG Bergbau Chemie Energie (IG BCE) und dem Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC). Die erste bundesweite Verhandlungsrunde über den neuen Branchentarifvertrag ist bis Mittwoch angesetzt. Eine weitere bundesweite Verhandlungsrunde ist zudem bereits für Anfang Juni in Wiesbaden verabredet.
Die Gewerkschaft zieht mit einer Forderung nach sieben Prozent mehr Geld in die Verhandlung. Zugleich will sie neben den Gehaltssteigerungen auch Vorteile für die eigenen Mitglieder gegenüber anderen Arbeitnehmern tariflich festschreiben. Dabei gehe es etwa um mehr Freizeit, mehr Geld oder eine bessere soziale oder gesundheitliche Absicherung für Gewerkschaftsmitglieder.
Die Arbeitgeber wollen ihrerseits allerdings über die aus ihrer Sicht schlechte wirtschaftliche Lage der Unternehmen sprechen. Die Forderung der Gewerkschaft sei weder krisengerecht noch finanzierbar, sagte BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller: "Wir müssen noch viel aufholen, bis wir das Niveau vor Beginn des Ukraine-Krieges wieder erreicht haben. Außerdem haben die Chemie-Beschäftigten erst zu Jahresbeginn 3,25 Prozent mehr Geld bekommen."
Auftragsmangel in Chemieindustrie bleibt
Denn die Nachfragesituation in der Chemiebranche bleibt weiter angespannt, wie der heute veröffentlichte Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts zeigt. Fast die Hälfte der Unternehmen klagt über zu wenig Aufträge: Im April waren es 46,6 Prozent, wie die Forscher herausfanden. "Allerdings erwarten die Chemieunternehmen mehr Aufträge aus dem Ausland", so das Institut. Erstmals seit Januar 2023 planen zudem erste Firmen mit steigenden Verkaufspreisen. Auch wollen mehr Unternehmen ihre Produktion in den nächsten Monaten ausweiten.
Dazu passt, dass sich auch insgesamt die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Chemie-Industrie im April wieder aufgehellt hat. Trotz eines weit verbreiteten Auftragsmangels den dritten Monat in Folge stieg das Barometer für das Geschäftsklima auf minus 6,0 Punkte, nach minus 10,1 Punkten im März, wie das Münchner ifo-Institut zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte.
Die aktuelle Geschäftslage beurteilten die Unternehmen mit minus 16,0 Punkten etwas besser als im März. Die Geschäftserwartungen haben sich zugleich deutlich aufgehellt und sind wieder positiv: Dieser Indikator stieg auf plus 4,6 Punkte im April nach minus 1,9 Punkten im März.