ACEA-Zahlen Über 20 Prozent der EU-Neuzulassungen sind E-Autos
Erstmals hat der Marktanteil von neuen E-Autos in der EU die Schwelle von 20 Prozent erreicht. Zudem erholte sich der Autoabsatz von den Lieferengpässen im vergangenen Jahr.
Der Anteil von neu zugelassenen Elektroautos auf dem europäischen Automarkt ist im August erstmals auf über 20 Prozent gestiegen. Insgesamt seien in der Europäischen Union (EU) im vergangenen Monat 787.626 neue Fahrzeuge verkauft worden, teilte der Branchenverband ACEA heute mit. Davon waren 165.165 rein elektrisch - mehr als doppelt so viele wie ein Jahr zuvor (plus 118 Prozent).
Deutschland als Treiber beim Elektroauto-Boom
Besonders stark kletterte der Anteil der Batterieautos in Belgien: Die Wachstumsrate betrug knapp 225 Prozent. Aber auch in Deutschland fiel der Anstieg mit 170 Prozent vergleichsweise kräftig aus. Damit machten die Zulassungen von E-Autos hierzulande rund 32 Prozent der EU-Verkäufe aus - Platz fünf im europäischen Vergleich. Höher war der Anteil nur in Schweden, Finnland, Dänemark und den Niederlanden. Von Januar bis August wurden ACEA zufolge in der EU knapp eine Million E-Fahrzeuge verkauft.
"Der europaweite Elektro-Boom dürfte im August seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht haben", dämpfte jedoch Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West die Euphorie. Zum einen falle Deutschland als Wachstumstreiber vorerst aus, da seit September gewerbliche Käufe von Elektroautos nicht mehr subventioniert werden. Zum anderen sehe die Unternehmensberatung auch in einigen anderen Ländern bereits erste Zeichen einer nachlassenden Entwicklung.
"Der Markt ist nach wie vor sehr stark getrieben von staatlichen Subventionen - wenn diese auslaufen oder reduziert werden, bricht auch die Dynamik ein", erklärte Gall. Hinzu komme die globale Konjunkturschwäche, die sich auch auf dem Elektroauto-Markt bemerkbar machen werde. Mit Blick auf Deutschland prognostiziert EY in den kommenden Monaten einen Rückgang gewerblicher Elektro-Neuzulassungen, die im August für immerhin 75 Prozent aller Neuzulassungen von Elektroautos verantwortlich waren.
EY erwartet schwächelnden Autoabsatz im kommenden Jahr
Derweil scheint sich der generelle Autoabsatz in der EU mittlerweile von den Lieferengpässen erholt zu haben. Die Neuzulassungen seien im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent an, hieß von ACEA. In den ersten acht Monaten des Jahres wurden danach knapp 7,1 Millionen Autos verkauft - ein Plus von etwa 18 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die Knappheit an Elektronikchips und anderen Bauteilen zu eingeschränkten Kapazitäten geführt und damit die Autoproduktion gebremst.
Weiterhin befindet sich der Absatz allerdings deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Nach ACEA-Angaben wurden von Januar bis August knapp zwei Millionen oder 17 Prozent weniger Fahrzeuge veräußert als im Vor-Corona-Jahr 2019. In 22 der 27 EU-Mitgliedsländer habe der Absatz im vergangenen Monat unter dem Niveau vom August 2022 gelegen, teilte EY mit. "Das aktuelle Marktwachstum ist zum einen auf das außerordentlich niedrige Vorjahresniveau, zum anderen auf den immer noch recht hohen Auftragsbestand zurückzuführen", so Gall.
Inzwischen gehöre der Chipmangel zwar weitgehend der Vergangenheit an, sodass sich die Erholung bis Jahresende fortsetzen werde. "Dann werden allerdings auch die Aufträge aus der Zeit des Chipmangels abgearbeitet sein", mahnt der Experte. Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage, der gesunkenen Kaufkraft und des hohen Zinsniveaus blicke er daher pessimistisch auf das Jahr 2024. "Die aktuelle Bestellsituation deutet auf eine schwache Absatzentwicklung im kommenden Jahr hin", so Gall. Das führe zu Überkapazitäten und steigendem Preisdruck. Um den Absatz zu stabilisieren, rechne es in den kommenden Monaten eine Rabattschlacht geben.