EU einig über strengere Regeln für Ratingagenturen Daumen senken kann künftig Folgen haben
Lange Zeit fand die Arbeit der Ratingagenturen kaum Beachtung. Seit der Finanzkrise ist das anders. Die Länder-Ratings von Moody's, Fitch oder Standard & Poor's lösten teils heftige Reaktionen auf den Märkten aus und sorgten oft für Unverständnis. Die EU will den Agenturen nun schärfere Regeln auferlegen.
Ratingagenturen müssen sich in Europa künftig einer strengeren Kontrolle unterziehen. Das sehen neue Regeln vor, auf die sich die EU-Länder und das Europäische Parlament geeinigt haben. Ziel ist es, die Bonitätsprüfer für ihre Notenvergabe stärker zur Verantwortung ziehen zu können. So sollen Klagen erleichtert und den Agenturen mehr Transparenz auferlegt werden.
Zentrales Anliegen der neuen Rahmenbedingungen sind schärfere Vorgaben für die Veröffentlichung der Bonitätsnöten. So sollen die Agenturen künftig Bewertungen von EU-Staaten nur zu vorher gewählten Terminen verkünden, nur außerhalb der Geschäftszeiten und rechtzeitig, bevor in Europa die Börsen öffnen. Dies soll nervöse Reaktionen der Märkte abmildern. Die Agenturen müssen zudem offenlegen, nach welchen Kriterien sie ihre Entscheidung getroffen haben.
Agenturen sollen haftbar gemacht werden
Für fahrlässige oder absichtlich falsche Bewertungen sollen die Agenturen haften. Bei der Bewertung bestimmter komplexer Papiere müssen sich die Bonitätsprüfer abwechseln. Dies soll verhindern helfen, dass sich die gewinnorientierten Ratingagenturen mit zu rosigen Einstufungen das Wohlwollen ihrer Geldgeber sichern.
Schlechte Figur in der Schuldenkrise
Ratingagenturen wie Moody's, Fitch oder Standard & Poor's bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen oder Staaten. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Finanzkrise: Stufen sie einen Staat herab, hat das meist direkte Folgen für dessen Schuldenstand. Denn je schlechter die Ratingagenturen die Bonität eines Schuldners beurteilen, desto teurer und schwieriger wird es für ihn, sich am Kapitalmarkt Geld zu besorgen. Kritiker beanstanden zudem, dass die Agenturen Top-Bewertungen für Anleihen vergeben hätten, die sich später als Giftpapiere erwiesen. Ein anderer Vorwurf besagt, dass in der Euro-Krise manche Länder-Ratings zu äußerst sensiblen Zeitpunkten herabgestuft wurden.
Die Vorschriften, auf die sich Vertreter der EU-Kommission, des Europäischen Parlaments und der EU-Staaten nun verständigt haben, treten voraussichtlich frühestens im kommenden Jahr in Kraft. Kritiker bemängeln, dass die Regeln im Zuge der Verhandlungen aufgeweicht worden seien. Vom Tisch sei etwa die Forderung, Länder-Bewertungen auszusetzen, solange Rettungsprogramme organisiert werden.