Radikalumbau bei Schweizer Großbank Weber entmachtet UBS-Investmentbanker
Bei der Schweizer Großbank UBS müssen bis zu 10.000 Mitarbeiter gehen. Der Konzernumbau unter der Regie von Ex-Bundesbankchef Weber trifft vor allem das Investment Banking. Er setzt auf einen Kulturwandel der Bank, auf weniger Zocken und weniger Risiko.
Von Hans-Jürgen Maurus, ARD-Hörfunkstudio Zürich
Jetzt ist es offiziell. Worüber in den vergangenen Tagen und Wochen spekuliert wurde, hat sich bewahrheitet. Der Radikalumbau bei der größten Schweizer Bank ist beschlossene Sache, und die Neuausrichtung der Bank trägt die Handschrift von Verwaltungsratspräsident Axel Weber.
Der Ex-Bundesbankpräsident leitet einen Kulturwandel ein, der mit massiven Einschnitten verbunden ist. Bis zu 10.000 Mitarbeiter werden bis 2015 ihren Job verlieren, allein in der Schweiz sind es 2500. Das Investmentbanking wird drastisch zurückgefahren. Der frühere Alleinherrscher des Investmentbankings, Karsten Kengeter, verlässt die Geschäftsleitung, wird faktisch entmachtet und abgeschoben. Deutlicher hätte die Botschaft nicht ausfallen können.
Weber legt die Axt an
Axel Weber arbeitet nicht mit dem Skalpell, sondern legt die Axt an. Dies ist eine Wasserscheide nicht nur für die UBS, sondern für die gesamte Großbankenszene. Denn die größte Schweizer Bank war in den vergangenen Jahrzehnten einer der ganz großen Global Player. Das gilt vor allem für das Investmentbanking, die gigantische Geldmaschine, mit der sich viele Topmanager und nicht zuletzt die Frontkämpfer goldene Nasen verdienten. Damit ist Schluss.
Das Investment Banking, in dem viel zu große Risiken aufgetürmt, allzu gewaltige Verluste eingefahren und zu viel Kapital gebunden wurde, ist heute ein riesiger Klotz am Bein, d.h. zu viele Banker, zu hohe Ansprüche, zu hohe Personalkosten. Jetzt schrumpft diese Sparte und die ganze Bank mit ihr. Die Investmentbanker sollen ihr traditionelles Geschäft behalten: Kundenberatung, Aktienhandel, Analysen. Die Zockerbude wird abgeschafft. Und die risikogewichteten Aktiven werden weiter zurückgefahren. So jedenfalls lautet das Ziel. Dies ist bedeutsam. Denn andere Finanzinstitute werden folgen.
Drastischer Sparkurs
Die Zahlen verdeutlichen den drastischen Sparkurs. Die UBS will im Vergleich zu früheren Plänen jährlich mehr als drei Milliarden Franken zusätzlich einsparen, insgesamt mindestens 5,4 Milliarden Franken pro Jahr bis 2015. Die Aktionäre können wieder hoffen. Im dritten Quartal meldet die UBS allerdings aufgrund der anfallenden Sonderbelastungen einen Verlust von mehr als zwei Milliarden Franken. Ohne diese Sonderfaktoren hätte die Bank einen Vorsteuergewinn von 1,4 Milliarden Franken erzielt. Auch das zeigt die Dimension der neuen Maßnahmen.
Verwaltungsratspräsident Axel Weber hat zugeschlagen, es ist der Versuch eines Befreiungsschlags. Bleibt abzuwarten, ob UBS-CEO Sergio Ermotti der Mann ist, der die Bank langfristig genau dahin führen kann, wo Weber sie haben will.