Chemiebranche Evonik baut in Deutschland Stellen ab
Die Krise in der Chemiebranche wirkt sich auch auf Evonik aus. Der Spezialchemiekonzern plant den Abbau von rund 2.000 Arbeitsplätzen, die meisten davon in Deutschland.
Der Spezialchemiekonzern Evonik reagiert auf die Branchenkrise mit dem Abbau von Arbeitsplätzen. Das Unternehmen beabsichtigt 2.000 der rund 33.000 Arbeitsplätze zu streichen, rund 1.500 davon in Deutschland. Das teilte der Essener Konzern mit. Vor allem im Management sollen die Streichungen ansetzen. Die Kosten sollen mit dem Programm um rund 400 Millionen Euro gedrückt werden, der Konzern soll schlanker und effizienter werden, hieß es.
Geplant sind vor allem Kürzungen im Management, etwa soll die Zahl der Hierachie-Ebenen reduziert werden. "Wir dürfen uns auch bei leichten Erholungssignalen nichts vormachen: Was wir derzeit erleben, ist keine konjunkturelle Schwankung, sondern eine massive, konsequente Veränderung unseres wirtschaftlichen Umfelds", sagte Vorstandschef Christian Kullmann. Evonik stellt unter anderem Produkte von Aminosäuren für die Tier-Mast her, aber auch Lipide für Impfstoffe.
Konzernumbau wird fortgesetzt
Hintergrund ist die schwierige konjunkturelle Lage, die sich auch auf Evonik auswirkt. Nach einem Einbruch von Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr rechnet Evonik 2024 mit nur geringem Wachstum: "Für das Jahr 2024 erwartet Evonik bisher keine echte konjunkturelle Erholung", teilte der Konzern mit. Im vergangenen Jahr hatte Evonik ein bereinigtes Ebitda von knapp 1,7 (Vorjahr: 2,5) Milliarden Euro bei einem um 17 Prozent auf 15 Milliarden Euro geschrumpften Umsatz eingefahren.
"Die vielen Krisen weltweit haben uns das Ergebnis verhagelt", sagte Vorstandschef Christian Kullmann. Insgesamt sei Evonik aber "mit einem blauen Auge davongekommen". Die Rahmenbedingungen würden indes "nicht leichter": "Daher werden wir unseren grundlegenden Konzernumbau fortsetzen", betonte Kullmann.
"Ein tiefes, langes Tal"
Die gesamte Chemiebranche, eine deutsche Schlüsselindustrie, leidet unter noch immer vergleichsweise hohen Energiepreisen und der schwächelnden Konjunktur. 2023 fiel der Umsatz der Chemie- und Pharmabranche um zwölf Prozent auf rund 230 Milliarden Euro. Die Produktion brach um acht Prozent ein, in der Chemie allein waren es elf Prozent.
Evonik-Konkurrent Covestro hatte im vergangenen Jahr einen Rückgang des Umsatzes um 20 Prozent verbucht. Branchenprimus BASF meldete für 2023 einen Gewinn- und Umsatzeinruch. BASF reagiert mit Sparprogrammen und einem Abbau von Stellen.
"Wir befinden uns mitten in einem tiefen, langen Tal. Und noch ist unklar, wie lange wir es durchschreiten müssen", hatte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Markus Steilemann, der auch Covestro-Chef ist, jüngst gesagt. Die Nachfrage nach Produkten der Branche verzeichne eine Schwächephase.
Laut ifo-Beschäftigungsbarometer zögern deutsche Unternehmen derzeit wegen der ungewissen Zukunft immer stärker bei Neueinstellungen. In manchen Branchen stehen die Zeichen sogar auf Stellenabbau, kommentierte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.