Immer höhere Risikoaufschläge Spanien hat Probleme, an Geld zu kommen
Spanien kommt wegen der Bankenkrise immer schwerer an frisches Geld. Für zehnjährige Staatsanleihen muss das Land wieder Renditen von mehr als sechs Prozent bezahlen - und verschuldet sich somit immer mehr. Ministerpräsident Rajoy sprach von einem "extrem schwierigen Moment".
Erst der Ruf aus der Region Katalonien nach Finanzhilfen der Regierung, dann die strauchelnde Großbank Bankia, deren Sanierung weitere Milliardensummen kostet: Spanien kommt derzeit nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Das schlägt sich nun auch an den Finanzmärkten nieder. Das Land hat immer größere Probleme, an frisches Geld zu kommen.
Die Renditen für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren stiegen auf mehr als 6,5 Prozent. Dieser Wert kommt den 6,7 Prozent sehr nahe, die Spanien im Herbst 2011 zahlen musste, als die Lage an den europäischen Anleihemärkten zu eskalieren drohte. Im Vergleich mit den als besonders sicher geltenden deutschen Papieren stieg der Risikoaufschlag auf den höchsten Stand seit der Einführung des Euro. Derart hohe Sätze gelten als nicht stemmbar, da sie den Staaten zu hohe Zinskosten aufbürden - und sie sind ein Zeichen mangelnden Vertrauens seitens der Anleger, die fürchten, dass Spanien vollends in den Strudel der europäischen Schuldenkrise gerissen wird.
"Ein extrem schwieriger Moment"
Spanien erlebe gerade einen "extrem schwierigen Moment", räumte denn auch Ministerpräsident Mariano Rajoy auf einer Pressekonferenz ein. Es sei "sehr schwer", sich momentan auf den Finanzmärkten frisches Geld zu beschaffen. Allerdings habe der Anstieg der Risikoaufschläge nichts mit der Bankia-Krise zu tun: "Alle Welt weiß, dass Spanien alles daran setzt, sein Defizit zu reduzieren. Aber es herrscht eine allgemeine Unsicherheit wegen der Lage in Griechenland", beschrieb Rajoy das seiner Meinung nach vorherrschende Dilemma. Madrid werde die angeschlagenen Banken aber aus eigener Kraft sanieren, versprach Rajoy. "Es wird für die spanischen Geldhäuser keine europäische Rettungsaktion geben."
Zugleich forderte der Regierungschef die Europäische Union auf, ein klares Bekenntnis zum Euro abzulegen. "Alle Zweifel über die Zukunft der Währung müssen zerstreut werden. " Der Euro sei ein "unumkehrbares Projekt".
Schulden, Rezession und Arbeitslosigkeit
Am Freitag war bekannt geworden, dass die Sanierung der angeschlagenen Großbank Bankia den spanischen Staat nun eine Rekordsumme von mehr als 23 Milliarden Euro kosten wird. Dieser Betrag übertrifft bei weitem die schlimmsten Befürchtungen der Regierung. Wirtschaftsminister Luis de Guindos hatte noch am Mittwoch die benötigte Staatshilfe von Bankia auf neun Milliarden Euro beziffert.
Mit Katalonien bat zudem die reichste autonome Region um rasche Finanzierungshilfe, da am Monatsende Kredite beglichen werden müssen. Katalonien - das ein Fünftel des spanischen Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet - muss in diesem Jahr mehr als 13 Milliarden Euro umschulden.
Insgesmat sind 17 Regionen hoch verschuldet. Aufgrund der Rezession leidet das gesamte Land zudem an extrem hoher Arbeitslosigkeit, besonders unter Jugendlichen. Die Regierung Rajoy reagierte mit einem rigiden Sparkurs auf die hohe Verschuldung. Das birgt viel politischen Zündstoff. Sie strich unter anderem die Ausgaben für Schulen und Krankenhäuser kräftig zusammen. Um die europäischen Defizit-Vorgaben zu erfüllen, plant der Regierungschef Einsparungen von mehr als 45 Milliarden Euro in diesem Jahr.