Rückkehr in die Büros Amazon stoppt ab 2025 Homeoffice
Der Handelsriese Amazon macht Schluss mit Homeoffice. Ab Jahresbeginn sollen die Beschäftigten wieder an fünf Tagen pro Woche im Büro arbeiten. In Deutschland arbeitet weiterhin fast jeder Vierte von zu Hause aus.
Amazon-Angestellte sollen bald wieder fünf Tage pro Woche ins Büro kommen. Das gemeinsame Arbeiten sei effizienter und schweiße die Teams mehr zusammen, argumentierte Konzernchef Andy Jassy in einer E-Mail an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Wenn wir auf die vergangenen fünf Jahre zurückblicken, glauben wir weiterhin, dass die Vorteile des Zusammenseins im Büro signifikant sind." Aktuell dürfen die Beschäftigten bei Amazon grundsätzlich zwei Tage pro Woche im Homeoffice bleiben.
Feste Arbeitsplätze statt Schreibtischbuchungen
Die neue Regelung solle von Anfang Januar an gelten, damit die Beschäftigten ihre Lebensumstände daran anpassen könnten, schrieb Jassy. Zugleich werde es aber wie vor der Corona-Krise möglich sein, manchmal von Zuhause zu arbeiten - etwa wenn ein Kind krank sei oder man sich auf eine Arbeitsaufgabe konzentrieren wolle. In den beiden Zentralen des weltgrößten Online-Händlers in Seattle und Arlington bei Washington sollen darüber hinaus wieder feste Arbeitsplätze statt der zuletzt üblichen Schreibtischbuchungen eingeführt werden.
Nachdem auf dem Höhepunkt der Pandemie die Büros monatelang weitgehend leer blieben, fingen viele Unternehmen schrittweise damit an, die Beschäftigten schrittweise aus dem Homeoffice zurückzuholen. Seit Februar 2023 galt bei Amazon bereits wieder eine Präsenzpflicht an drei Tagen pro Woche. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Verteilzentren oder als Lieferfahrer arbeiten und den Großteil der Belegschaft ausmachen, war Homeoffice ohnehin keine Option.
In Seattle, wo Amazon unter anderem mehrere Hochhäuser in der Innenstadt hat, sorgte das Arbeiten von zu Hause aus für Umsatzeinbußen in Läden und Restaurants. Andere US-Technologiekonzerne wie Apple fanden eine Balance bei drei Tagen die Woche im Büro.
Ifo Institut sieht Homeoffice in Deutschland "keinesfalls auf dem Rückzug"
In Deutschland hatte es in den vergangenen Monaten ebenfalls eine Debatte über die Rückkehr vom Homeoffice ins Büro bei Unternehmen wie dem Softwarekonzern SAP oder der Deutschen Bank gegeben. Das ifo Institut hält diese immer wieder aufflammenden Diskussionen für übertrieben. Es verdichte sich das Bild, dass diese Debatte ein "Hype" sei, "der sich in den Daten nicht widerspiegelt", sagte kürzlich ifo-Experte Jean-Victor Alipour. Durchschnittlich verbringen die Beschäftigten in Deutschland 17 Prozent ihrer Arbeitszeit zu Hause, wie eine aktuelle Unternehmensumfrage der Münchener in der vergangenen Woche ergab - genauso viel wie vor einem Jahr.
Auch andere Daten zeigten, dass "das Homeoffice keinesfalls auf dem Rückzug ist", so Alipour. So seien aktuell 23,4 Prozent der Beschäftigten hierzulande zumindest teilweise im Homeoffice. Da sei nur ein minimaler Rückgang seit Februar. Zudem habe eine Auswertung von Stellenanzeigen ergeben, dass darin deutlich häufiger Homeoffice als Option angeboten werde. Zuletzt zeigte sich ein Höchststand von rund 21 Prozent.
Arbeitgeber, die Vorteile der Präsenzarbeit nutzen wollten, könnten dies vor allem durch eine bessere Koordination der Anwesenheiten nutzen, meinte Alipour. Entscheidend sei, dass die Menschen gemeinsam vor Ort seien. Wie viel Arbeitszeit zu Hause verbracht wird, kommt dabei sehr auf die Branche an. Während es in der IT 58 Prozent und in der Unternehmensberatung 50 Prozent sind, ist die Quote in der Beherbergung mit ein Prozent oder der Gastronomie und Bau mit rund zwei Prozent sehr viel geringer. Im Schnitt der Industrie sind es zehn Prozent.
Auch ZEW stellt keine komplette Abkehr vom Homeoffice fest
Auch dem Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW zufolge ist zumindest keine Abkehr bei Teilzeit-Homeoffice-Regelungen in Deutschland feststellbar. Wie aus einer Umfrage im August hervorging, arbeiten Beschäftigte in 82 Prozent der Firmen der Informationswirtschaft mindestens einmal wöchentlich zu Hause. Im verarbeitenden Gewerbe, das stärker ortsgebunden ist, sind es immerhin 48 Prozent.
Damit verharre der Anteil der Unternehmen, die ihren Beschäftigten mindestens einen Homeoffice-Tag pro Woche ermöglichen, seit der Corona-Pandemie auf einem konstant hohen Niveau, sagte Studienleiter Daniel Erdsiek. In der Vorjahresstudie lag der Wert bei Firmen der Informationswirtschaft bei 80 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe bei 45 Prozent. Dass die gesamte Arbeit im Homeoffice verrichtet werden kann, ist dagegen aktuell nicht die Regel. Volle fünf Tage pro Woche im Homeoffice zu arbeiten, erlauben aktuell nur 22 Prozent der Firmen in der Informationswirtschaft.
Dennoch zeigt sich im Vergleich mit der Lage vor der Corona-Krise, wie stark sich das mobile Arbeiten in den vergangenen Jahren etabliert hat: Vor der Pandemie betrug der Anteil der Firmen mit Homeoffice-Regelungen in der Informationswirtschaft - zu der die Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche, Mediendienstleister und wissensintensive Dienstleister zählen - lediglich 48 Prozent. Im verarbeitenden Gewerbe waren es 24 Prozent.